Empörung über Gaulands Boateng-Spruch

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Große Empörung nach der rassistischen Beleidigung von Nationalspieler Jérôme Boateng durch AfD-Vize Alexander Gauland: Als "geschmacklos" und "deutschfeindlich" wurde dessen Aussage kritisiert, die Leute wollten Boateng "nicht als Nachbarn haben".

 
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AfD-Chefin Frauke Petry bemühte sich am Sonntag um Schadensbegrenzung. Gauland selbst bestritt, sich abwertend über Boateng geäußert zu haben. Die betreffenden Aussagen wurden aber von den beiden Journalisten, die mit Gauland gesprochen hatten, aufgezeichnet.

Gauland sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) über den Innenverteidiger von Bayern München, dieser werde zwar als Spieler der Nationalmannschaft geschätzt; das bedeute aber nicht, dass er nicht als fremd empfunden werde: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben."

Auf der Website der FAZ erläuterte die Politikredaktion der FAS am Sonntag, die Äußerung Gaulands sei in einem Gespräch gefallen, das der AfD-Vize mit den Berliner Korrespondenten der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) und der FAS, Eckart Lohse und Markus Wehner, am Mittwoch in Potsdam geführt habe. "Beide Kollegen haben die Passage aufgezeichnet, ihre Aufzeichnungen stimmen überein."

Wie in früheren Gesprächen habe Gauland nicht auf einer Autorisierung von Zitaten bestanden. Er habe nur den Teil des Gesprächs, in dem er sich über AfD-Führungspolitiker äußerte, als Hintergrund eingestuft und gebeten, daraus nicht zu zitieren. Daran habe sich die FAS gehalten, heißt es in der Stellungnahme.

Gauland hatte zuvor eine Erklärung verschickt, in der er die Beleidigung Boatengs bestritt: "Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten." Er habe in einem vertraulichen Hintergrundgespräch "die Einstellung mancher Menschen beschrieben, aber mich an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt sind".

AfD-Chefin Petry sagte der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe), Gauland könne sich "nicht erinnern", ob er die abwertenden Äußerung getätigt habe. Sie fügte hinzu: "Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der entstanden ist."

DFB-Präsident Reinhard Grindel sagte der FAS, es sei "einfach geschmacklos", die Popularität Boatengs und der Nationalmannschaft "für politische Parolen zu missbrauchen". Millionen Menschen liebten die Nationalmannschaft, "weil sie so ist, wie sie ist". Boateng sei ein "herausragender Spieler und ein wunderbarer Mensch", der sich gesellschaftlich stark engagiert und für viele Jugendliche Vorbild sei.

Boateng ist in Berlin geboren und aufgewachsen, sein Vater ist Ghanaer, seine Mutter Deutsche. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe): "Jeder Deutsche kann sich glücklich schätzen, solche Leute zu haben, als Teamgefährte, deutscher Staatsbürger und als Nachbar." SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte der Zeitung, Boateng sei kein "Fremder", sondern Deutscher. "Gaulands AfD ist auch deutschfeindlich", sagte Gabriel.

SPD-Vize Manuela Schwesig erklärte: "Mit der AfD werden wir jedenfalls nicht Europameister." Bundestrainer Joachim Löw hat für den vorläufigen Kader für die Europameisterschaft elf Spieler mit ausländischen Wurzeln nominiert. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte der Funke-Mediengruppe: "Ich hätte Jerome Boateng sehr viel lieber in der Nachbarschaft als Alexander Gauland."

dpa

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