Einbrecher stehlen Dessous und Bargeld

Von Stefan Linß und Peter Engelbrecht
Bei G-Fashion in der Fußgängerzone in Kulmbach hinterließen die Einbrecher nur leere Regale. Verkäuferin Christine Friedrich staunt über die Dreistigkeit der Kriminellen, die es besonders auf teure Mode abgesehen hatten. Foto: Stefan Linß Foto: red

Unbekannte Einbrecher räumten zwei Modegeschäfte in Kulmbach teilweise aus, der Schaden beträgt mindestens 50.000 Euro. Weitere drei Einbrüche in Einfamilienhäuser meldet die Polizei in Gefrees. Hier ging es um Bargeld. Alle Taten ereigneten sich um den Montag herum.

 
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Nicht alle Regale und Kleiderstangen sind leergeräumt. Die Einbrecher waren wählerisch. Sehr zielsicher griffen sie nur nach der neuesten Mode und nach den hochwertigen Marken. In den Kulmbacher Fachgeschäften G-Fashion und Wäschetraum raubten sie Oberbekleidung und Dessous im Gesamtwert von mindestens 50.000 Euro. Die Tat ereignete sich in der Nacht zum Montag mitten in der Fußgängerzone. Mit Gewalt öffneten die unbekannten Täter zuerst eine Türe in der Langgasse. Von dort hatten sie Zugang zu den beiden Läden, teilt Anne Höfer vom Polizeipräsidium Oberfranken mit. Um die vielen Kleidungsstücke wegschaffen zu können, müssen sie in der Langgasse an der Ecke zur Grabenstraße ein größeres Fahrzeug geparkt haben.

Auf Damenunterwäsche spezialisiert

Die Aufregung ist spürbar bei Gudrun Stübinger, der Inhaberin des Fachgeschäfts Wäschetraum, und ihrer Mitarbeiterin Heidrun Pöhlmann. "Die Kollektionen aus dem Vorjahr haben sie hängen lassen", sagt Gudrun Stübinger. Offenbar handelte es sich bei den Kriminellen um Spezialisten für Damenunterwäsche. Die Ladenbesitzerin hofft, dass die Versicherung den Schaden zahlt. Auch Christine Friedrich vom Modeladen G-Fashion kann über das dreiste Vorgehen der Einbrecher nur den Kopf schütteln. Offenbar haben die Kriminellen große Anstrengungen unternommen, um unentdeckt zu bleiben.

War es Bandenkriminalität?

Nun ermittelt die Kriminalpolizei Bayreuth. Die Spurensicherung hat am Montag in den beiden Geschäften in Kulmbach intensiv nach Hinweisen gesucht. Die Polizei hofft vor allem auf Zeugen. Wer in der Langgasse und Grabenstraße etwas Verdächtiges beobachtet hat, möge sich melden. Der aktuelle Fall erinnert an den Einbruch in ein Kulmbacher Optiker-Geschäft ebenfalls in der Langgasse im Februar dieses Jahres. Dort gingen die Einbrecher genauso professionell vor und nahmen nur die teuren Brillenfassungen mit. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um organisierte Banden, die ihre Raubzüge gut planen, hieß es. Optiker in ganz Deutschland wurden zum Ziel der Kriminellen. Ähnlich wie damals scheinen derzeit die Raubzüge in Modeläden beliebt zu werden. "Die Dienststellen stehen in engem Austausch und prüfen, ob es einen Zusammenhang zu anderen Taten gibt", sagt Polizeisprecherin Anne Höfer. Sie könne noch keine Aussage dazu treffen, ob es sich bei dem aktuellen Einbruch in Kulmbach um Bandenkriminalität handelt und womöglich dieselben Täter am Werke sind. Die Kripo Bayreuth sucht nun Zeugen, die zur Tatzeit von Sonntag, 18 Uhr, bis Montag, 9 Uhr, sowie an den Tagen zuvor verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Bereich der Langgasse und Grabenstraße in Kulmbach bemerkt haben. Telefonnummer: 0921/506-0. 

