Einzige Frau unter vielen Männern

Von Klaus Trenz
Bauhof: Rita Martin erarbeitete sich den Respekt der Kollegen. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Sie hat an ihrem Arbeitsplatz nur Männer an ihrer Seite: Rita Martin aus Auerbach arbeitet seit 25 Jahren als einzige Frau im städtischen Bauhof. Das war am Anfang nicht einfach, wurde es aber im Laufe der Jahre. Heute sagt sie: „Mir hat das gefallen mit den Männern zu arbeiten und tut es auch heute noch“. Die 53-Jährige wird das bis zu ihrer Rente tun und kann sich gar nichts mehr anderes vorstellen.

 
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Rita Martin ist im Bauhof für die Pflege von Grünanlagen verantwortlich und hat sich den Respekt der Kollegen schon längst erarbeitet. Man schätzt ihre Erfahrung auf diesem Gebiet. Sie hat sich das Wissen selbst angeeignet. Die gelernte Bekleidungstechnikerin wollte eigentlich Dorfhelferin werden. Aber daraus wurde nichts.

Ende der 80er Jahre suchte sie eine Halbtagsstelle, weil sie sich auch noch um ihren beiden Söhne kümmern musste. Im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen war sie zwei Jahre immer wieder im Bauhof eingesetzt, Halbtagsjobs waren zu dieser Zeit eine Rarität. 1989 hat es dann geklappt: Sie wurde fest eingestellt. Für eine „leichte Tätigkeit“. So lautete die Stellenbeschreibung, erinnert sie sich. „Aber es war nicht leicht.“

Unkraut jäten mit den Händen, Laub aufsammeln und Mähen waren ihre Tätigkeiten. Rasenmäher gab es nicht. Das Arbeiten im Bauhof damals war reine Handarbeit und körperlich anstrengender als heute.

An gröberen Umgangston gewöhnt

„Mir hat das nichts ausgemacht“, sagte sie, „mir hat die Arbeit trotzdem Spaß gemacht und wer auch nicht ungewohnt für mich, weil ich aus einem Bauernhof heraus stamme“. Nur am Anfang ungewohnt war für die das Arbeiten als einzige Frau unter Männern, deren Altersdurchschnitt zudem damals noch recht hoch war „und es eine gewisse Hierarchie gab“. An einen etwas gröberen Umgangston und gelegentlichen „Witzchen“ habe sie sich schnell gewöhnt: „Ich bin dann irgendwann nicht mehr rot geworden.“ Trotz rauer Männerwelt: „Ich bin von Anfang an akzeptiert worden“, erinnert sie sich, „habe mir irgendwann nichts mehr gefallen lassen und mich durchgesetzt“. Nur 1995, als sie mit ihrer Tochter schwanger war, musste sie noch ein paar schwere Monate überstehen. „Die wussten damals nicht so recht, was sie mit einer Schwangeren im Bauhof anfangen sollen.“ Sie habe dann monatelang nur Straßen gekehrt. So lange, „dass ich den Besen gehasst habe“. 1997 kam dann auch für Rita Martin die große Veränderung: Matthias Regn wurde Bauhofleiter und modernisierte die städtische Einrichtung. Maschinen und geeignete Werkzeuge erleichtern die Arbeit. „Die körperliche Belastung ist weniger geworden“, sagt Martin. Aber: Dafür habe die Arbeit zugenommen. Fast jährlich kommen neue Aufgaben hinzu. Früher haben Anwohner und Bürger auch schon mal mitgeholfen und haben Böschungen oder Wiesenflächen, auch wenn sie auf städtischen Grund lagen, auch schon mal selbst gemäht. Das sei heute nicht mehr der Fall. Das Anspruchsdenken an den Bauhof sei deutlich gestiegen. Mit der neuen Leitung hat sich auch die personelle Zusammensetzung des Bauhofs verschoben. „Früher waren hier viele berufsfremde Leute tätig“, erklärt Regn.

„Das geht heute gar nicht mehr, man braucht gelernte Fachkräfte, Fort- und Weiterbildungen“. Rita Martin ist damit so etwas wie ein Überbleibsel aus alten Bauhoftagen ist auch dort die dienstälteste und einzige Frau unter Männern geblieben.