Einzelhändler sollten sich vernetzen

Von Hans-Jochen Schauer
Christina Wellhöfer vom Arbeitskreis „Unser Pegnitz“ widerspricht energisch den Aussagen von Brigitte Brendel. Jeder Geschäftsinhaber müsse selbst überlegen, was er besser machen könnte. ⋌Foto: Hans-Jochen Schauer Foto: red

Die Kritik von Geschäftsfrau Brigitte Brendel am Zustand der Pegnitzer Innenstadt kann Christina Wellhöfer nicht nachvollziehen. Die Vorsitzende des Vereins „Unser Pegnitz“ sagt: „Es ist immer leicht, die Schuld auf andere zu schieben.“

 
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Wie berichtet, schließt Brendel ihr Kinderbekleidungsgeschäft an der Hauptstraße Ende November. Mit ein Grund sei die Situation in der Innenstadt. „Ich kenne kaum eine Stadt, die im Zentrum so unattraktiv ist wie Pegnitz“, sagt sie. Es fehle an Angeboten, die Menschen dazu animiere, sich hier aufzuhalten. Der Gastronomie attestiert sie Nachholbedarf.

Man muss sich was einfallen lassen

Wellhöfer will diese Ansichten so nicht stehen lassen. In erster Linie müsse jeder Geschäftsinhaber selber schauen und überlegen, was er besser machen könne. Sie erkennt an, dass es im Textil- und Bekleidungshandel große Konkurrenz gebe. Die von Inhaber geführten Geschäfte würden durch das Internet und große Ketten bedrängt.

„Man muss sich halt was einfallen lassen, damit die Kunden in den Laden kommen. Man darf nicht betriebsblind werden, muss die Augen offenhalten und Neuem gegenüber aufgeschlossen sein. Wichtig sind pfiffige Ideen, die umgesetzt werden“, sagt Wellhöfer, die mit ihrem Mann Christian am Schweinemarkt einen Wein- und Feinkostenladen betreibt.

Zwei große Einkaufszentren

Dass die Innenstadt, wie Brendel feststellt, unter den beiden Einkaufszentren leidet, bestreitet Wellhöfer nicht. „Mit denen sollten wir uns jedoch nicht vergleichen.“ Sie plädiert dafür, dies nicht klagend hinzunehmen, sondern selbst aktiv zu werden. Etwa indem besondere Produkte angeboten werden, die es in den Ketten nicht gebe, und die Kunden beraten werden. So lerne man die Kunden kennen und könne dann besser auf deren Wünsche eingehen. Was viele Einzelhändler übersehen, sei der Servicegedanke.

Hol- und Bringdienst möglich

Was spreche dagegen, einen Hol- und Bringdienst einzurichten oder zusätzliche Dienste anzubieten. Die Wellhöfers halten zum Beispiel bei der VHS Kochkurse und Weinseminare. Auch auf die Dekoration sollte ihrer Meinung nach mehr Wert gelegt werde. „Sie muss zum Stil des Geschäfts passen und zum Betreten des Geschäfts einladen.“ Die Gastronomie sei zwar ein wichtiger Baustein im Angebot der Innenstadt, aber die Einzelhändler sollten sich nicht zu viel von diesen Gästen versprechen.

Keine Touristenhochburg

„In der Mittagspause gehen die Leute entweder essen oder sie kaufen was ein. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, alles ist durchgetaktet und organisiert. Pegnitz sei zudem eine Kleinstadt mit knapp 15 000 Einwohnern und keine Touristenhochburg. Zudem würden Arbeitgeber fehlen, deren Beschäftigte in der Mittagszeit die Gasthäuser besuchen. Die rund 1600 Beschäftigten bei KSB haben eine Werkskantine. Den von Brendel kritisierten Durchgangsverkehr kann Christina Wellhöfer sogar etwas Gutes abgewinnen. „So werden die Geschäfte im Zentrum gesehen und wahrgenommen.“ Die immer wieder angeregt Fußgängerzonen lehnt die Vorsitzende des Arbeitskreises „Unser Pegnitz“ klipp und klar ab. „Auf keinen Fall, das geht gar nicht.“

Vergrößerung der Ladenflächen

Jeder Kunde solle die Chance haben, in der Nähe der Geschäfte zu parken. Die schon vor vielen Jahren von Professor Jörg Mayer empfohlene Vergrößerung der Ladenflächen, etwa indem Häuser mit Durchgängen verbunden werden, betrachtet Wellhöfer positiv; dies sei aber meist nicht zu verwirklichen. Die vorhandenen Verkaufsflächen sind für Filialisten zu klein. Läden von Ketten sind daher in der Innenstadt die absolute Ausnahme. Grundsätzlich müssten sich die Einzelhändler noch stärker vernetzen und mit Aktionen auf sich aufmerksam machen, um die Leute in die Innenstadt zu locken. Derzeit gibt es im Zentrum von Pegnitz 30 Geschäfte und 38 belegte Ladenräume.