Warum Jungunternehmer Mario Münch die Energielandschaft umkrempeln will Mario Münch, ein oberfränkischer Klimaheld

Von Roland Töpfer
Mario Münch baut an der Energiewende mit. Foto: Roland Töpfer Foto: red

Unternehmer wollte Mario Münch nicht werden. „Auf keinen Fall mach‘ ich mich selbstständig“, dachte der junge Elektrotechniker, der mit 21 seinen Meister machte. Heute ist Münch 33, hat in Rugendorf (Landkreis Kulmbach) für fünf Millionen Euro ein nagelneues futuristisches Firmengebäude hingestellt und macht mit 60 Beschäftigten 30 Millionen Euro Umsatz.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Münch Energie bietet Firmen, Kommunen, Landwirten Energiespar-Lösungen an. Durch das intelligente Zusammenspiel von Photovoltaik, Blockheizkraftwerk, Wärmepumpen, modernen Speichern und Transformatoren soll es möglich sein, selbst erzeugten Strom für sieben Cent pro Kilowattstunde zu nutzen. Strom aus dem Netz kostet die Wirtschaft rund 18 Cent/kWh. Mit einem solchen Konzept könne man die Umwelt entlasten, Kosten einsparen, die Umsatzrenditen seiner Kunden steigern, sagt Münch. Das klingt gut und scheint immer mehr Kunden zu überzeugen. Nach 30 Millionen Euro Umsatz in diesem Jahr erwartet Münch für 2016 eine Steigerung von 30 Prozent. Dafür braucht er neue Mitarbeiter. „Wir stellen kontinuierlich ein.“

Als Sicherheit den Hof verpfändet

Auf einem Bauernhof in Gössersdorf bei Weißenbrunn im Landkreis Kronach wuchs Münch mit seiner Schwester auf. Er machte eine Elektrikerlehre, ging zur Meisterschule. Um die karge Rente seiner Eltern aufzubessern, baute er eine der ersten Freiland-Photovoltaikanlage auf ihrem Hof. „Die Bank hat nicht gewusst, wie’s geschrieben wird.“ Als Sicherheit für die 700 000-Euro-Investition mussten die Münchs ihren Hof verpfänden.

Die PV-Anlage war vielerorts Gesprächsstoff, immer mehr kamen, wollten wissen: Kannst Du das nicht bei uns auch machen? Eigentlich wollte Münch in seine Anstellung als Elektrotechniker zurück. Doch daraus wurde nichts. Der Grundstein für die heutige Firma war gelegt. „Ich habe eine klare Vision“, sagt Münch. Nein, zu selbstbewusst sei er nicht, aber eben auch nicht wankelmütig. Man müsse sich schon immer überprüfen, das sei ein Vorteil. Unternehmer haben wenig Zeit, sitzen viel in ihrer Firma. Samstag und Sonntag gehören der Familie, sagt Münch. Und gegen 18 Uhr will er in der Regel zu Hause sein.

Auftanken im Frankenwald

Münch mag das Land, in der Abgeschiedenheit des Frankenwaldes tankt er Energie. Mit seiner Frau, die aus Hamburg stammt und den drei Kindern zwischen ein und drei Jahren, lebt der auf einem alten Bauernhof in Vorderstöcken (drei Häuser/Kreis Kronach) und sagt: „Wir haben die Welt von unseren Kindern geliehen.“

Sein Antrieb? Ein bisschen will er mitwirken am besseren Planeten, dessen Zukunft stark von erneuerbaren Energien geprägt sein wird. Von Sonne, Wind, Biomasse, die Öl, Kohle und Atomkraft ersetzen. Von Autos, die zu rollenden Stromspeichern werden. Von dezentralen Energielösungen mit regionaler Wertschöpfung, die Energiekonzernen neue Geschäftsmodelle abverlangt. „Das Energiegeschäft, so wie wir alle es kennen, wird in den gegenwärtigen Umbrüchen zu einem vergangenen Kapitel Industriegeschichte.“ Das war der erste Satz von Eon-Chef Johannes Teyssen bei der diesjährigen Hauptversammlung.

„Ich hab‘ da so einen Masterplan"

Münch will davon profitieren, seine Firma soll weiter wachsen. „Geld kann Leute motivieren, aber das alleine reicht nicht“, sagt er. Die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns müsse dazukommen. Beharrlich und ausdauernd ist er, ein Visionär, der auch umsetzt. Pläne macht er gerne, beruflich wie privat. „Ich hab‘ da so einen Masterplan", verrät er am Schluss des langen Gesprächs. Sein Leben in 7-Jahres-Schritten. Mit sieben das erste Mal die Nachbarin geküsst. Mit 14, na ja, vielleicht ein bisschen später, Lehre gemacht. Mit 21 selbstständig. Mit 28 seine Frau kennengelernt. Mit 35 will er „alles schön stabil stehen haben“. Mit 42 plant er eine größere Reise. Mit 49 „bin ich vielleicht schon Opa“. Und dann, mit 56, 63, 69 …? „Da müsste ich mal nachschauen.“