Ein Mitpatient hatte behauptet, Ulvi habe den Mord an Peggy zugegeben - und später widerrufen Fall Peggy: Von Mord hatte Ulvi nichts gesagt

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Hat Ulvi Kulac schon bald nach seiner Festnahme im Bezirkskrankenhaus gegenüber einem Mitpatienten von Mord gesprochen? Das hatte zwar dieser Mitpatient 2001 ausgesagt, Jahre später aber widerrief er seine Aussage vor einem Ermittlungsrichter. Der Ermittlungsrichter hält diesen Widerruf für glaubhaft. Dies sagte er als Zeuge im Wiederaufnahmeverfahren.

 
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Wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern kam Ulvi Kulac vier Monate nach Peggys Verschwinden in die geschlossene Abteilung des Bezirkskrankenhauses in Bayreuth. Dort traf er auf den Mitpatienten Peter Hoffmann, einen Kleinkriminellen, der wegen mehrerer Einbruchdiebstähle und Drogenkonsums ebenfalls geschlossen untergebracht war. Hoffmann schaffte es, zu Ulvi Kontakt aufzunehmen. Immer wieder fragte er ihn aus, die Ärzte brachten ihn deswegen sogar auf einer anderen Station unter. Bei einem dieser Gespräche zwischen den beiden Patienten hat Ulvi gesagt, wer ihm dabei geholfen hat, Peggys Leiche wegzuschaffen. Hoffmann hatte sich von sich aus an die Polizei gewandt und wollte seine Informationen „verkaufen“: gegen Erleichterungen in der Unterbringung. Sein Ziel war es, Ulvi „auszuleuchten“.

Dabei hatte er einen Polizisten seines Vertrauens aus Hof gewählt, der nicht in den Ermittlungen im Fall Peggy arbeitete und der ihn bereits früher als Spitzel eingesetzt hatte. Immer wieder trafen sich die Polizisten mit Hoffmann, bei den Gesprächen war auch die Rede davon, dass Ulvi einen Mord begangen haben könnte. Am Montag, 24. September 2001, sagte Peter Hoffmann aus, dass Ulvi ihm gegenüber gestand, Peggy umgebracht zu  haben. Neun Jahre später wurde Hoffmann schwer krank, ein Gehirntumor – und er wiederrief seine „Geständnisse“. Er habe damit, heißt es in den Akten, sein Gewissen erleichtern wollen. Er hatte gegenüber einem Reporter der Abendzeitung aus Nürnberg sogar eine eidesstattliche Versicherung abgegeben: Er bekannte, vor Gericht gelogen zu haben, als er sagte, dass Ulvi Peggy umgebracht hatte.

Nachdem der Reporter seinen Artikel veröffentlicht hatte, wurde Hoffmann zu dem Ermittlungsrichter Christian Wiesneth (64) gebracht. Hoffmann beschrieb, wie es zu seinen Aussagen gekommen ist. Die Beamten der Soko II hätten ihn, Hoffmann, angerufen und wollten ihn im BHK besuchen. Die seien dann öfter bei ihm gewesen und hätten ihm die Freiheit versprochen, wenn er Ulvi ein Geständnis entlocke.

Vor dem Ermittlungsrichter Wiesneth sagte Hoffmann, die Polizei hätten ihm seine Aussagen vorgelegt, er habe sie „blind“ unterschrieben. Die Polizisten hätten ihn angehalten als Zeuge zu sagen, Ulvi habe ihm gegenüber den Mord zugegeben. Dass er seine Aussage widerrief, daran war Elsa Kulac, Ulvis Mutter schuld. Sie habe jedesmal vor ihm ausgespuckt, wenn sie ihn gesehen hätte. So viele Jahre geschwiegen habe er, weil er Angst vor einer Strafe hatte. Jetzt wolle er auspacken, weil er sich von der Polizei „verarscht“ fühlte: Man habe ihm die Freiheit versprochen und das nicht gehalten.

Wiesneth konnte sich nicht vorstellen, dass man ihm die Freiheit versprochen habe. Denn das entscheiden Gerichte und nicht die Polizei. Hoffmann habe sich seine Wahrheit „zurechtgelegt“. Allerdings glaubte er Hoffmann „im Kern“ seiner Aussage, nämlich dass Ulvi nicht gesagt hat, Peggy ermordet zu haben. „Das war ein todkranker Mann, der da vor mir saß.“ Im Wiederaufnahmeverfahren gegen Ulvi Kulac erklärte Wiesneth am Donnerstag, Hoffmann „hat versucht, bei der Wahrheit zu bleiben“.

Vieles allerdings war richtig, was Hoffmann den Polizisten übermittelt hat. So auch eine Skizze, die ein Pfleger nach Ulvis Anweisungen angefertigt hatte. Von einem hypothetischen Tatablauf, den ihm die Polizisten vorgegeben hätte, hatte Hoffmann laut Wiesneth nichts gesagt.

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