Einsamer Tod: Amtsbestattungen steigen

Symbolfoto: Martin Schutt/dpa Foto: red

Die Gesellschaft wird älter - und einsamer. Das merken auch die Kommunen in Deutschland, die immer öfter Menschen bestatten müssen, die niemanden mehr hatten.

 
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Keine Blumen, keine Trauergäste. Nur ein einsamer Sarg - der einfachste und billigste. Die Zahl der Menschen, die ohne Angehörige sterben und vom Ordnungsamt bestattet werden müssen, steigt in Deutschland zwar nicht sprunghaft, aber seit Jahren stetig. «Die Zahl der Ordnungsamtsbestattungen nimmt zu», bestätigt der Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Bestatter, Stephan Neuser. «Das hat auch mit unserem demografischen Wandel zu tun. Bei älteren und alleinstehenden Menschen kommt es öfter dazu, dass der Staat sich kümmern muss.»

In München ist Sigrid Diether für diese Fälle zuständig. Schon seit 20 Jahren ist sie Sachgebietsleiterin der Abteilung «Bestattungen von Amts wegen» der Städtischen Friedhöfe München. «Eine Bestattung ist zwar noch trauriger ohne Blumen», sagt sie, «funktioniert aber trotzdem». Das Amt darf in solchen Fällen nur die einfachsten und günstigsten Leistungen in Anspruch nehmen. «Das, was wir organisieren müssen, darf nur notwendig sein», sagt sie. «Der einfachste Sarg, wir machen auch keinen Blumenschmuck.»

591 Menschen sind im vergangenen Jahr in München «von Amts wegen» bestattet worden; in diesem Jahr waren es bislang 397. Zum Vergleich: 2001 waren es 467, 2005 nur 322. «Auch wenn die Zahlen etwas springen, die Tendenz geht hoch», sagt Diether. Und das gilt nicht nur für München.

Keine landesweiten Zahlen

Wie oft genau das in Deutschland vorkommt, ist nicht erfasst. Bundesweite Statistiken zu dem Thema gibt es nicht, und nicht jede Kommune veröffentlicht die Zahlen. Noch nicht einmal landesweit werden die Zahlen erfasst, sagt der stellvertretende Vorsitzende des bayerischen Bestatterverbandes, Karl Albert Denk. «Aber die Zunahme haben wir flächendeckend.» Ein Beispiel aus dem hohen Norden: Nach Angaben der Hamburger Friedhöfe werden in der Hansestadt inzwischen «an die 1000» Menschen pro Jahr vom Ordnungsamt bestattet. «Die Tendenz hat über die Jahre etwas zugenommen», sagt eine Sprecherin.

Innerhalb von vier Tagen müssen Tote bestattet werden - «zur Gefahrenabwehr», wie es heißt. «Es wird aber immer schwieriger, die Angehörigen zu finden», sagt Diether, die sich in München pro Jahr mit rund 1200 Fällen befasst. Der «Klassiker», so sagt sie, sei die unbekannte männliche Leiche, die irgendwo in der Stadt gefunden wird. Nicht immer lasse sich die Identität des Toten klären.

dpa

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