Nach Insolvenz eines früheren Autohändlers: Lieferanten schauen durch die Finger – 100 Gläubiger warten auf Geld Fast eine Million Euro Schaden

Von Peter Engelbrecht
Ein ehemaliger Autohändler aus Kulmbach betrog seine Lieferanten. Nun geht das Insolvenzverfahren dem Ende entgegen. Das Foto ist ein Symbolbild. Foto: Ronny Wittek/Archiv Foto: red

Die Insolvenz eines früheren Kulmbacher Autohändlers im Jahr 2002 kommt den Lieferanten teuer zu stehen: Den Forderungen von 996 000 Euro steht ein Betrag von 0,00 Euro gegenüber. So ist es in der öffentlichen Terminbestimmung des Insolvenzverwalters nachzulesen.

 
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Der Kulmbacher Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Thomas Hofmann, hat den Termin zur Anhörung der Gläubigerversammlung für den 5. Juli 2016 im Bayreuther Justizgebäude angesetzt. Er beabsichtigt, das Verfahren mangels einer die Kosten deckenden Masse einzustellen. Die Einstellung unterbleibt, wenn ein ausreichender Geldbetrag, also 9000 Euro, vorgeschossen wird. „Das wird wohl eher nicht der Fall sein“, sagte Hofmann auf Anfrage unserer Zeitung. Wo sich der ehemalige Autohändler derzeit aufhält, ist unbekannt.

Die Firma mit einem halben Dutzend Beschäftigten hatte sich auf den Im- und Export von Kraftfahrzeugen spezialisiert. Verantwortlich waren zwei Geschäftsführer. Einer davon war zwei bis drei Wochen vor der Insolvenz ausgeschieden. Doch das verschonte ihn nicht vor Strafverfolgung durch die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen in Hof. Im Mai 2004 wurde der frühere Autohändler schließlich wegen Betrugs in 180 Fällen vom Landgericht Hof zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Unternehmer aus Kulmbach von 1999 bis 2002 für den Verkauf gebrauchter Fahrzeuge von Autohändlern Wechsel als Sicherheit angenommen hatte.

Diese soll er jedoch nicht hinterlegt, sondern unrechtmäßig bei der Bank in Bargeld eingelöst und für eigene Zwecke ausgegeben haben. Den Lieferanten der Autos und dem Geldinstitut war dadurch ein Schaden in Höhe von etwa fünf Millionen Euro entstanden, betonte das Gericht.

„Betrug ist ein wesentlicher Teil Ihrer Geschäftstätigkeit gewesen“, warf der Richter dem damals 35-Jährigen bei der Urteilsbegründung vor. Der Autohändler habe seinen Traum von Geld und Macht zu Lasten anderer verwirklichen wollen und diesen damit nicht nur materielles, sondern auch großes persönliches Leid zugefügt.

Eine persönliche Bereicherung des Unternehmers schloss das Gericht jedoch aus. So ist unklar, wofür er die fünf Millionen Euro ausgegeben hat. Von dem Geld fehlt – mit Ausnahme von rund 500 000 Euro, die der Unternehmer an der Börse verspekulierte – jede Spur. Während des 30 Tage dauernden Prozesses hatte der Autohändler stets auf seiner Unschuld beharrt. Er sei Opfer seiner Bank gewesen, beteuerte er. Seine Verteidiger hatten Freispruch gefordert, die Staatsanwaltschaft hingegen achteinhalb Jahre Haft.

Die Zahl der Gläubiger, die nun leer ausgehen, bezifferte Insolvenzverwalter Hofmann auf rund 100. Die größten Gläubiger seien Fahrzeuglieferanten gewesen, die Autos seien teilweise wieder zurückgegeben worden, zum Teil hätten sie sich „in Luft aufgelöst“. Ins Rollen gekommen seien die Ermittlungen durch Anzeigen der Autohändler, die auf ihr Geld gewartet haben. Der Geschäftsmann soll auf der Rückreise vom Urlaub auf einem Flughafen festgenommen worden sein. „Er pflegte einen großen Auftritt“, berichtete Hofmann. Sein Geschäftsfahrzeug, ein großer Mercedes, soll einen Wert von 200 000 Euro gehabt haben. Der ehemalige Autohändler hatte ein Geflecht von verschiedenen Tochterfirmen aufgebaut, berichtete Hofmann. Gegen eine der Aktiengesellschaften läuft derzeit beim Amtsgericht in Bayreuth ebenfalls das Insolvenzverfahren. Der Händler war bei der AG als Gesellschafter tätig. Geschäftszweck: Handel mit Kraftfahrzeugen, Großhandel mit neuen und gebrauchten Kraftfahrzeugen.

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