Erzbischof Schick: Leben ist Wandel

Leben ist Wandel - daran erinnert uns Ostern, selbst noch in seinen zeitgenössischen, oftmals trivialen und säkularisierten Ausprägungen. Es als Chance zu begreifen, sich für das wahre Leben der Menschheit, für Friede und Gerechtigkeit, einzusetzen - dafür plädiert Erzbischof Ludwig Schick in seinem Gastbeitrag exklusiv für den Kurier.   

 
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Ostern ist das Fest des Lebens, bewusst oder unbewusst. Ostern weckt in den Menschen die Ursehnsucht nach Leben und offenbart sie. Das gilt auch für die bei uns, die über den Ursprung und Sinn des Festes schon gar nichts mehr wissen, die Ostern das „Bunte-Eier-Fest“ nennen, als „Frühlingsfest“ bezeichnen oder es (nur) zum Frühjahrsurlaub nutzen. Auch die bunten Eier, die Hasen, die Frühlingsblumen und der erste Jahresurlaub sind Symbole für das Leben und zeugen von der Sehnsucht des Menschen nach Leben. Jeder gesunde Mensch will Leben in Fülle, unvergängliches, ewiges Leben. Selbst in den säkularisierten Osterbräuchen kommt das zum Ausdruck.

Sie haben mehr als Schoko-Hasen verdient!

Deshalb, liebe Leserinnen und Leser, bleiben Sie nicht bei bunten Eiern, Hasen aus Schokolade, den Frühlingsblumen und dem Frühjahrsurlaub stehen. Sie erwarten doch mehr und verdienen auch mehr! Das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten, das Fest des lebendigen Gottes, will uns das wahre Leben geben. Ostern will den Frieden und die Zuversicht, die Lebensfreude und die Lebensgeister in uns erneuern. Wir sollen uns auch wieder mehr für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, Fortschritt im Guten und weltweite Solidarität einsetzen – für das wahre Leben der Menschheit.

So viel Krieg und Gewalt

Wir erleben und erleiden doch zur Zeit so viel Tod in Syrien, in Ägypten, im Irak. Terror und Anschläge machen auch vor unserer Haustür keinen Halt, wie Berlin und Ansbach, Stockholm und Dortmund zeigen. Nicht nur in Afrika, Asien und Südamerika wird der Klimawandel durch Dürre und Hunger, Tsunamis und Zyklone, die zerstören und vernichten, spürbar. Auch bei uns werden sich Wetterkatastrophen immer häufiger ereignen. Ostern verheißt Wandlung zum Frieden und Heil. Wir müssen aber dabei mitwirken. Unser Gott heißt „Gott mit uns“, nicht ohne uns!

Ostern verkündet auch, dass das persönliche Leben ewig währt: Der Tod nimmt es uns nicht, sondern wandelt es. In dieser Welt geht nichts verloren, sondern alles, was stirbt, wandelt sich in neue Formen und Energien, das bestätigen auch die Naturwissenschaftler.

"Es bleibt, indem es sich verwandelt"

Wir Menschen wollen, dass alles bleibt. Dazu sagt Gott: „Es bleibt, indem es sich verwandelt.“ Das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu ist Wandlung zum wahren, ewigen Leben. Ostern lädt uns ein: Sich auf das Verwandeln einzulassen und den Wandel mitzugestalten: des eigenen Lebens und das der Mitmenschen, der Welt und Schöpfung, damit alle „das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10).

Gesegnete, froh machende Ostern!

Info: Ludwig Schick (67) ist Erzbischof von Bamberg und Metropolit der Kirchenprovinz Bamberg mit den Bistümern Eichstätt, Würzburg und Speyer.

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