Studien zeigen: Mit dem Skifahren ist es im Fichtelgebirge spätestens in 30 Jahren vorbei Fichtelgebirge gut auf Tourismuswandel eingestellt

Von Sarah Bernhard
Grüne Wiese, Ski und Rodel unmöglich heißt es auf der Skipiste am am Klausenlift in Mehlmeisel. Mit dem neuen Kinderland soll es am Lift künftig auch im Sommer lustig werden. Foto: Torsten Silz Foto: red

In 30 Jahren lohnt sich Skitourismus nur noch auf den höchsten Alpengipfeln, das besagen Studien der Uni München und des Bayerischen Alpenvereins. Doch die Menschen im Fichtelgebirge lässt diese Nachricht kalt: Was sie im Moment planen und bauen, taugt auch für den Sommer.

 
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Günter Pöllmann unterbricht, noch ehe die Frage halb gestellt ist. „Das ist doch kalter Kaffee", sagt der Bürgermeister von Mehlmeisel, „das wissen wir doch längst". Nur noch die höher gelegenen Alpengebiete werden in 20 Jahren noch schneesicher sein, hat eine Studie im Auftrag des Deutschen Alpenvereins ergeben. Eine Untersuchung der Ludwig-Maximilians-Universität München schlägt in die gleiche Kerbe: Um bis zu 90 Prozent werden die sogenannten „optimalen Skitage" bis zum Jahr 2040 zurückgehen – und selbst Schneekanonen werden dann nicht mehr helfen. „Die Leute wollen kein weißes Band in grüner Landschaft", sagt Jürgen Schmude, der die Studie geleitet hat (siehe Interview unten).

Pöllmann hat vor dieser Zukunft keine Angst. „Unser Investitionszeitraum liegt bei 20 Jahren. Alles, was bis dahin abgeschrieben ist, hat sich gelohnt." Etwa die 2004 gebaute Beschneiungsanlage am gemeindeeigenen Klausenlift, „die hat uns schon über acht gute Winter gebracht".

Zudem plane man mittlerweile bei jedem Projekt für den Sommer mit. Etwa beim Kinderland am Fuß des Skilifts: „Im Winter wird es dort eine kleine Kinderabfahrt geben, im Sommer einen Wasserspielplatz." Bis zu einer halben Million könnte das Projekt kosten, wenn alle Wünsche umgesetzt werden.  „Aber man muss ja nicht alles auf einen Schlag machen."

Auch Andreas Munder von der Tourismus Marketing Ochsenkopf GmbH verweist auf die vielen Alternativen zum Skitourismus: unter anderem die Devalkartbahn in Oberwarmensteinach, die Rollerbahn, den Ziplinepark, den Bikepark, die Downhillstrecke und den geplanten Alpine-Coaster am Ochsenkopf. „Klar, man muss sich was einfallen lassen", sagt Munder. „Aber  bloß, weil jetzt jemand sagt, es gibt bald keinen Winter mehr, können wir nicht einfach mit dem Skitourismus aufhören." Das sei ein falsches Signal, sagt auch der Bischofsgrüner Bürgermeister Stephan Unglaub. „Die Region lebt davon." Laut Munder erzielen die Tourismusunternehmen in einem guten Winter  rund 40 Prozent des Jahresumsatzes.

Die halten sowieso eher weniger von solchen Studien. „Das ist doch alles nur Panikmache", sagt Peter Hottenroth von der gleichnamigen Skischule. „Wenn viel Schnee liegt, heißt es, wir gehen einer Eiszeit entgegen, wenn wenig Schnee liegt, ist es der Klimawandel."

Auch Hajo Küfner, Wirt der Bleamlalm, hat sich über den Tourismuswandel noch keine Gedanken gemacht. „Interessiert mich auch nicht, bis dahin bin ich sowieso in Rente." Im Gegensatz zu den Skiliftbetreibern hat er den Vorteil, dass seine Sommer- und Wintereinnahmen in etwa gleich hoch sind: „Im Winter kommen mehr Leute, die Kleinigkeiten zu sich nehmen, im Sommer sind es weniger, aber sie bleiben länger und essen mehr."

Die neuen Studien könnten aber noch auf eine ganz andere Art Einfluss auf die Region nehmen. „Wenn wir in Nordbayern investieren, muss das Projekt natürlich zukunftsfähig sein", sagt Thomas Kern, Geschäftsführer des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV). „Und der Wintersport spielt im Fichtelgebirge durchaus eine große Rolle." Andererseits solle der Schnee in ganz Bayern abnehmen, „deswegen können wir ja nicht alle unsere Sportcamps zumachen".

Ob die abnehmende Schneesicherheit das mögliche neue Camp wirklich gefährden kann, wird sich im Mai zeigen. Dann werden die Ergebnisse zweier Gutachten vorliegen, die anhand verschiedener Faktoren prüfen, ob sich ein neues BLSV-Camp lohnt. „Davon wird es abhängen, ob wir uns für das Camp entscheiden oder nicht."


SchneInfo: Der Hempelsberglift und die Skischaukel in Oberwarmensteinach sind heute und morgen ab 9 Uhr geöffnet.

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