Festspiel-Kiosk: Ein Klo für alle Fälle

Von Thorsten Gütling
Die Tage der alten Toiletten im Kiosk am Festspielhaus sind gezählt. Geht es nach Grünen und Bayreuther Gemeinschaft im Stadtrat, sollen Männer und Frauen dort keine eigenen Räume mehr bekommen, sondern einen gemeinsamen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Von wegen schnell mal aufs Klo. Bei Veranstaltungen stehen sich Frauen die Beine in den Bauch. Wer als Mann einen Wickeltisch sucht, der findet außerhalb der Damenklos oft keinen und wer als Mann geboren ist, aber viel lieber Frau oder nichts von beidem mehr sein will, der wird sowieso schief angeschaut, egal wo er sein Geschäft verrichtet. Nicht zuletzt, weil Toiletten auch Geld kosten, wird seit Jahren darüber diskutiert, die Trennung zwischen Männlein und Weiblein beim Toilettengang aufzuheben. Jetzt hat die Diskussion auch den Bayreuther Stadtrat erreicht. Im Kiosk vor dem Festspielhaus soll es künftig nur noch einen Toilettenraum für alle geben.

 
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Wer eher konservativ denkt, für den ist die Vorstellung, dass es mehr als nur zwei Geschlechter gibt, ein Graus. In eher liberalen Kreisen gilt es dagegen als fortschrittlich. Das sehen auch viele von denen so, die sich für die Gleichstellung von Mann und Frau stark machen. Wie schwer es ist, einen Konsens darüber herzustellen, wer künftig wo aufs Klo gehen soll, zeigt die Stadt Berlin. Dort wird seit nunmehr zwei Jahren diskutiert. Darüber, ob Geld ausgegeben werden soll, um zehn öffentliche Toiletten so umzuwidmen, dass Männer und Frauen sie gleichermaßen nutzen können. Gesamtkosten: 5000 Euro.

Anderswo längst Realität

Bis auf wenige deutsche Städte, darunter Tübingen und Hamburg, werden Unisex-Toiletten darum bisher in erster Linie in Clubs und Gaststätten angeboten. In anderen Ländern ist man weiter. In Schweden, der Schweiz, den Niederlanden und Teilen der USA sind sie bereits weit verbreitet. Der Antrag den die Bayreuther Stadträte Stefan Schlags (Grüne) und Georg Kämpf (Bayreuther Gemeinschaft) gestellt haben, fordert darum nicht weniger, als sich an den großen Vorbildern zu orientieren – an New York zum Beispiel. „Wenn nicht dort, wo wir international im Fokus stehen, wo dann?“, fragt Schlags. Man baue diese Toilettenanlage in Nachbarschaft des Festspielhauses schließlich nicht für die Bayreuther, sondern für die Gäste aus aller Welt. Und immerhin könne man so von den rund 500.000 Euro, die der neue Kiosk kosten wird, noch einen Mehrwert für die Stadt herausschlagen. Nämlich Werbung.

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Die Toilette für alle Geschlechter, soll aber einen weiteren Vorteil haben. Sie soll Geld sparen. Das 112 Quadratmeter große und 500.000 Euro teure Gebäude, steht wegen seines Preises sowieso in der Kritik. Der Vorsitzende der CSU-Fraktion, Stefan Specht, nennt die Pläne im Bauausschuss entsetzlich, Stefan Schuh (Junges Bayreuth) sagt, angesichts des Preises tue man sich schwer zuzustimmen und Helmut Zartner (Die Unabhängigen) spricht von einem Wahnsinn, den man den Bürgern nur schwer vermitteln könne.

Nur noch ein Waschraum nötig

Der Vorschlag von Schlags und Kämpf könnte den Preis zumindest ein wenig senken. Ein gemeinsamer Toilettenraum für Mann und Frau könnte Platz und Kosten für einen zweiten Waschraum sparen. Auf Nachfrage heißt es aus dem Hochbauamt der Stadt: „Normentechnisch wäre ein Verzicht auf getrennte Damen- und Herrentoiletten zugunsten von Unisex-Toiletten machbar.“ Man sehe aber nur ein geringes Einsparpotenzial, weil Einbau und Unterhalt von Klos teurer seien, als bei einem einfachen Urinal.

Kein Raum für Briefmarken

Mehr einsparen ließe sich wohl durch einen zweiten Vorschlag, den die Stadträte Schlags und Kämpf machen: Der von der Bauverwaltung geplante, 22 Quadratmeter große und 100.000 Euro teure Raum für eine Poststelle soll gestrichen werden. Stattdessen sollen Sondermarken und Stempel künftig in dem nur 13 Quadratmeter großen Raum mit herausgegeben werden, den die Pläne für einen Buchhändler vorsehen.

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