Das Hollfelder Prinzenpaar bastelt Faschingsorden mit der Bohrmaschine Endlich Prinzessin

Von Thorsten Gütling
Volles Programm: Carmen (31) und Roland (36) Rosenzweig sind das Hollfelder Prinzenpaar. Und 22 Auftritte stehen in den nächsten zwei Monaten an.Foto: Silz Foto: red

Eigentlich haben die Rosenzweigs schon genug um die Ohren. Das Paar hat zwei kleine Kinder, beide gehen einem Job nach und Carmen trainiert die Kindergarde der Hollfelder Faschingsgesellschaft. Und just in diesem Jahr, sagt Roland, der eigentlich ein erwiesener Faschingsmuffel ist: „Lass uns Prinzenpaar werden." 22 Termine haben die beiden in den nächsten zwei Monaten zu bewältigen - für die Eltern keine leichte Aufgabe.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Seiner Frau hat der 36-Jährige damit einen Herzenswunsch erfüllt. „Welches Mädchen träumt nicht davon, einmal im Leben Prinzessin zu sein", fragt Carmen. Noch dazu eines wie Carmen, die Garde tanzt, seit sie laufen kann. Und wie zum Beweis will die auch die achtjährige Amelie schon Mamas „Klapperschuhe" tragen. Carmen und Roland sind seit zehn Jahren verheiratet.

Dabei hielt Carmen, als sie sich 2001 kennen lernten, sagen wir mal, gar keine so großen Stücke auf Roland. Als der das erste Mal mit dem Auto bei ihr in Weiher vor fuhr habe sie nur gedacht: „Der Spack!", sagt sie und beide lachen. Denn Roland fuhr einen türkisfarbenen Honda, ordentlich laut und so tief gelegt, dass keine Schachtel Zigaretten mehr darunter gepasst hätte. Roland hat die erste Reaktion kalt gelassen. „Die darf ich nicht mehr gehen lassen, sonst schnappt sie mir ein anderer weg", sagt er. Zwei Jahre später heiraten die beiden, später werden Amelie und Elias geboren und die Rosenzweigs bauen ein Haus. Mittlerweile steht davor eine Familienkutsche – mit Sportauspuff, versteht sich – und im Schrank hängen neue Anzüge und Kleider.

„Auf keinen Fall nimmst du als Prinzessin dein Hochzeitskleid, das ist zu schade", habe Roland gesagt. „Wir sind eben eine Traditionsfamilie", erklärt Carmen. Nächtelang hat Carmen also im Internet nach Kleidern gesucht. Jetzt hängen sie im Schrank. Drei Kleider und drei Anzüge, bei 22 Terminen braucht man schließlich was zum Wechseln. Das erste Kleid ist schon getragen – beim oberfränkischen Prinzentreffen diese Woche konnte das Prinzenpaar erste Erfahrungen sammeln: Dass 20 Orden um den Hals auf Dauer ganz schön schwer werden und beim Gehen nach Almabtrieb klingen, zum Beispiel. Und dass der hochgestellte Kragen bei einem Umhang zwar schick ist, aber auch bei jedem Schritt dazu führt, dass die Kappe im Nacken verrutscht. Und dass man das närrische Zepter, den Till, besser nicht aus den Augen verliert. Im Falle einer Entführung kann die Herausgabe teuer werden.

So geschehen beim Prinzentreffen. Weil es sich bei dem Entführer um den eigenen Elferratspräsidenten handelte, war zur Auslöse nur eine Flasche Sekt nötig. Sekt wird viel gebraucht, außerdem an Aschermittwoch jede Menge Heringe für die gesamte Faschingsgesellschaft. Zusammen mit den neuen Kleidern kommen so gut gerne 1500 Euro zusammen, schätzt Carmen.

Bei einigen Sitzungen muss das Prinzenpaar eine Rede halten. „Witzig muss sie sein, aber sich ja nicht in die Nesseln setzen", erklärt Roland. Also werden am Abend Reden geschrieben und weitere Orden gebastelt. Zahnarzthelferin Carmen beklebt CDs mit einem Bild des Prinzenpaares, Energieelektroniker Roland macht aus Schnüren mit der Bohrmaschine die dazugehörige Kordel. „Für die Kinderprinzenpaare, damit die auch was von uns bekommen", sagt Carmen.

Bilder