Sonst erfassen sie aggressive Fußballfans, jetzt Flüchtlinge
27 Personen haben die Polizisten aus diesem Zug geholt. Zuletzt waren es meist 90 pro Zug. 350 Personen am Tag. Die Rosenheimer Bundespolizei brauchte deshalb Unterstützung. Die Bayreuther haben eine Bearbeitungsstraße eingerichtet. Die Bundespolizei nutzt ein ähnliches Prinzip, um zum Beispiel bei Massenveranstaltungen die Identität von festgenommenen Hooligans zu erfassen. „Hier können wir Menschen helfen“, sagt Sebastian Kleiner, der zum vierten Mal in Rosenheim ist. Ihr Leid bekämen die Beamten mit, die Verletzungen am Körper. Aber auch die Freude, dass sie hier seien.
In Rosenheim geht es darum, ihre Daten so gut es geht zu erfassen und sie am Ende mit einem Formular in den Zug zur zuständigen Erstaufnahmeeinrichtung zu setzen. Und Menschen, die offensichtlich krank sind, medizinisch zu versorgen. Einen Tag haben die Polizisten dafür Zeit, länger dürfen sie die Menschen nicht in Gewahrsam nehmen. Auf dem Gelände der Inspektion durchlaufen sie deshalb mehrere Stationen. Die erste ist in der Sporthalle.
Mini-Bayreuth steht in Rosenheim
Davor bauen Bayreuther Polizisten gerade die letzten Zelte auf. „Wir haben am Freitag 23 Zelte bestellt“, sagt Stefan Uschold, der stellvertretende Hundertschaftsführer. Elf davon kamen am selben Tag von der Bayreuther Bundespolizei. Es sind dieselben Zelte, in denen bei Mini-Bayreuth Kinder spielen. Darin sollen sich bald Flüchtlinge ausruhen können. Die Bayreuther haben sie noch nachts aufgebaut, „bei strömendem Regen“, sagt Uschold. Weil heute zwar wenige Flüchtlinge gekommen sind, er aber mit deutlich mehr rechnet. 800 Feldbetten und 900 Schlafsäcke sind schon geliefert. Es fehlen noch Heizgeräte und Dixieklos.
Im zweiten Gebäude der Bearbeitungsstraße, dem ehemaligen Ankleidehaus, ist im ersten Stock das, was die Oberfranken im Spaß die Zentrale des Wahnsinns nennen. Ein Raum, in dem mit abwischbarem Stift die aktuellen Zahlen notiert sind. Wo wie viele Menschen in der Bearbeitungsstraße stecken. Maximal 180 dürfen es in der Sporthalle sein, 120 im Ankleidehaus, wo die Daten erfasst, Fingerabdrücke genommen und die Menschen fotografiert werden.
Manches hat sich seit Juli verbessert
Sind es zu viele, werden keine neuen Züge mehr kontrolliert. Sie fahren dann durch bis München, wo die Landespolizei zuständig ist. „Es funktioniert hier mittlerweile gut“, sagt Uschold. Seit Montag ist ein Arzt vor Ort, damit die erste verpflichtende Gesundheitsuntersuchung schon in Rosenheim vorgenommen werden kann. Eine Mitarbeiterin des Bundesamts für Migration kämpft im Erdgeschoss mit dem WLAN, aber sie kann jetzt dort die Daten direkt ins Verteilungsprogramm eingeben. Die Flüchtlinge müssen mit dem Formular seitdem nicht mehr nach München, um zu erfahren, in welchem Teil Deutschlands sie landen.
Info: Die Bayreuther Bundesbereitschaftspolizei ist seit 22. Juli in Rosenheim im Einsatz. Die Polizisten werden für eine Woche nach Oberbayern geschickt. Die aktuelle Gruppe startete am Dienstag, musste aber wegen der Ungarnflüchtlinge erst bis Donnerstag in München aushelfen. Seit Freitag sind die knapp 100 Beamten in Rosenheim. Am Montag wurde ihr Einsatz kurzfristig bis Freitag verlängert.
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