Der letzte Verkaufstag „Es ist einfach nur traurig“: Hugendubel-Filiale in Bayreuth macht dicht

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 Foto: red

Eigentlich ist alles wie immer: Freundlich die Verkäuferinnen, groß der Andrang. Wie immer am Samstag. Wären da nicht die gähnend leeren Regale an den Wänden. Es ist der letzte Tag für die Hugendubel-Filiale in Bayreuth.

 
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Die Verkäuferinnen haben viel zu tun. Keine Zeit für Traurigkeit. Obwohl bereits vieles ausgeräumt oder weggepackt ist, drängen sich ab Mittag die Menschen in der Buchhandlung. Reiseführer sind es vor allem, die gefragt sind, aber auch viele Kinder- und Bilderbücher, die stark reduziert sind.

Warum Hugendubel die Bayreuther Filiale schließt, können sich die meisten Kunden nicht erklären. Eine Bayreutherin mutmaßt, dass viele von Anfang an gegen den Neubau waren, der das Sparkassengebäude ersetzte. „Wir haben da einige im Bekanntenkreis, die aus Protest nicht hingegangen sind“, sagt sie. Und ihr Mann nickt.

Andere geben die Schuld den vielen Online-Bestellungen. „Da ändert sich halt einfach viel zurzeit.“ Eine junge Frau aus Wunsiedel bedauert die Schließung sehr. „Wir haben hier oft tolle Kochbücher gefunden“, erzählt sie. Der weite Weg habe sich immer gelohnt. Gefragt sind an diesem Samstag auch Krimis. Vor allem Taschenbücher. Aber auch das übrige Sortiment, vom Globus bis zur Handyhülle.

Hugendubel und Thalia gehören neben Weltbild zu den größten Buchhändlern in Deutschland. Hugendubel hat sein Konzept grundlegend umgekrempelt: Weg von den riesigen Einkaufstempeln, in denen es neben 50 verschiedenen Ratgebern zur Rosenzucht auch Brotdosen für Kleinkinder gibt, hin zu kleineren Geschäften mit weniger Auswahl, aber mehr Beratung. Nina Hugendubel leitet das 1893 gegründete Familienunternehmen zusammen mit ihrem Bruder Maximilian und weiteren Geschäftsführern. Im Zuge der Umstrukturierung hat es auch das Stammhaus am Münchner Marienplatz erwischt; die Filiale dort wird im Frühjahr 2016 geschlossen.

Wenig Trost für die elf Mitarbeiter in Bayreuth. Geschäftsführer Harald Raithel steht am letzten Tag selbst mit an der Kasse. „Ich mag jetzt nichts mehr dazu sagen“, meint er. „Es ist alles gesagt.“ Die Verkäuferinnen halten sich bedeckt. Keine von ihnen habe bisher einen neuen Job gefunden, meint eine, während die Schlange an der Kasse immer länger wird. „So viel Käufer wenn es hier immer gegeben hätte ...“, sinniert eine ältere Frau, die sich selbst als Stammkundin bezeichnet. Die Kombination von Café und großem Bücherangebot habe sie sehr geschätzt. Auch die kompetente Beratung.

„Das ist einfach nur traurig“, resümiert eine Verkäuferin. Nicht reduzierte Bücher gehen am heutigen Montag an die Verlage zurück, die reduzierten Waren werden an die anderen Hugendubel-Filialen weiterverteilt.

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