In einer völlig anderen Welt Eine Reise durch die Fränkische Schweiz

Von Martina Bay
 Foto: red

Eine Stuttgarterin lernt zum ersten Mal die oberfränkische Region kennen. Dabei reist sie in alle Himmelsrichtungen. Der dritte Ausflug führt sie in die Fränkische Schweiz.

 
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"Sie brauchen doch nur mal nach links und rechts schauen“, sagt Heidi Krause und deutet auf die Umgebung und die Burg Pottenstein. „Die Felsen, die Talkessellage.“ Es ist 9 Uhr morgens in Pottenstein. Krause steht auf dem Gehweg in der Ortsmitte und wartet auf ihren Mann, der sie abholen soll. Seit 1993 leben die beiden in der Fränkischen Schweiz.

Im Wiesenttal, mitten im Wald, betreibt Krause, die ursprünglich aus Sachsen-Anhalt kommt, eine Gaststätte. Viele Kletterer, Motorrad- und Fahrradfahrer kommen dort zur Übernachtung oder auf ein Essen vorbei.

Von Kirchenpingarten nach Pottenstein sind es nur 50 Kilometer. Aber man hat das Gefühl, in einer völlig anderen Welt zu sein. Die Talkessellage von Pottenstein, die herausragenden Felsen, das kleine Bächlein, das durch den Ortskern fließt, erzeugen eine romantische Stimmung. 14 Kilometer von Pottenstein entfernt liegt Betzenstein. Richard Spielberger macht gerade eine Raucherpause. Er lebt seit sechs Jahren hier und arbeitet als Küchenchef in der Betzenstube. „Ich bin anders“, sagt Spielberger. Wenn er mit seinen Rave Pants – extreme Schlaghosen mit Bändern – durch die Straße laufe, dann würden die Leute blöd schauen. „Ich finde provokant nun mal am schönsten“, sagt Spielberger. Manche seien eben eigen und verschlossen. Aber Betzenstein biete viele kulturelle Feste wie den Mittelaltermarkt oder das Stadtfest.

Wieder 14 Kilometer weiter von Betzenstein entfernt wohnt Eberhard Knicker. Eigentlich kommt er aus Berlin, in Gößweinstein lebt er seit 29 Jahren. Er war auf der Suche nach einer Zweitwohnung und ist in Gößweinstein fündig geworden. „Ich will nicht mehr zurück“, sagt Knicker. Morgens erledigt der 69-Jährige meistens ein paar Botengänge für ein Krankengymnastikstudio, mittags erkundet er mit Bus und Bahn die Gegend. Ein Auto hat er nicht mehr. Seine Leidenschaft ist der Fußball. Er ist Mitglied im Fußballverein von Gößweinstein und arbeitete in Berlin viele Jahre als Schiedsrichter. Er pfiff sogar in der Regionalliga. Voller Stolz zieht er seinen Schiedsrichterausweis aus der Tasche, mit dem er sich immer noch viele Fußballspiele anschaut, am liebsten die Spiele vom 1. FC Nürnberg, seinem Lieblingsverein.

„Rambazamba ist hier nicht so, aber das muss ja auch nicht sein“, sagt Peter Wölfel über Gößweinstein. Mit seiner Familie betreibt der gelernte Koch den Gasthof zur Post. Gerade mistet er im Hinterhof den Schweinestall aus. Mit seinem Bruder kocht er je nach Saison verschiedene fränkische Gerichte. „Die Gegend heißt nicht umsonst Genussregion Oberfranken“, sagt Wölfel. Die Urlauber würden besonders gerne Schäufele essen.

Die Hauptsaison dauert von Mai bis September, aber auch im Winter gibt es immer viel zu tun. Dann müssen Gästezimmer renoviert oder Holz gehackt werden. Fast gegenüber von Wölfels Gasthaus steht Barbara Endres in ihrem Tante-Emma-Laden. „Ich wollte schon lange aufhören. Aber dann hat meine Tochter gesagt, mach weiter, dann hast du eine Aufgabe“, sagt sie. Schließlich möge sie den Kontakt zu den Menschen.

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