Horst Krügel und Christian Lochmüller machen aus alten Bildern und Geschichten ein Ortschronik von Losau Ein Dorf und seine Vergangenheit

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Die Idee hatten Horst Krügel und Christian Lochmüller schon vor zwei Jahren. „Wir wollten nicht, dass die alten Sachen auf irgendeinem Speicher verschwinden“, sagt Krügel. Also luden sie zum Treffen im Hirthaus ein, bei dem alte Fotos mitgebracht werden sollten. Und Geschichten, wie es damals war. Jetzt wollen die beiden eine Ortschronik daraus machen. Rund 80 Einwohner hat Losau jetzt.

 
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Zwei Treffen gab es schon und viele sind gekommen. Gerade die Älteren wussten etwas zu erzählen. Aber es kam auch vor, dass sie sich selber auf alten Bildern gar nicht erkannten. „In 20 Jahren weiß keiner mehr, wer drauf ist“, sagt Krügel. Und ihm ist klar, dass es quasi ein Wettlauf gegen die Zeit ist, denn die Zeitzeugen von damals sterben nach und nach. Und so kam ihm und Lochmüller die Idee mit der Chronik. Jedem Haus im Ort soll darin eine Seite mit einem alten und einem neuen Bild gewidmet sein. Wer darin gewohnt hat, jetzt wohnt, ein bisschen Historie, was halt bekannt ist.

Informationen von Fragebögen

„Wir haben viele Bilder bekommen“, sagt Lochmüller. An die 600 werden es wohl sein. Die hat er alle eingescannt und eine Liste angelegt mit Namen der Bewohner, von wem er das Bild bekommen hat, welche und wie viele Flüchtlinge dort untergebracht waren, welchen Beruf sie hatten, wer als Magd oder Knecht dort gearbeitet hat. Die Informationen dazu haben Krügel und Lochmüller in Fragebögen der Amerikaner zu Wahlen gefunden, die im Archiv im Gemeindezentrum Bieberswöhr untergebracht sind. „Da lag alles durcheinander, das mussten wir erst mal nach Orten sortieren“, erinnert sich Krügel. Die eingescannten Bilder haben sie an die Besitzer wieder zurückgegeben. Manche waren beschriftet, teilweise konnten die Leute etwas dazu sagen, zu manchen aber auch gar nichts.

Teils kuriose Geschichten tauchen da auf. Zum Beispiel vom ältesten Haus der Familie Meyer, das ursprünglich im Nachbarort Prebitz stand. Dort wurde es abgerissen, die Steine nach Losau gefahren und dort wieder aufgebaut. 1968 wurde das jetzt dort stehende Haus gebaut.

Rund 90 Prozent desMaterials sind schon da

Zu den Geschichten über die Häuser soll es in der Chronik, die bei einem Treffen am 15. Januar im Hirthaus vorgestellt und eventuell ergänzt werden soll, auch allgemeine Seiten geben. „Da wird es etwas über die Feuerwehr, die Kerwa, die Dorfgemeinschaft und die Waldrechtler geben“, sagt Krügel. Rund 90 Prozent des Materials sind schon da, schätzen er und Lochmüller. Die Chronik soll so angelegt sein, dass sie später mal von jemanden anders auch weitergeführt und ergänzt werden kann.

Zu den Treffen waren und sind auch diesmal nicht nur die Einwohner und Weggezogene eingeladen, sondern auch die ehemaligen Flüchtlinge, soweit bekannt ist, wo sie jetzt leben. „Viele sind damals ins Rheinland und nach Schwaben gegangen“, weiß Krügel. Die Arbeitssituation war dort besser. Von den Interessierten, die zu den Treffen kamen, haben die einen mehr Bilder, die anderen weniger mitgebracht. „Wer konnte sich damals schon eine Kamera leisten“, sagt er. Das älteste Bild, das sie bekommen haben, stammt von 1914. Die erste Erwähnung von Losau, die sie in einem Buch gefunden haben, ist von 1337.

Mit ein paar Klicks alles gefunden

Lochmüller hat alles akkurat im Laptop sortiert. Es ist überschaubar und mit ein paar Klicks hat er gefunden, was er sucht und kann Details zu einem bestimmten Bild nennen. „Da muss schon ein System und Ordnung dahinterstecken, sonst blickt keiner mehr durch“, sagt er. Und interessante Sachen hat er dabei entdeckt. So ist auf alten Karten von Losau zum Beispiel zu sehen, dass es mal acht Weiher im Ort gegeben hat. Jetzt ist es nur noch einer. Und dazu weiß Heinz Hämmerlein, ehemaliger Vorsitzender der Feuerwehr eine Geschichte. „Der Weiher hat der Familie Meyer gehört. Mitte der 60er Jahre gab es dann die Pflicht, dass die Gemeinde Löschwasser vorhalten muss. Da hat sie dann mit der Familie den Weiher gegen Land getauscht“, erzählt der 66-Jährige.

Wie viele Stunden Arbeit sie schon in die Chronik gesteckt haben, wissen Krügel und Lochmüller gar nicht. „Viele“, sagt Lochmüller nur. Den beiden Männern ist ihr Heimatort wichtig, sie sind einfach Losauer. Der 32-jährige Lochmüller sagt: „Ich will gar nicht woanders hin, im Urlaub wo hinfliegen, brauche ich nicht.“ Das ist bei Krügel (50) etwas anders. Er liebt seine Heimat zwar auch, aber mal raus muss er trotzdem. „Wenn ich hier bin, habe ich keinen Urlaub im Urlaub“, sagt er. So ist er gerade erst nach zwei Wochen Mexiko zurückgekommen.

Info: Das nächste Treffen, bei dem die geplante Chronik vorgestellt werden soll, ist am Sonntag, 15. Januar, um 14 Uhr im Hirthaus.

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