Ähnliche Fälle im Bundesgebiet

Zumindest weist das jüngste Delikt in der Kulmbacher Innenstadt mehrere Parallelen zu Einbrüchen im süddeutschen Raum auf, die sich in den vergangenen Tagen ereignet haben. Nach Kurier-Recherchen geschah der letzte Raubzug dieser Art in der Nacht zum Mittwoch, 26. Oktober, in einem Bekleidungshaus in Karlsruhe. Vier Einbrecher verstauten hochwertige Schuhe und Damenmode in Müllsäcken und fuhren in einem weiß lackierten Lieferwagen der Sprinterklasse davon, berichten die Kraichgau-News. Eine Überwachungskamera hat die Tat festgehalten. Zwei Tage zuvor haben in Nördlingen drei Männer innerhalb einer Viertelstunde "ganze Berge hochwertiger Kleidung" in Müllsäcke gepackt und in einen Lieferwagen geschafft, schreibt die Augsburger Allgemeine. "Die Männer sahen mit Masken, Stirnlampen und Handschuhen wie ein hochprofessionelles Einsatz-Kommando aus." Die Einbrecher hatten zwar Überwachungskameras mit Tüchern verhängt, aber zwei gut getarnte Kameras übersehen. Trotzdem wurden sie noch nicht geschnappt. Erheblicher Schaden im fünfstelligen Bereich war in der Nacht zum Donnerstag, 20. Oktober, in einem Modegeschäft in Trossingen in Baden-Württemberg entstanden. Wie die Polizei berichtet, hatten Unbekannte die Tür aufgehebelt und einen Großteil des Warenbestands gestohlen.

Auch in Gefrees zugeschlagen

Offenbar auf Bargeld hatten es unbekannte Einbrecher am Montag in drei Einfamilienhäusern in Gefrees abgesehen. Nach ersten Erkenntnissen der Bayreuther Kriminalpolizei drangen die Täter zwischen 13 und 19.45 Uhr über gewaltsam geöffnete Fenster in die drei Häuser in der Grünthalstraße, der Ellrodtstraße und dem Friedhofsweg ein. In den Zimmern suchten und fanden sie insgesamt einen hohen dreistelligen Geldbetrag, mit dem sie flohen. Die Unbekannten hinterließen einen Gesamtsachschaden von mehr als 500 Euro. Die drei Tatorte liegen nahe beieinander. Sie sind durch Querstraßen von der vielbefahrenen Bundesstraße 2 aus erreichbar.

Die Ermittler fragen: Wer hat am Montag in der betreffenden Zeit Wahrnehmungen in den betreffenden Straßen gemacht? Wem sind dort verdächtige Personen und/oder Fahrzeuge aufgefallen? Hinweise nimmt die Kripo unter der Telefonnummer 0921/506-0 entgegen. Polizeisprecherin Anne Höfer sagte, es deute einiges darauf hin, dass es sich bei den jüngsten Taten in Gefrees um reisende Täter handelt.

Bereits am Mittwoch zuvor hatte es in Gefrees einen Einbruch in ein Wohnhaus gegeben. Hier hatten es die unbekannten Täter auf Schmuck und Bargeld abgesehen. Die Tat geschah am Mittwochmorgen, dem 26. Oktober. Die Einbrecher richteten einen Sachschaden von rund 500 Euro an und entkamen mit Diebesgut im Wert eines niedrigen vierstelligen Eurobetrages. Nach Erkenntnissen der Bayreuther Kriminalpolizei brachen die Unbekannten zwischen 6.15 und kurz vor 8 Uhr die Terrassentüre in der Ochsenkopfstraße auf. Sie durchsuchten mehrere Zimmer und nahmen Schmuck und Bargeld mit. Auch hier sucht die Kripo Bayreuth Zeugen, denen verdächtige Personen und/oder Fahrzeuge in der Ochsenkopfstraße aufgefallen sind.

„Ich hoffe, dass die Einbruchserie aufgeklärt wird“, erklärte Bürgermeister Harald Schlegel. In der Stadt sei angesichts der gehäuften Einbrüche eine gewisse Verunsicherung zu spüren. Die Taten seien derzeit Tagesgespräch in Gefrees. Schlegel wollte nicht ausschließen, dass es sich um reisende Einbrecher handelt.

Polizei kontrolliert Ausfallstraßen

Mehrere Schwerpunktkontrollen gegen Einbrecher hatte die oberfränkische Polizei am Samstag im Großraum Forchheim durchgeführt. Die Beamten beteiligten sich damit an der ersten gemeinsamen Fahndungs- und Kontrollaktion von Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz, teilte die Polizeipräsidium in Bayreuth mit. Die Beamten kontrollierten insbesondere auf den Ein- und Ausfallstraßen und zeigten starke Präsenz. Nachdem Einbrecher in den Herbst- und Wintermonaten besonders die früh einsetzende Dämmerung nutzen, konzentrierten sie sich vorwiegend auf verdächtige Fahrzeuge und Personen, die in den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden unterwegs waren. Bei zwei Kontrollstellen auf der Bundesstraße 470 überprüften die Polizisten 45 Insassen von 25 Autos und neun Lastwagen. Einbrecher wurden nicht erwischt.

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