"Es ist schwierig mit dem Gemeinderat" Sommergespräch mit Hans Freiberger

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Der Prebitzer Bürgermeister Hans Freiberger versteht seinen Gemeinderat nicht immer. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

Hans Freiberger macht sein Amt gerne, und wenn der Wähler es will, tritt er 2020 zum dritten Mal an. Aber es ist auch oft nicht einfach, sagt der 55-jährige Bürgermeister der Gemeinde Prebitz, der vor sieben Jahren gewählt wurde. Gerade mit dem Gemeinderat sei es oft schwierig.

 
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„Ich kann mich manchmal nicht in sie hineindenken“, sagt er, „ich habe gelernt, über den Tellerrand hinauszuschauen, aber ich weiß nicht, ob der Gemeinderat das kann.“ Die Zusammenarbeit mit dem vergangenes Jahr gewählten Gremium sei nicht einfacher als mit dem alten Gemeinderat, nur anders. Aber auch mit vielen anderen Themen muss sich Freiberger auseinandersetzen.

Es müssen mal Schulden gemacht werden

Finanzen: Die Gemeinde ist seit vielen Jahren eine der wenigen schuldenfreien im Landkreis. Die Rücklagen liegen zurzeit bei rund 55 000 Euro. Zu schaffen macht dem Bürgermeister, dass der Gemeinderat auf keinen Fall Schulden machen, bei Kleinigkeiten deshalb sparen will. „Die Gemeinde muss mal Schulden machen, um alles zu bewältigen. Der geregelte Ablauf muss doch weitergehen“, sagt Freiberger. Deshalb hat er jetzt für den Kindergarten einen Schrank für 3500 Euro bestellt, obwohl der Gemeinderat dagegen gestimmt hat. „Der Betrag ist in meiner Kompetenz“, so Freiberger. Andererseits stimme das Gremium gegen eine Erhöhung der Einnahmen, wenn es zum Beispiel gegen die Anhebung des Hebesatzes bei der Gewerbesteuer ist. Wer glaube, dass es die nächsten zehn Jahre ohne Kredit abgehe, habe nicht verstanden, was abläuft. Mit rund 1,65 Millionen Euro Rücklagen hat er die Kommune übernommen, aber es wurde seitdem viel geschaffen. Gut zwei Millionen Euro sind ins Gemeindezentrum geflossen, das bei der Amtsübernahme noch nicht fertig war. Dazu kommen der Kanal in Preußling (254 000 Euro), der Bau der Kinderkrippe in Engelmannsreuth (210 000 Euro), das neue Löschfahrzeug (170 000 Euro) und Mehrzweckauto (31 000) für die Feuerwehr Engelmannsreuth. Alles jeweils ohne die Zuschüsse. „Wir haben den Wohlstand der Gemeinde nach oben gesetzt“, erklärt er.

Nächstes Jahr soll DSL-Ausbau fertig sein

Investitionen: Viel Geld fließt heuer in den Straßenunterhalt. Diesmal reicht nicht mal die Förderung für alle Maßnahmen aus. Die Gesamtkosten für den Kanalbau in Groß- und Kleinkorbis liegen bei gut 202 000 Euro. Wie hoch der Zuschuss wird, ist noch nicht bekannt. 150 000 Euro kommen für den DSL-Ausbau dazu, der im nächsten Jahr fertig sein soll. Bislang gibt es in Engelmannsreuth und Altencreußen schnelles Internet. Welche Orte noch zum Zug kommen, ist noch nicht entschieden. 18 000 Euro will Freiberger bei der nächsten Gemeinderatssitzung für den Feuerwehrbedarf absegnen lassen. Dann steht die Sanierung des Engelmannsreuther Feuerwehrhauses an. „Oder es gibt einen An- oder Neubau“, sagt er. Das wäre die beste Lösung für ihn. Eventuell muss in Altencreußen nach einer Alternative bei der Kläranlage gesucht werden und der Unterhalt der gemeindlichen Gebäude sowie die Unterstützung der Vereine kosten Geld.

Ein Draufzahlgeschäft

Gemeindezentrum: „So etwas ist immer ein Draufzahlgeschäft“, sagt Freiberger. Aber man könne die Miete nicht erhöhen, sonst käme keiner. Momentan ist das Gebäude gut ausgelastet. Hauptsächlich sind es private Mieter und man ist schon nächstes Jahr fast ausgebucht. Unter der Woche wünscht er sich noch ein paar Vereine als Nutzer. Demnächst müssten wieder ein paar Tausend Euro für Renovierungsarbeiten reingesteckt werden. Obwohl er auch viel selber macht. Manchmal wünscht er sich von den Vereinen mehr Eigeninitiative bei Pflege und Erhalt. „Das muss aber von selber laufen.“

Gemeinde positiv darstellen

Dorferneuerung Funkendorf: Die sei gut gelaufen, mit viel Eigenleistung. Demnächst werden die Außenanlagen am Gemeinschaftshaus und am Dorfplatz fertiggestellt. Die festgestellten Mängel der Firma an den Pflasterarbeiten wurden behoben. Den Brunnen wird er mit den Bewohnern selber aufstellen und anschließen, um hier Geld zu sparen. Nächstes Jahr werden der Spielplatz und der Felsenkeller gemacht. Und dann der Rad- und Gehweg nach Bieberswöhr. Hier laufen noch Grundstücksverhandlungen. Die Dorferneuerung hat bei seinem Vorgänger viele Jahre geruht. „Doch sie musste durchgezogen werden. Es ist eine Chance, die Gemeinde positiv darzustellen und das haben viele verstanden“, sagt Bürgermeister Freiberger.

