Diakonie soll’s machen: Sozialausschuss empfiehlt Unterkunft samt Wärmestube für 260 300 Euro pro Jahr Ein Haus für immer mehr Obdachlose

Von Susanne Will
In der Cosima-Wagner-Straße 7 sollen künftig Obdachlose unterkommen. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Das Obdachlosenkonzept der Stadt Bayreuth geht in die Schlussphase. Bettina Wurzel aus dem Sozialamt stellte am Montag im Sozialausschuss das Modell vor, das die Obdachlosenpolitik auf festen Boden stellen soll.

 
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Verwahrlost trifft den Zustand wohl am besten, in dem sich die Herzogmühle bis 2009 befand. Hier landeten die Gestrauchelten, die Menschen ohne Obdach, hier war der Rand der Gesellschaft. 2009 startete die Stadt mit der Diakonie das Projekt „Chance“. Es half den Bewohnern unter anderem, in Wohnungen in der Stadt umzuziehen. Nach und nach leerten sich die abbruchreifen Gebäude.

Kommune ist in der Pflicht

Wohnten 2007 noch 167 Menschen in der Herzogmühle, waren es 2014 nur noch zwölf. Bald werden auch die letzten beiden Häuser abgerissen, für Obdachlose soll es in Zukunft ein Haus in der Cosima-Wagner-Straße 7 geben, samt Wärmestube und Betreuung. „Für Menschen ist eine Wohnung wichtig – und die Kommune ist in der Pflicht, Wohnungen zu gewährleisten“, sagte Bettina Wurzel, als sie das Projekt im Detail vorstellte.

Projekt Chance habe geholfen zu sparen

Das Projekt Chance hat der Stadt nach Rechnung von Wurzel bislang viel Geld gespart: Angefangen von einem eventuellen Neubau der Abbruchhäuser Herzogmühle über die Vermittlung von Langzeitobdachlosen in den Wohnungsmarkt bis hin zur Sperrmüllentsorgung kommt Bettina Wurzel auf 1,5 Millionen Euro. Dazu kommt das Projekt „Chance 18+“. Es bietet jungen Leuten, die auf einem Weg abseits der Gesellschaft sind, Perspektiven und holt sie so von der Straße zurück. Den Erfolg präsentierte Wurzel in Zahlen: 2013 wurden 53 junge Klienten betreut, 2015 war die Betreuung bei nur noch 31 nötig. „Das sind junge Menschen, die in der Herzogmühle stigmatisiert worden wären“, so Wurzel.

Zahl der Obdachlosen wächst

Auch wenn es jetzt kein Ghetto mehr gibt, wächst die Zahl der Obdachlosen in Bayreuth weiter: Von 2013 (333) über 2014 (382) bis hin zu 2015, wo 489 Obdachlose gezählt wurden. „Und 2016 werden es noch mehr“, sagte Bettina Wurzel.

Um die aufzufangen und im Chance-Projekt zu betreuen, brauche es das Haus in der Cosima-Wagner-Straße, das die Gewog der Stadt für 25 000 Euro im Jahr vermieten wird. Ohne zusätzliche Personalkosten ginge es nicht. Die Stellen bei der Diakonie müssten aufgestockt werden um zwei Stellen in Vollzeit, davon eine halbe Stelle in der Hausverwaltung, eine Stelle in der Betreuung der Notunterkunft in der Cosima-Wagner-Straße. Dazu muss die Fachstelle „Chance 18+“ von 35 Stunden auf Vollzeit aufgestockt werden.

260 300 Euro pro Jahr

„Einer Aufstockung der Personalkosten bei der Stadt kann durch dieses Konzept entgegengewirkt werden. Vielmehr entfallen zukünftig die Aufwendungen für Hausverwaltung, Bauunterhalt und sonstige Kosten wie Reparaturen oder Müllentsorgung“, so Wurzel. Zwar würden Miete und Nebenkosten anfallen, die jedoch zum Teil wieder über die Leistungen aus der Grundsicherung vereinnahmt werden können.

Alles zusammen berechnete Bettina Wurzel die Personalkosten pro Jahr auf 204 900 Euro, insgesamt würde das Obdachlosenhaus 260 300 Euro pro Jahr kosten. Wurzel vor dem Sozialausschuss: „Das ist der letzte Schritt zu einer gelungenen Wohnungslosenversorgung.“

Nachfragen hatte niemand. Der Sozialausschuss stimmte zu, die Kosten aufzuwenden und der Diakonie den Auftrag zu geben, das Haus zu bestellen. Im Stadtrat am Mittwoch wird darüber nun abgestimmt.

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