Camp kommt langfristig nicht aus den roten Zahlen Entscheidung noch dieses Jahr

Von Andreas Gewinner
 Foto: red

Eine Entscheidung über den künftigen Standort des Sportcamps des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) in Ostoberfranken soll noch dieses Jahr fallen. Der existierenden Einrichtung in Fichtelberg-Neubau in der jetzigen Form gibt der BLSV keine Zukunft.

 
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Das sagt auf Nachfrage Thomas Kern, Geschäftsführer und Pressesprecher des BLSV in München. Kern räumt ein, dass es zuletzt steigende Belegungszahlen gegeben habe, aber langfristig komme das Camp in der derzeitigen Form nicht aus den roten Zahlen, so die Überzeugung im BLSV.

Anfangs ging es nur um einen nötigen Hallenbau in Fichtelberg, der immer wieder, auch wegen Finanzierungsfragen, rausgezögert wurde. Dann wurde die Grundsatzfrage gestellt. Und eine Machbarkeitsstudie erstellt, die besagt: Nötig sind rund 200 Betten (Fichtelberg hat aktuell 97) und Einrichtungen wie eine Sporthalle. Von nötigen Kosten in Höhe von 22 bis 23 Millionen Euro ist die Rede.

Inzwischen hat das Projekt eine große Hürde genommen: Ministerpräsident Horst Seehofer hat vor wenigen Wochen auf einer BLSV-Tagung eine finanzielle Beteiligung des Freistaats zugesagt. Dies war Voraussetzung, dass der BLSV überhaupt seine Pläne in Oberfranken weiterverfolgt.

Indes: Es gibt, wie berichtet, zwischenzeitlich drei weitere Bewerber um die Einrichtung: Weißenstadt, Bad Steben und Selb. Vor kurzem fand im Landratsamt Bayreuth ein Treffen statt, an dem außer BLSV-Präsident Hubert Lommer Vertreter der vier Bewerberkommunen teilnahmen und für ihren Ort warben, für Fichtelberg zweiter Bürgermeister Rudolf Elvers und der Gemeinderat und Sportarzt Stefan Pecher. In Fichtelberg selbst steht ein Neubau an anderer Stelle oder eine Erweiterung der bestehenden Anlage aus den 50er Jahren zur Rede. In der Wahrnehmung eines Teilnehmers hatten die anderen Bewerber den Standort Fichtelberg insbesondere mit Hinweis auf die dortigen strukturellen Probleme in ein schiefes Licht rücken wollen.

Doch Fichtelberg hat einen Standortvorteil, den die anderen Orte - außer am Rande Weißenstadt - nicht haben: der Wintersport mit hinreichender Schneesicherheit. Pecher hatte zusätzlich seine Kompetenz und seine Verbindungen zu Topathleten als DSV-Sportarzt in die Waagschale geworfen. „Die Verbindung zum Sport ist ideal, Wintersport ist natürlich der Schlager", so Kern vom BLSV. Hat Fichtelberg deswegen schon die besseren Karten als die anderen Bewerber?  „Das kann ich seriös nicht bestätigen", bremst Kern.

So soll es weitergehen: Mitte Juli findet die nächste BLSV-Präsidiumssitzung statt, bei der das Thema auch auf der Tagesordnung steht. Im Juli sollen auch die möglichen Standorte in Augenschein genommen werden, so Lommer unlängst gegenüber dem Kurier. Was auch eher gegen eine Vorfestlegung für Fichtelberg spricht.

Derweil streitet man sich in Fichtelberg bereits um das Fell des Bären, der noch gar nicht erlegt ist. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde das Thema zum Spielball des chronischen Streits zwischen CSF und FWG auf der einen Seite und der CSU auf der anderen. Bürgermeister Castro Riemenschneider (CSF) gab von der erwähnten Besprechung im Landratsamt bekannt, dass Von Seiten des BLSV signalisiert worden sei, dass Fichtelberg erste Adresse für das geplante Projekt sei. Gemeinderat Stefan Pecher (CSF) warnte in diesem Zusammenhang vor angeblichen Querschüssen der CSU, die das Projekt gefährden würden, was entrüstete Reaktionen der CSU-Gemeinderäte nach sich zog. Der unvermeidliche Eklat gipfelte im Rauswurf von CSU-Gemeinderatssprecher Jürgen Köferl und dem Auszug der CSU-Fraktion aus dem Gemeinderat. Köferl warf nachher in einer schriftlichen Erklärung dem Bürgermeister "Stasi- und Nazimethoden" vor. Die CSU nimmt – zu Recht oder Unrecht - für sich in Anspruch, das Thema BLSV-Sportcamp (ähnlich wie die Frage des Schulstandorts) aufgegriffen zu haben, lange bevor dies auf den Bildschirmen der anderen Gruppierungen aufgetaucht sei. Die CSU ist dabei in engem Kontakt mit dem Wunsiedler Abgeordneten Martin Schöffel.

Was Seehofer gesagt hat: Beim BLSV ist aufmerksam zur Kenntnis genommen worden, dass Seehofer bei seiner Finanzierungszusage anlässlich der BLSV-Tagung – in Abweichung vom schriftlichen Redetext – ausdrücklich von einem künftigen BLSV-Sportcamp „im Fichtelgebirge" gesprochen habe. Was man umgekehrt deuten könnte als Absage der Staatsregierung an die Standorte Bad Steben und Selb? So weit möchte BLSV-Sprecher Thomas Kern nicht gehen. Schon allein deswegen, weil die Staatsregierung bei der Standortentscheidung keine große Rolle spiele.

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