Statt Hort: Grundschule St. Georgen nimmt an Pilotprojekt teil Eltern sparen bei der Kinderbetreuung

Von Katharina Wojczenko
Nach dem Unterricht versorgt: Kinder der ersten bis vierten Klasse spielen mit Betreuerin Ilona Hüttmann in der Schulbibliothek. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Grundschule St. Georgen ist die erste offene Ganztagsgrundschule in Bayreuth. Sie nimmt an einem Pilotversuch des Freistaats teil. Im Landkreis macht noch die Grundschule Heinersreuth mit. Die Reaktionen in Bayreuth sind positiv. Ein paar Haken gibt es trotzdem.

 
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Das bedeutet offene Ganztagsschule: Nach dem Unterricht essen die Schüler gemeinsam und werden danach weiter betreut. Anders als bei der gebundenen Ganztagsschule verteilt sich der Unterricht nicht über den ganzen Tag. Bei der offenen Form (OGS) geht es um Hausaufgabenbetreuung und Freizeitangebote. In St. Georgen gibt es zwei Varianten: In der Kurzgruppe werden die Kinder bis maximal 14 Uhr betreut. Beim Kombimodell, das die Arbeiterwohlfahrt in den Räumen der Schule anbietet, bis maximal 18 Uhr – auch in der Ferienzeit. Deshalb heißt es Kombi. Es ist eine Mischung aus Schule und Jugendhilfe.

Das sagt die Schule: „Das wird extrem gut angenommen“, sagt Schulleiterin Gabi Hemmer. Von 250 Schülern besuchen 67 das Kombimodell und 72 die Kurzgruppe. Das liege am Einzugbereich, wo viele berufstätige Eltern wohnen. „Für Eltern ist es einfacher, wenn die Betreuung bei uns ist und die Schüler nicht erst zum Hort gebracht werden müssen.“ Mit dem Pilotversuch habe die Schule ihre Betreuungsplätze verdoppelt. Eine Mittagsbetreuung der AWO gab es nämlich schon. Ein weiterer Vorteil für die Eltern: Die Kernbetreuung bis 14 Uhr ist kostenlos. Sie müssen nur für die lange Betreuung und die Ferienbetreuung zahlen. „Ein Drittel weniger als im Hort“, sagt Hemmer.

Da hakt es: Die Kombi-Gruppe nutzt die ehemaligen Mittagsbetreuungsräume. Die sind aber zu klein. Die Kurzgruppe ist in Klassenräumen untergebracht. „Ganz ungünstig“, sagt Hemmer. Wenn der Pilotversuch fortgeführt wird – davon geht Hemmer aus – müsste die Schule über Anbaumaßnahmen nachdenken. Schwierig ist auch die Finanzierung. Bei der Kurzgruppe zeichnet sich ab: „Es wird sehr eng.“ 45 000 Euro Zuschüsse von Freistaat und Stadt bekommt sie hierfür. „Ohne Sponsoren und Förderverein ginge das nicht“, weiß Hemmer schon jetzt. Die Schule orientiere sich beim Personal am Mindestlohn. Die AWO war am Dienstag nicht zu erreichen.

Das sagt der Elternbeirat: „Die Kinder sind begeistert und die Eltern wollen, dass es weitergeht“, sagt Alexandra Lippert. „Die Betreuungsplätzen waren vorher knapp.“ Über die Betreuungszeiten und Verpflegung hätten die Eltern zuvor heiß diskutiert. Zum Beispiel, ob es das Angebot bis 18 Uhr braucht und ob alle Kinder in die Mensa sollen. Wer mag, kann nun auch mitgebrachte Brotzeit essen. Heike Thiele, gemeinsame Elternbeiratsvorsitzende der Mittel- und Grundschulen in Bayreuth, wünscht sich, dass die OGS auch an anderen Schulen kommt. Wobei sie die gebundene Ganztagsschule noch besser findet, wie es sie an der Graserschule, an der Grundschule Herzoghöhe sowie in Weidenberg gibt.

Das sagen Schulamt und Stadt: „Zwei gebundene Ganztagsgrundschulen sind ausreichend in der Stadt“, sagt Schulamtsdirektor Günter Roß. 163 Kinder besuchen sie derzeit. „Bei der OGS haben wir aber weiteren Bedarf.“ Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe sieht den Pilotversuch „sehr positiv, damit werden berufstätige Eltern entlastet.“ Vor allem, weil die Kinder bei Bedarf während der Ferien betreut werden. Wenn die Pilotphase positiv laufe und der Stadtrat zustimme, werde sich die Stadt „im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten engagieren“.

Das sagen Landtagsabgeordnete: „Wir brauchen das unbedingt“, sagt Christoph Rabenstein (SPD). Er bevorzugt zwar die gebundene Ganztagsschule, weil das pädagogische Konzept über den ganzen Tag ausgedehnt ist. Mit der OGS komme man aber den Eltern entgegen, die ihre Kinder bei Bedarf früher holen können. „Und die AWO leistet hervorragende Arbeit.“ Gudrun Brendel-Fischer (CSU) glaubt auch, dass die meisten Eltern die offene Form bevorzugen, weil die Kinder nicht montags bis donnerstags ganztägig verplant sind. „Aber die Personal-Qualität der offenen Angebote muss besser werden“, sagt Brendel-Fischer. Ulrike Gote (Grüne) findet wie Rabenstein grundsätzlich die gebundene Variante besser. „Aber das kostet mehr Geld und Lehrerstellen.“ Der Bedarf sei für die OGS aber da, zeige die Hort-Nachfrage, sagt Gote: „Alle berufstätigen Eltern sagen mir: Die Kinder sind in der Kita gut versorgt – und dann fangen in der Grundschule die Probleme an.“

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