Fichtelgebirge: Diskussion um Werbeschild

Von Andreas Gewinner
Ist das eine Palme oder ein Brunnen rechts? Und sollen sich Wanderer und Radler wirklich frontal begegnen? Der Entwurf für künftige Autobahnschilder sorgte für Diskussionen unter den Mitgliedern der TZ Fichtelgebirge. Grafik: Tourismuszentrale Fichtelgebirge Foto: red

43 Prozent aller Urlauber buchen ihre Reise im Internet. Aber nur zehn Prozent der Gästebetten im Fichtelgebirge lassen sich online buchen. Das will Ferdinand Reb ändern. Der Geschäftsführer der Tourismuszentrale Fichtelgebirge (TZ) und Vorsitzender Landrat Hermann Hübner informierten auf der Mitgliederversammlung in Brand/Opf. außerdem über geplante Werbung, warum die EU bei der TZ hinschaut, über Gästezahlen und über die neuen Hinweisschilder an der Autobahn. Und die sorgten für Diskussionen.

 
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Die Schilder: 1992 wurden entlang der A 9 die ersten zwei Schilder als Hinweis auf das Fichtelgebirge aufgestellt. Nach 24 Jahren sind die 3,60 mal 2,40 Meter großen Schilder so kaputt, dass sie ersetzt werden müssen. Das Ersatzmotiv - mit Rudolfstein, Schneeberg und Ochsenkopf, einem Radler und einem Wanderer und einem Hinweis auf die Heilbäder - wurde der Versammlung vorgestellt. Doch die gab noch kein grünes Licht. Zu vollgepackt, war eine Stimme. Anderen hingegen fehlte ein Hinweis auf den Waldreichtum. Doch die Hauptdiskussion entspann sich an der Frage, was die Heilbäder symbolisieren soll: eine Art Tempelbauwerk, das nicht ohne weiteres als Hinweis auf Heilwasser zu erkennen ist? Oder ein Springbrunnen? Der Springbrunnen sehe eher wie eine Palme aus, befand Weißenstadts Bürgermeister Frank Dreyer. Obwohl der ja jetzt tatsächlich Palmen in Weißenstadt hat, im Gesundzeitresort. Doch auch andere hatten Änderungswünsche. Landrat Hermann Hübner musste einen Rückzieher machen, wollte die Diskussion aber nicht komplett auf Null stellen. Gleichwohl soll die Entscheidung mit dem parallel laufenden Leitbildprozess synchronsiert werden. Derweil hofft man, dass die angeschlagenen Schilder den Winter überstehen und von der Autobahndirektion nicht ersatzlos abmontiert werden müssen.

 

 

Ohne Diskussionen hingegen wurde ein Logowechsel durchgewunken. Die TZ und der Naturpark haben künftig ein gemeinsames Logo. Wobei im Grunde das grüne TZ-Logo mit dem Rudolfstein übernommen wird, ergänzt um das Wort "Naturpark".

Gästezahlen: "Gibt es erst wieder im Frühjahr", sagte Landrat Hübner. Und verriet dann doch ein paar Daten für das laufende Jahr: Bis Ende September habe es im Fichtelgebirge 6,6 Prozent mehr Übernachtungen und zehn Prozent mehr Gästeankünfte gegenüber dem Vorjahreszeitraum gegeben. "Und das, obwohl es vom Wetter her kein Superjahr war." Innerhalb Bayerns habe Oberfranken die höchsten Zuwüchse.

Werbung: Die TZ ist seit Jahresanfang um eine Vollzeitstelle aufgestockt. Trotzdem ist das Geld, das direkt für Werbung zur Verfügung steht, das "Marketingbudget", mit 238.600 Euro fast so hoch wie die Personalkosten (246.000 Euro). Im Einzelnen sollen ausgegeben werden: für das Thema Wandern 30.000 Euro, für Radeln 38.000 (die Relation erklärt Reb so: "Beim Wandern sind wir schon gut aufgestellt"). Für das Oberthema Gesundheit sind 25.000 Euro verplant, für Kulinarik 2500 Euro, für Winter 5000 Euro (Reb: "wir wollen den Winter spielen, ohne von Schnee abhängig zu sein"), für internationale Werbung 8000 Euro (unter anderem für eine niederländische Broschüre), für "Kommunikation" (das sind Karten, Broschüren, aber auch Filmaufnahmen) 45.000 Euro. Für die Website sind 7000 Euro geplant, für "Projekte" 10.000 Euro (dazu zählt eine Studie, die Aufschluss geben soll, welche Kompetenz Gäste dem Fichtelgebirge bei bestimmten Themen zumessen - also im Umkehrschluss, wo Nachholbedarf ist). Für klassische Pressearbeit (Pressemitteilungen, Anzeigen, Journalistenreisen) sind 26.000 Euro angesetzt.

EU-Beihilferecht: Die TZ ist teilweise mit Dienstleistungen tätig, die auch ein Privatanbieter machen könnte, zum Beispiel Urlaubspauschalen. Deswegen interessiert sich die EU auch dafür, was im Fichtelberger Rathaus, wo die TZ ihren Sitz hat, passiert. Und ob das den Wettbewerb untergräbt oder private Anbieter durch Subventionen benachteiligt sind. Reb: "Wir müssen öffentliches Geld so einsetzen, dass wir nicht in den Wettbewerb eingreifen. Wir müssen marktübliche Preise verlangen. Wir dürfen nicht quersubventionieren. Wir müssen eine Buchführung haben, die zwischen wirtschaftlichen und nichtwirtschaftlichen Tätigkeiten unterscheiden lässt." Landrat Hübner nannte Beispiele, was passieren kann, wenn man das Thema vernachlässigt. Wie in Potsdam, wo die TI schließen musste und der Betrieb neu ausgeschrieben werden musste. Vergleichbare Einrichtungen wie die TZ mussten Unternehmensteile abtrennen. Hübner: "Uns war wichtig, dass wir für Dinge wie "Wandern ohne Gepäck", die der Markt nicht anbietet, nicht eine eigene Firma gründen müssen." Das Fachbüro Rödl und Partner wurde mit der Thematik beauftragt. Und befand, dass eine "Betrauungsakte" ausreichend ist. Die entspechende Erklärung der Mitgliedkommunen bedeutet, dass "einem Unternehmen eine Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse (DAWI) kraft eines öffentlichen Hoheitsaktes übertragen wird", so die Online-Ausgabe des Wirtschaftslexikons Gabler: "Es handelt sich dabei um eine Voraussetzung für eine Ausnahme von den Wettbewerbsregeln, unter anderem vom Beihilfenverbot. Eine Betrauung ist insofern unverzichtbar für die öffentliche Finanzierung von DAWI."

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