Rentabilität des Unternehmens unumstritten Ex-NKD-Geschäftsführer Krause: Jähes Ende einer Blitzkarriere

Von
 Foto: red

Die Adresse in einem Villenvorort von Potsdam ist fein, wo Michael Krause (37) normalerweise wohnt. Aber der NKD-Geschäftsführer hat im Moment keine solche Aussicht auf Bäume wie zuhause. Er sitzt in Untersuchungshaft in Hof, weil er 3,7 Millionen Euro veruntreut haben soll. Ein Insider hatte ihn anonym angezeigt. Krause galt schon früh als Überflieger.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Krause, der vor NKD Geschäftsführer bei Peek und Cloppenburg war und dessen Karriere ihn über führende Positionen bei der Post, Karstadt und Siemens geführt hatte, galt schon früh als Überflieger. Schon als 23-Jähriger war er leitender kaufmännischer Mitarbeiter bei Bayer, mit 28 Finanzchef einer Siemens-Tochter. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Die Ermittlungen gegen ihn laufen mit Hochdruck, auch weil es Konten in Zypern geben soll. Dafür müssen die deutschen Behörden um Rechtsbeihilfe bitten. Das dauert. Zurzeit werden Zeugen vernommen. Der Leitende Oberstaatsanwalt in Hof, Gerhard Schmitt, betont: „Die Ermittlungen laufen nicht gegen NKD.“ Es gebe auch keine Hinweise auf eine drohende Insolvenz oder Insolvenzverschleppung.

„Gestörtes Vertrauensverhältnis“

Allerdings gab es schon länger ein „gestörtes Vertrauensverhältnis“ zwischen Krause und dem Chef der Daun-Holding, Claas E. Daun. Dies bestätigt Hans-Peter Schneider, der Aufsichtsratsvorsitzende der Daun u Cie., zu der NKD (noch) zu 49 Prozent gehört. Es habe auch „ein paar persönliche Punkte“ zwischen beiden gegeben. Krause werde am 24. Juli Thema bei der Sitzung des Aufsichtsrates sein.

Nicht umstritten sei, so Schneider, die Rentabilität des Unternehmens NKD. „Nicht rentabel? Das kann man so nicht sagen“, betont Schneider. NKD sei ein „an sich profitables Unternehmen“, das sich „übernommen“ habe. Allerdings nennt Schneider die Umstrukturierung „wesentlich undramatischer, als sie die Gewerkschaft darstellt“. Daun wolle NKD in einem Zustand verkaufen, der noch Erträge abwirft. Die Mitarbeiter könnten sicher sein, dass die ehemalige Muttergesellschaft sie nicht im Stich lasse.

„Die Prüfung ist weit vorangeschritten, aber noch nicht abgeschlossen“, sagt Alberta Rohardt von Ziems und Partner, einer Frankfurter Kanzlei, die die Geschäftsführung bei NKD übernommen hat. „Bis zum Herbst erwarten wir, dass der Geschäftsplan fertig ist“, sagt Rohardt.

Zu früh für Spekulationen

Das bestätigt auch NKD: Die „Prüfungen und die Erarbeitung von Maßnahmen zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von NKD laufen derzeit noch“, sagt Jörg Roßberg, der Pressesprecher des Unternehmens in Bindlach. Und er warnt. Es sei viel zu früh, um über deren Ausgang zu spekulieren. Meldungen darüber, dass in manchen Abteilungen bis zu 40 Prozent der Mitarbeiter ihren Job verlieren könnten, weist er zurück. „Natürlich sind wir daran interessiert, dass alle Mitarbeiter zeitnah über die nächsten Schritte sowie ihre persönliche Situation Bescheid wissen, sehen aber davon ab, durch Spekulationen Unsicherheiten in der Belegschaft zu schüren.“

Autor

Bilder