Bahnbrücken: Beide Brücken in Funkendorf sollen erhalten bleiben. Die kleinere will die Bahn abreißen und neu bauen. Damit hat die Gemeinde nichts zu tun. Für die größere hat noch der alte Gemeinderat ein Änderungsverlangen für die Durchfahrt beschlossen. „Die ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Freiberger. Nun muss der neue Gemeinderat entscheiden, ob er sich den laufenden Planungen anschließt. Deshalb sind auch noch keine genauen Kosten bekannt. Eventuell um die 250 000 Euro, schätzt der Bürgermeister für die Kommune. Baubeginn soll 2017/2018 sein.

Provisorische Notgruppe

Kindergarten/Krippe: „Ich hätte gerne eine gemeinsame Lösung mit Schnabelwaid gehabt, aber beide Gremien haben das abgelehnt. Jeder will seine eigene Lösung.“ Die Kinderzahl werde weiter steigen, momentan sind beide Einrichtungen mit zwei Plätzen zusätzlich belegt. Einen Anbau werde man sich nicht leisten können und so könne es nur eine provisorische Notgruppe mal im Bewegungsraum geben. Wenn 2016 noch mehr Kinder kommen, könne man die nicht aufnehmen, stellt der Bürgermeister klar. „Der Gemeinderat hat nicht bedacht, dass auch die zukünftigen Prebitzer Kinder nicht aufgenommen werden können.“

Bauhof: Da werde sich in den nächsten zwei Jahren nichts ändern, alleine kann die Gemeinde keinen bauen. Freiberger schwebt ein gemeinsamer Bauhof mit Creußen und Schnabelwaid vor, der an den Gemeindegrenzen liegt. Zum Beispiel in Haidhof im dortigen Baugebiet oder im alten Suspa-Gebäude. Interkommunal gäbe es auch einen hohen Zuschuss.

Hoher Zuschuss käme

Oberfränkischer Hof: Seit Jahren liegt die ehemalige Gaststätte in Engelmannsreuth brach. „Wir werden versuchen, das Anwesen zu kaufen“, sagt der Bürgermeister. Der Besitzer sei bereit. Aber es komme auf den Preis an. Dann sollen die beiden Gebäude abgerissen werden und ein Baugebiet mit drei bis vier Plätzen entstehen. Die Verhandlungen laufen dazu.

Kanal: Die Zahl der Fremdeinleiter sei zurückgegangen, so Freiberger. So sehr, dass Creußen bei seiner Kläranlage in Seidwitz, wohin Prebitz auch einleitet, Probleme bekam. Es kam zu wenig Abwasser und nun müssen Bakterien zugeführt werden. Die Ermittlungen nach weiteren möglichen Fremdeinleitern laufen aber weiter.

Absturzgelände abgetragen

F-16-Absturz: „Da haben wir einfach großes Glück gehabt“, ist Freiberger auch heute noch erleichtert. Am 11. August war der amerikanische Kampfjet in unmittelbarer Nähe zu Engelmannsreuth abgestürzt, der Pilot hatte sich vorher mit dem Fallschirm gerettet. „So ein Glück hat ein Ort eigentlich nur einmal“, glaubt der Bürgermeister. Vorbildlich sei bei dem Einsatz die Zusammenarbeit der Hilfsdienste gewesen. Zurzeit wird beim Absturzgelände der Boden abgetragen. Eine Gefahr für das Grundwasser sieht er im Umkreis von ein bis zwei Kilometern aber nicht. „Dafür wird zu viel dort weggeräumt.“

Einheit der Gemeinde: Als Freiberger 2008 das erste Mal angetreten ist, hatte er sich die Einheit der Gemeinde zum Ziel gesetzt. Das „Hüben und Drüben“ sollte ein Ende haben. „Inzwischen sehe ich das nicht mehr so krass“, sagt er. Es werde immer zwei Seiten geben. Grundsätzlich habe sich nichts geändert, wobei er immer alles als eines gesehen habe. Der Gemeinderat versuche, die Kommune als Ganzes zu betrachten. „Ich finde trotzdem, dass es zwei Fraktionen geben muss“, sagt der Bürgermeister. „Sollen sie doch welche bilden und jeweils Sprecher wählen.“ (zurzeit gibt es im Gremium zwei freie Wählergemeinschaften; Anm. der Redaktion)

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