Thema Verwaltungsgemeinschaft: Zwischen Betzenstein und Plech stimmt die Chemie Ein Vorbild für Waischenfeld und Ahorntal?

Von
"Da muss man schon leidensfähig sein", sagt Betzensteins Bürgermeister Claus Meyer. Und meint damit die emotionalen Beziehungen in der Verwaltungsgemeinschaft zwischen Plech und Betzenstein. Das betrifft vor allem den Plecher Faschingsumzug, bei dem regelmäßig der große Nachbar sein Fett abbekommt. So auch Meyer selbst, als sein Leitersturz vor zwei Jahren närrisch aufbereitet wurde. Foto: Archiv/Ralf Münch Foto: red

Sie sind noch sehr zart, die Bande, die die Bürgermeister aus Waischenfeld und Kirchahorn mit Blick auf die Gründung einer Verwaltungsgemeinschaft (VG) geknüpft haben. Noch überwiegt die Skepsis, vor allem im Ahorntal. Die nächsten Schritte sind noch unklar. Dabei macht so eine Partnerschaft durchaus Sinn, wie Vertreter der VG Betzenstein/Plech sagen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Einer, der genau weiß, wovon er da spricht, ist Heinz Stark. Er ist nicht nur Marktgemeinderat in Plech und Kreisheimatpfleger für den südlichen Landkreis Bayreuth. Stark ist als geschäftsleitender Beamter der Marktgemeinde Neuhaus/Pegnitz auch ein Verwaltungsexperte. "Der entscheidende Vorteil ist, dass die Bürger immer einen Ansprechpartner haben", sagt er. Plech sei einfach zu klein für einen hauptamtlichen Bürgermeister und eine eigene Rathausbesetzung. Eine Verwaltung für zwei Kommunen verkürze zugleich so manchen Prozess, "das ist schon eine gute Sache".

Die "gute Sache"

Diese "gute Sache" war eine Folge der Gebietsreform in den 1970-er Jahren. "Sie ermöglichte es kleinen Gemeinden, eigenständig weiterzubestehen, ohne sich einen teuren Verwaltungsapparat leisten zu müssen", so Stark. Plech habe damals "ganz schön gewackelt". Das bestätigt auch Bürgermeister Karlheinz Escher. Es gab ein Hin und Her, wer wohin wollte. Die Ottenhofer und Bernhecker entschieden sich für Plech, die Spieser für Betzenstein. Und Höfen, so Stark, zog es 1978 schließlich nach Neuhaus/Pegnitz - "das war wirklich alles im Fluss".

Schulverband schon lange

Wobei es kein komplett neues Zusammenwachsen war. Der Schulverband existierte schon, "das hat von Anfang an reibungslos funktioniert", so Bürgermeister Escher. Und das tut bis heute. Überhaupt könne er sich an keinen einzigen negativen Vorfall erinnern, wenn es um die VG geht, sagt Escher: "Das bereut keiner, im Gegenteil." Nicht nur, weil die beiden Kommunen längst auch eine gemeinsame Kläranlage betreiben.

Das Vertrauen ist da0

Escher spricht von Vertrauen. Das müsse da sein - "und das ist es auch". Auch wenn Plech weniger Einwohner hat und damit auch weniger Vertreter in der VG-Versammlung sitzen hat als die Betzensteiner. Man nehme sich nichts weg gegenseitig, man ergänze sich vielmehr, sagt Escher. So sieht das auch sein Betzensteiner Amtskollege Claus Meyer.

Nicht an der Grenze aufhören

Er spricht ebenfalls von einer vertrauensvollen Partnerschaft. Die bewähre sich auch in der Praxis. Etwa beim Winterdienst: "Da hört der eine nicht mit dem Räumen auf, bloß weil da das Gebiet der anderen Gemeinde beginnt." Und auch beim Ausbessern von Straßen, dem Herrichten von Banketten oder dem Entasten von Bäumen "langen wir zusammen in gemeinsamen Aktionen".

Bisher zwei Bauhöfe

Nach wie vor jedoch betreiben beide Gemeinden einen eigenen Bauhof. Das soll vorerst auch so bleiben. Und auch gemeinsame Steuersätze sind nicht in Sicht. Dafür seinen die Unterschiede denn doch zu groß, sagt Claus Meyer: "Wir sind eine Flächengemeinde mit vielen kleinen Dörfern, Plech konzentriert sich auf drei, vier Orte." Damit sind beim Unterhalt des Straßennetzes ganz andere Voraussetzungen gegeben, ebebso beim Breitbandausbau. "Ziel einer VG ist es ja nicht, alles zu vereinheitlichen", sagt Meyer. Sondern gemeinsame Ziele zu verfolgen - und das geschehe in dieser VG vorbildlich.

Seitenhiebe nur beim Fasching

Und wie schaut es auf der emotionalen Ebene aus? Können die Plecher und die Betzensteiner miteinander? Im Prinzip schon, sagt Meyer. Klar, die eine oder andere "Kabbelei" bleibe nicht aus. Und so findet sich Jahr für Jahr beim Plecher Faschingsumzug ein Seitenheib auf den größeren Nachbarn. "Ab er das gehört dazu, das ist schon in Ordnung so", so Meyer, der auch selbst zu den  "Opfern" gehörte, als die Narren seinen Sturz von der Leiter mit zwei Gipsbeinen als Ergebnis ein wenig durch den Kakao zogen. "Was sich liebt, das neckt sich eben."

Autor