Auf rund 40 Einwohner kommt eine freilebende Katze Tierheim sammelt Geld für Kastration von Katzen

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Im Tierheim abgegebene Katzen müssen oft Jahre ausharren, bis sie ein neues Zuhause finden. Wären sie gechipt, könnte der Besitzer schnell ausfindig gemacht werden.⋌Foto: red Foto: red

Kugeln für Kastration: Die Aktion, die das Bayreuther Tierheim initiiert hat, mutet seltsam an. Mit dem Kauf einer Weihnachtskugel finanziert man die Kastration einer Katze. Dringend notwendig, sagt Karin Stanzel, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Erinrichtung. Denn die ungebremste Fortpflanzung wildlebender Tiere ist ein Problem - ebenso wie nicht gechipte Katzen.

 
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Die Transportbox stand fast zwei Tage an der Bushaltestelle am Menzelplatz. Dann fasste sich ein Anwohner ein Herz und brachte sie ins Tierheim. In der Box befand sich eine dreibeinige Katze, ohne Futter und Wasser. „Da hat jemand einfach sein Haustier entsorgt“, ärgert sich Karin Stanzel. Weil die Katze weder gechipt noch markiert war, konnte der Besitzer nicht ausfindig gemacht werden.

Die ehrenamtliche Mitarbeiterin des Bayreuther Tierheimes Karin Stanzel ärgert sich jedoch nicht nur über verantwortungslose Tierbesitzer, sondern auch über den Gesetzgeber. „In vielen Bundesländern können Kommunen eine Kenzeichnungs- und Registrierungspflicht erlassen“, sagt sie.

Allein in Nordrhein-Westfalen müssen Hunde- oder Katzenbesitzer in 170 Kommunen ihre Vierbeiner registrieren lassen. Was den Vorteil hat, dass entlaufene Tiere, wenn sie aufgegriffen werden, ihren Besitzern zurückgegeben werden können. Und nicht, wie momentan rund 70 Katzen in Bayreuth, ihr Leben oft viele Jahre in einem Tierheim fristen müssen. „Katzen belasten die Kassen der Tierheime deutlich mehr als Hunde. Wären die Tiere gechipt und könnten ihren Besitzern zurückgegeben werden, würden sich die Kosten deutlich verringern.“

Doch nicht nur eine Kennzeichnungs-, sondern auch eine Kastrationspflicht für Katzen liegt Karin Stanzel am Herzen. Besonders wildlebende Katzen müssten gefangen und kastriert werden, um das Problem der ungebremsten Fortpflanzung endlich in den Griff zu bekommen. Auf rund 40 Einwohner komme eine freilebende Katze, verdeutlicht Karin Stanzel.

Im Landkreis Bayreuth seien 2013 21 Kater, 13 Katzen und 46 Katzenbabys gefunden worden. Von den erwachsenen Tieren waren nur zwei markiert. In der Stadt waren es 73 Katzen und 38 Katzenbabys. Gechipt waren sechs Tiere. Viele der Katzen sind krank, sagt Karin Stanzel, und würden oft qualvoll verenden.

Damit endlich etwas gegen dieses „Tierleid“ getan wird, haben Karin Stanzel und Ivonne Schog, Mitarbeiterin des Tierheims, eine Petition an den Bayerischen Landtag verfasst, in der sie eine Pflicht zur Kastration und Registrierung fordern. Momentan sammeln sie Unterschriften, um ihrer Petition möglichst viel Gewicht zu verleihen.

Die beiden Tierschützerinnen wollen aber nicht warten, bis der Gesetzgeber endlich handelt. Deshalb haben sie jetzt die Aktion „Weihnachtsbaumkugeln“ ins Leben gerufen, mit dessen Erlös freilebende Katzen kastriert werden sollen. Im Tierheim können Unterstützer Glaskugeln zum Preis von zehn oder 20 Euro kaufen. Soviel kostet die Kastration eines Katers beziehungsweise einer Katze. Verkauft werden die Kugeln, mit denen der Weihnachtsbaum im Tierheim geschmückt werden soll, an den vier Adventswochenenden jeweils von 14 bis 17 Uhr im Tierheim.

Unterstützung erfahren die Tierschützer vom Bayreuther Veterinäramt. Dessen stellvertretender Leiter Kai Braunmiller kennt das Problem der freilebenden Katzen zur Genüge. Zuletzt hätte eine große Population im Stadtteil Burg Sorgen bereitet. Mit Hilfe von Anwohnern habe man viele Tiere einfangen und kastrieren können.

Mittlerweile habe aber auch der Gesetzgeber die Notwendigkeit erkannt. In der Staatskanzlei liege eine Durchführungsverordnung, mit der Kommunen eine Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht erlassen können. Die Verordnung müsse nur noch unterschrieben werden. Dann sei – als letzte Hürde – der Stadtrat am Zuge.

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