Fahrradfirma Benobikekauft Ax-Lightness

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Die niedersächsische Radfirma Benobikes hat den insolventen Herstelller und Entwickler von Carbon-Leichtbauteilen für den Rad- und Autorennsport gekauft. Geschäftsführer Bernd Nolte war gestern vor Ort. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

Der niedersächsische Fahrradhersteller Benobikes aus Gieboldehausen hat die Creußener Firma Ax-Lightness gekauft. Seit Ende Juli dieses Jahres lief das Insolvenzverfahren gegen den Entwickler und Hersteller von Carbon-Leichtbauteilen für den Rad- und Autorennsport.

 
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Insgesamt 28 Mitarbeiter mussten entlassen werden. "Die verbliebenen 30 Mitarbeiter werden übernommen", so der jetzige Geschäftsführer Bernd Nolte.

Der Kaufvertrag sei vergangene Woche unterzeichnet worden, sagte der 42-Jährige, der am Mittwoch im Betrieb in Creußen vor Ort war. Durch Zufall - auf der Messe Eurobike - war er darauf aufmerksam geworden, dass ein Investor für Ax-Lightness gesucht wurde. Schon in der Vergangenheit hatte man immer wieder Komponenten für den Fahrradbau von der Creußener Firma bezogen.

Produktion bleibt in Creußen

Über die Höhe der Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart, sagt er. Mit dem Kauf soll die Marktposition für Fahrräder und Fahrradteile im Carbonbau "Made in Germany" gestärkt und der Vertrieb weltweit ausgebaut werden. Hauptstandort mit der Produktion werde Creußen sein, der Vertrieb und Verkauf gehe von Niedersachsen aus. Nolte selber wird an mindestens vier Tagen in der Woche in Creußen sein. Die Übernahme sei "sportlich" gewesen, in vier Wochen musste alles abgewickelt sein.

Mit elf Jahren hat Nolte zusammen mit seinem Zwillingsbruder mit dem Radsport angefangen, ist bis 32 in den höchsten Amateurklassen gefahren. 1982 kam noch der Straßen- und Bahnradsport dazu. Heute ist er noch im Jedermann-Bereich aktiv. Beruflich hat Nolte mehrere Ausbildungen hinter sich. Er ist Elektroinstallateur und Akustiker - zuständig für den Schallschutz im Trockenbau. Außerdem hat er eine Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann.

Fahrradbau als Hauptstandbein

Seit Ende der 80er Jahre beschäftigt er sich mit der Reparatur und dem Aufbau von Fahrrädern. "Ich habe in einer Garagenwerkstatt nach den Wünschen von Kunden Räder zusammengebaut", erzählt er. 2003 hat er sich dann mit der Firma Benobikes selbstständig gemacht, zwei Jahre später wurde der erste Laden eröffnet. Das eigene Benobike-Gebäude mit einer Fläche von rund 600 Quadratmetern und mit zehn Mitarbeitern gibt es seit April 2010. Ende des gleichen Jahres wurde die Fahrradmarke Benotti ins Leben gerufen. Aufgrund seiner großen Erfahrung hat Nolte auch schon Zweiradmechaniker in dem niedersächsischen Betrieb ausgebildet. Man habe immer auf Carbon gesetzt, sagt er, und dazu Rahmen in Taiwan bauen lassen. Lackiert und weiterverarbeitet wurden diese dann in Deutschland.

Der Hauptfokus werde nach der Betriebsübernahme der Radsport sein. Dann werde man sich auch auf dem Bereich des Autorennsports - das Hauptstandbein von Ax-Lightness - weiterentwickeln. Zeitnah will man auf dem Medizinmarkt einsteigen. Hier gibt es schon Kontakte mit einem renommierten Prothesenhersteller.

400.000 Euro offene Forderungen

Wie geht es mit dem bisherigen Geschäftsführer von Ax-Lightness, Axel Schnura, weiter? Dieser habe vorgestern einen Aufhebungsvertrag bekommen. Ende des Jahres läuft sein Beschäftigungsverhältnis erstmal aus. Ob er weiter als normaler Arbeiter angestellt  wird, sei noch nicht sicher. "Es wird erst Gespräche mit der Belegschaft dazu geben", sagt Nolte.

Ihm ist es wichtig, dass jetzt vor allem erst einmal Ruhe im Betrieb einkehrt. Schnura hatte Ende September erklärt, Grund für die Insolvenz sei gewesen, dass der Großkunde Audi abgesprungen sei. Außerdem hatten zwei Firmen aus der Schweiz und Asien nicht gezahlt. Insgesamt müssten 40 Gläubiger noch befriedigt werden, hatte der Insolvenzverwalter Kai Christian Uhr, Anwalt aus Nürnberg, gesagt. Rund 400.000 Euro an offenen Forderungen gegenüber Ax-Lightness werden es sein. Anfang Oktober war ein erster Notartermin mit einem möglichen Investor geplatzt.

Ja, er habe den Vertrag bekommen, bestätigt Schnura auf Kurier-Nachfrage. Er müsse nun prüfen, ob er ihn annimmt. Er habe mittlerweile auch von anderen Firmen attraktive Angebote. Unter anderem gebe es zwei Investoren, die mit ihm ein neues Unternehmen gründen wollen. "Dort würde ich dann mein Wissen einbringen", so Schnura. Er könne sich aber auch vorstellen, im Technikbereich bei Ax-Lightness zu arbeiten. "Das kommt auf die Umstände an", sagt er. Bis Ende des Monats will er aber eine Entscheidung treffen.

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