„Kleine Dinge gehen schon"
Zu dieser Zeit wurden in Eckersdorf gerade die Aufträge für den Küchenbau vergeben, trotz des fehlenden Haushalts. „Kleine Dinge gehen schon", sagt Pichl, und dann: „Wenn wir mit allem warten würden, bis der Haushalt genehmigt ist, würden wir ja nie fertig." Sie hört sich ein bisschen empört an, als sie das sagt.
Den Haushalt so lange hinauszögern, bis auch die letzte Zahl durchgerechnet ist – Gernot Geyer nennt das „die Angst, ungenau zu sein": Die Gemeinden sähen den Haushalt nicht als Plan, wie das Jahr laufen solle, sondern als Mittel, die Ausgaben formal festzuschreiben. Wilfried Schober, Sprecher des Bayerischen Gemeindetags, drückt es poetischer aus: „Der Haushalt sollte eine Vision sein, aber er ist ein Steinbruch."
Sybille Pichl hat dafür nur ein Kopfschütteln übrig. „Wenn ich die Vision habe, einen Kreisel zu bauen, aber keine Einnahmen, brauche ich den Kreisel auch nicht in den Haushalt schreiben", sagt sie. Haushaltsberatungen im Juni – das ist aber auch ihr zu spät: „Ich wäre gerne früher fertig gewesen, aber was nicht ist, ist halt nicht." Der Haushalt müsse ja nebenher laufen – und es habe schließlich keine Konsequenzen, länger zu brauchen. „Wenn wir eine Strafe dafür kriegen würden, wäre das wahrscheinlich anders." Auch für die Bären-Gruppe des Kindergartens Brunnenwiese. Die hätte dann nämlich eine rechtlich unbedenkliche neue Miniküche.
Diese zehn Gemeinden im Verbreitungsgebiet haben ihren Haushalt ebenfalls besonders spät verabschiedet – oder noch gar nicht:
Ahorntal
Stand: Der Haushalt ist verabschiedet und wird in den nächsten Wochen dem Landratsamt zur Prüfung vorgelegt.
Begründung von Bürgermeister Herbert Dannhäußer: Wir hatten einen schweren personellen Engpass, sonst ist das bei uns nicht so.
Wiederholungstäter: nein
Bad Berneck
Stand: Der Haushalt ist fertig, aber wegen Krankheit des Kämmerers noch nicht verabschiedet.
Begründung von Kämmerer Ulrich Bayer: Zwischen den Gemeinderatsmitgliedern gab es viel abzustimmen, ein demokratischer Prozess braucht Zeit.
Wiederholungstäter: ja
Creußen
Stand: Der Haushalt ist verabschiedet und soll am Montag dem Landratsamt vorgelegt werden.
Begründung von Bürgermeister Martin Dannhäußer: Die Verwaltungsgemeinschaft hat andere Haushalte vorgezogen, wir sind der vorletzte.
Wiederholungstäter: nein
Fichtelberg
Stand: Der Haushalt ist nicht verabschiedet, der Finanzausschuss soll demnächst tagen.
Begründung von Bürgermeister Jose-Ricardo Castro Riemenschneider: Die Probleme mit dem Betreiber der Therme machen die Situation kompliziert.
Wiederholungstäter: ja
Ködnitz
Stand: Der Haushalt wurde letzte Woche verabschiedet und soll bald dem Landratsamt vorgelegt werden.
Begründung von Kämmerer Alfred Kolenda: Wir brauchten die genauen Kosten gewisser Baumaßnahmen, deshalb mussten wir noch warten.
Wiederholungstäter: ja
Marktschorgast
Stand: Der Haushalt wurde Mitte Mai verabschiedet und bestätigt.
Begründung von Bürgermeister Hans Tischhöfer: Die Arbeitsbelastung der Verwaltung war hoch, der Gemeinderat hat daraufhin gesagt, den Haushalt müsse man nicht übers Knie brechen.
Wiederholungstäter: nein
Mistelbach
Stand: Der Haushalt wurde Anfang Juni verabschiedet und bestätigt.
Begründung von Kämmerer Christian Hohlweg: Wir haben ein Kommunalunternehmen gegründet und waren personell gebunden, haben aber vor, ihn zukünftig im April zu verabschieden.
Wiederholungstäter: ja
Schlammersdorf
Stand: Der Haushalt wurde vorgestern verabschiedet und wird demnächst dem Landratsamt vorgelegt.
Begründung von Bürgermeister Gerhard Löckler: Das Problem ist, dass man auf andere Entscheidungen warten muss. Letztes Jahr war das ähnlich.
Wiederholungstäter: ja
Thurnau
Stand: Der Haushalt soll im August verabschiedet werden.
Begründung von Kämmerer Michael Ganzleben: Wir haben frühzeitig mit den Haushaltsberatungen begonnen, aber es zögert sich immer wegen irgendetwas hinaus. Aber wir bemühen uns.
Wiederholungstäter: ja
Warmensteinach
Stand: Der Haushalt wurde Mitte Juni verabschiedet und bestätigt.
Begründung von Bürgermeister Andreas Voit: Es gab viele Personalwechsel in letzter Zeit, der Kämmerer war krank. Man drückt ja nicht einfach einen Knopf und dann kommt ein Haushalt raus.
Wiederholungstäter: ja