Rektorin der Friedrich-von-Ellrodt-Schule will sich weiterhin für einen Jugendsozialarbeiter einsetzen Eltern und Kinder brauchen Hilfe

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Rektorin Anja Buchdrucker will nicht aufgeben: Sie kämpft weiter für soziale Präventionsarbeit an ihrer Schule.Fotos: Archiv Foto: red

In den Klassen sind keine Kinder mit Migrationshintergrund. Im vergangenen Schuljahr sind neun Verweise gegenüber Schülern ausgesprochen worden. Die Jugendgerichtshilfe griff sechs Mal ein. Reicht das, um einen Jugendsozialarbeiter für die Schule in Neudrossenfeld zu beanspruchen? Das Jugendamt des Landkreises Kulmbach hat Zweifel.

 
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Schulleiterin Anja Buchdrucker lässt jedoch in ihrem Bemühen um einen Sozialpädagogen nicht locker. „Wir sind die letzte Mittelschule im Landkreis Kulmbach, die noch keinen Jugendsozialarbeiter hat." Das ärgert die Rektorin der Friedrich-von-Ellrodt-Grund- und Mittelschule, die 240 Schüler besuchen. Die Max-Hundt- und die Hans-Edelmann-Mittelschule in Kulmbach erhalten bereits sozialpädagogische Unterstützung. Ebenso die Mittelschulen in Mainleus, Marktleugast, Stadtsteinach-Untersteinach und Neuenmarkt-Wirsberg.

Anja Buchdrucker ist es unverständlich, warum hier mit zweierlei Maß gemessen werde, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wer früh genug präventiv eingreift, erspart sich die Folgekosten." Dass der Kreisjugendhilfeausschuss wie berichtet, ihren Antrag in öffentlicher Sitzung behandelte, hält sie für unangemessen. Weder die Sitzungsvorlage noch der Beschlussvorschlag seien mit ihr abgesprochen worden. Das Gremium hatte sich dafür entschieden, zunächst die Situation an den Schulen im gesamten Landkreis zu überprüfen, bevor es einen Bedarf feststellt. Dabei hätte dies längst geschehen können, meint Buchdrucker. Die Rektorin befürchtet, dass die Entscheidung jetzt auf die lange Bank geschoben wird.

Dabei habe sie den Neudrossenfelder Gemeinderat bereits von der Notwendigkeit einer sozialpädagogischen Fachkraft überzeugt, berichtet Buchdrucker. Ihr sind über ein Dutzend Einzelbeispiele von Jugendlichen bekannt, die erzieherische, psychosoziale und familiäre Probleme haben. Mehr kann und will sie aufgrund ihrer Schweigepflicht nicht sagen. Doch sie ist sich sicher, dass in diesen Fällen sowohl die Eltern als auch die Kinder dringend Unterstützung brauchen. Die Anzahl der Verweise lasse darauf keine Schlüsse zu: „Ich kann daran nicht sehen, ob Kinder misshandelt werden." Das klingt bitter. Denn Anja Buchdrucker fühlt sich zu Unrecht unter Rechtfertigungsdruck. „Bei uns ist Jugendsozialarbeit genauso notwendig wie an anderen Schulen im Landkreis." Als Konrektorin in Stadtsteinach und an ihrer früheren Schule in Naila hat sie gute Erfahrungen damit gemacht.

Für Neudrossenfeld gibt es bislang nur eine Notlösung: eine Fachkraft, die 1,5 Tage an die Schule kommt. Weil sie so gefragt sei, könne sie meistens nur an die Beratungsstellen verweisen. Buchdrucker hält allerdings viel mehr Stunden für angebracht. Eltern und Schüler bräuchten einen Ansprechpartner außerhalb des Schulbetriebs. Der nicht nur eingreift, wenn etwas akut ist, sondern vorbeugend tätig wird. „Wir müssen uns um unsere Kinder kümmern und wir dürfen sie nicht alleine lassen", unterstreicht Buchdrucker, die am liebsten die Sozialpädagogenstelle im Herbst besetzt hätte.

Der Kulmbacher Jugendamtsleiter Klaus Schröder sieht angesichts der staatlichen Förderrichtlinien wenig Spielraum. Der Sozialraum Neudrossenfeld sei intakt, der Ausländeranteil gering, stellte er bereits in der Ausschusssitzung fest. Der Jugendgerichtshilfe seien nur sechs auffällige Minderjährige bekannt. Ein Schulkind sei ambulant, eines stationär betreut worden. „Jeder einzelne verdient besondere Beachtung, aber es kann keine Generalprävention geben", stellt Schröder auf Nachfrage fest. Dennoch bestehe immer noch eine Chance, dass der Antrag nach der Bedarfsanalyse bewilligt werde. Der Ausschuss habe ihn nicht abgelehnt. „Es geht uns um gleiche Bedingungen für alle Schulen im Landkreis."  Das Schulamt hingegen hatte um eine „wohlwollende Prüfung" gebeten.

Für die Partnerschulen in Eckersdorf und Hummeltal sehen die Aussichten auf einen Schulsozialarbeiter derzeit  besser aus. Eine Stelle darf allerdings nicht auf mehr als zwei Standorte verteilt werden. Im Landkreis Bayreuth sollen neben den Mittelschulen in Weidenberg und Pegnitz im neuen Schuljahr die Grund- und Mittelschule Speichersdorf-Kemnath,  Eckersdorf und Hummeltal sowie die Gesamtschule Hollfeld fachliche Hilfe bekommen. Dazu hat der Kreisausschuss einen Grundsatzbeschluss gefasst. "Das Ganze hat sich bewährt. Deshalb halten wir es für sinnvoll, es weiter auszubauen", sagt der Bayreuther Kreisjugendamtsleiter Egon Feilner. Die Kosten für eine Stelle tragen der Freistaat, ein freier Träger der Jugendhilfe, der Sachaufwandsträger der Schule und das Jugendamt des Landkreises gemeinsam.

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