Live-Streams
Für die Musiker selbst sind Live-Auftritte im Internet-Zeitalter zur wichtigsten Einnahmequelle geworden. Während sie ihr Geld in den 1980er- und 90er-Jahren noch vor allem mit Tonträgern verdienten, stellen Viele heute ihre Songs kostenlos zum Download ins Netz, um die Nachfrage für ihre Konzerte zu steigern. Neue Vermarktungsmöglichkeiten böten allerdings Live-Streams von Konzerten, mit denen ausverkaufte Großveranstaltungen zum Beispiel in Clubs übertragen werden können, sagt Michow.
Rund 300 Musik-Festivals stehen in Deutschland jährlich auf dem Programm, davon über die Hälfte mit Rock- und Popmusik. Im Jahr 2013 lagen die Umsätze bei 337 Millionen Euro, neuere Zahlen liegen derzeit nicht vor. «Das hat aber ganz sicher zugenommen, überall sind neue Festivals entstanden, und das Interesse an Live-Events nimmt immer noch zu», sagt Michow.
Konkurrenz
Das bringt aber auch mehr Konkurrenz mit sich. Nicht alle Festivals sind so erfolgreich, wie sich das die Veranstalter wünschen würden: Die Deutsche Entertainment AG (DEAG), Veranstalter von «Rockavaria» und «Rock im Revier», scheint sich mit dem Kartenverkauf in diesem Jahr etwas schwer getan zu haben. Zumindest machten sie um die Verkaufszahlen noch ein großes Geheimnis, als «Rock am Ring» und «Rock im Park» - die Festivals, denen die DEAG Konkurrenz machen will - schon Zehntausende verkaufte Tickets meldeten. Mit rund 35 000 Besuchern rechnet die DEAG in München, im vergangenen Jahr waren es noch 49 000.
Einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe hat die DEAG 2015 nach Angaben ihres Chefs Peter Schwenkow mit den neuen Festivals gemacht. In diesem Jahr soll die schwarze Null stehen, im kommenden Jahr will die DEAG sich die Millionen zurückholen.
Wacken
Solche Sorgen hat man beim «Wacken Open Air» schon lange nicht mehr. Rund 75 000 zahlende Besucher werden in diesem Jahr wieder auf dem Festivalgelände in dem schleswig-holsteinischen Dorf erwartet, die Tickets waren binnen 23 Stunden ausverkauft. 190 Euro inklusive Vorverkaufsgebühr lassen sich Metal-Fans aus aller Welt die drei Tage Dauer-Dröhnung mit Bands wie der Industrial-Metal-Formation Ministry oder der britischen Rockband Therapy? kosten - Anreise- und Verpflegungskosten natürlich nicht eingerechnet. Dafür lässt sich gut und gerne auch schon ein Kurzurlaub bestreiten.
Die Macher des «Wacken Open Air» haben genau das zum Geschäftsmodell gemacht und bieten nach Open Air und Metal-Kreuzfahrt seit diesem Jahr auch mehrtägige Ski-Trips in die österreichische Bergwelt mit Übernachtung, Liftkarte - und natürlich jeder Menge metallischer Musik.
Trotzdem hat die Ausgabenfreude vieler Fans auch Grenzen, sagt Verbandschef Michow. Angesichts erheblich gestiegener Kosten müssten die Veranstalter aber bei den Ticketpreisen nun einmal hart kalkulieren. Wer mit Partner oder gar Familie ein Festival besuchen will und pro Nase gelegentlich bis zu 200 Euro für den Eintritt bezahlen muss, wird sich allerdings gut überlegen, ob er in ein paar Wochen gleich das nächste Event ansteuert.