Flüchtlingen aus Pegnitz droht Abschiebung

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Für einige Asylbewerber aus Pegnitz, die im ehemaligen Druckhaus (Foto) leben, liegt bereits ein Abschiebebescheid vor, Foto: red Foto: red

Rund 50 afghanische Flüchtlinge wurden Mittwochabend von München aus nach Kabul abgeschoben. Asylbewerber aus Pegnitz waren nicht darunter - noch nicht. Denn für einige liegt bereits ein Abschiebebescheid vor. Dagegen läuft jetzt ein Widerspruchsverfahren, so Susanne Bauer vom Vorstand des Unterstützerkreises. 

 
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Sie findet die Situiation absurd: „Da geht es um junge Menschen, die zwar in Afghanistan geboren wurden, aber schon als Kleinstkinder mit ihren Familien nach Pakistan kamen.“ Eben mal so die Staatsbürgerschaft zu ändern, sei „dort halt nicht so einfach“. Und so haben sie immer noch einen afghanischen Pass. Und gelten in der Konsequenz als Afghanen. Und damit als Flüchtlinge aus einem nach offizieller Lesart sicheren Herkunftsland.

“Ein Geschenk an die AfD“

Ein Begriff, mit dem Susanne Bauer wenig anfangen kann: „Was ist sicher? Wenn es in einer Stadt mal zehn Tage lang keinen Anschlag gibt? Wie definiert man, welche Teilbereiche eines Landes wirklich sicher sind?“ Aus ihrer Sicht ist die aktuelle Abschiebepraxis ´“ein Geschenk an die AfD“. Ein Geschenk, mit dem die große Politik sagen wolle: „Schaut her, wir schieben ab, also kann man auch uns wählen.“

Familien mit kleinen Kindern werden verschont

Auch Renate Steinhagen, Vorsitzende des Unterstützerkreises, der sich um Flüchtlinge, aber auch um benachteiligte deutsche Familien kümmert, kann das Ganze nicht nachvollziehen: „Da geht es ja um Menschen, die gar nicht aus Afghanistan geflohen sind - und dannn will man sie dorthin zurückschicken...“ Immerhin blieben Familien mit kleinen Kindern verschont. Mütter mit ihren Babys abzuschieben, das traue man sich dann doch nicht - „weil das einen Sturm der Entrüstung auslösen würde“. Und so haben auch die afghanischen Familien, die in Pegnitz untergebracht sind, jetzt ein vorläufiges Bleiberecht, dürfen aus der Unterkunft ausziehen und können sich eine Wohnung suchen.

Schlimmer ist es für die jungen Männer

Schlimmer ist die Lage für die jungen Männer. Wie für einen 19-Jährigen, der 16 Jahre in Pakistan lebte. „Der hat Angst, der kann nachts nicht mehr ruhig schlafen“, sagt Susanne Bauer. Auch, weil er in seinem Leben schon zahlreiche Bombenanschläge erlebt hat. Nicht nur für ihn wäre die zwangsweise Rückkehr in sein Geburtsland eine Katastrophe: „Die haben dort kein Netzwerk, die haben da niemand, zu dem sie gehen können.“ Der 19-Jährige versuche all das bei langen Spaziergängen zu verarbeiten, „natürlich reden wir auch viel mit den Betroffenen“.

Wie gesagt: Das Widerspruchsverfahren läuft, der Verein hat Anwälte eingeschaltet. Doch der Ausgang ist ungewiss. Und damit bleibt die Angst.

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