Thema Gewerkschaft: Einfach nur peinlich

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Ferdinand Lassalle und August Bebel würden wohl – wenn sie denn könnten – in ihren Gräbern rotieren, müssten sie das live miterleben. Die Vorkämpfer für Arbeitnehmerrechte und soziales Gedankengut wären kaum angetan vom Gebaren ihrer gewerkschaftlich organisierten Nachkommen.

 
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Tatort: Pegnitz. Hauptdarsteller: Mitglieder der IG Metall. Thema: Kundgebung von rund 300 Metallern aus der Region, um Druck auf die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen für Bayern auszuüben. Und dann diese böse, böse Lokalpresse.

Wagte sie es doch glatt, über den Unmut der Einzelhändler angesichts der stundenlangen Innenstadtsperrung zugunsten der Demo zu berichten. Also wirklich, wie kann man nur. Ist zwar ganz normales journalistisches Handwerk. Und so was von selbstverständlich. Aber trotzdem … Man kann das ja auch übertreiben mit der Pressefreiheit, für deren Erhalt so mancher Gewerkschafter einst Leib und Leben riskierte. Doch wehe, man ist selbst betroffen. Das geht gar nicht.

Die Reaktion ließ denn auch nicht lange auf sich warten. Aktiv wurde der Betriebsrat des Pegnitzer Maschinenbauunternehmens KSB. Er hatte Protestmarsch und Kundgebung federführend mit organisiert. Und fühlte sich nun aber so was von auf die Metaller-Fahne getreten. Und stornierte daher mal so eben eine Spende, die er für die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ angekündigt hatte.

Aus Restbeträgen von Essenskarten kamen 407 Euro zusammen. Diese sollten dem guten Zweck zufließen. Sollten. Aber dann waren wir ja böse. Und wurden darob mit Liebesentzug bestraft. Tja, bestraft haben die Gewerkschafter damit natürlich weder unsere Zeitung noch unsere Stiftung. Die kann ganz problemlos aufgrund ihrer großen Resonanz ihr gutes Werk auch ohne die Spende der KSBler leisten. Bestraft wurden vielmehr jene, deren Not man mit diesem Betrag ein klein wenig hätte lindern können. Sozial ist das nicht. Sondern einfach nur peinlich.

Als Gewerkschafsmitglied bleibt einem da nur das Fremdschämen. Was ist nur aus den hehren Zielen der Herren Lassalle und Bebel geworden. Schnödes Beleidigtsein, wenn man mal selbst in die Kritik gerät. Peinlich halt.

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