Uni will künstliche Fliegenseide für Kosmetik und Medizin nutzen Ei am Stiel

Amelie Wollny
 Foto: red

Jeder kennt sie: diese kleine, längliche, grüne Fliege mit den durchsichtigen Flügeln. Was wenige wissen: Sie heißt Florfliege. Noch unbekannter ist, dass sie ein beliebter Schädlingsbekämpfer ist, sie frisst Blattläuse. Was eigentlich fast niemand weiß: Sie produziert Eierstiele, die außerordentlich biegefest sind.

 
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Bayreuther Wissenschaftlern gelang es, diese Eierstiele künstlich nachzubauen. Für weitere Forschungen bekam die Universität Bayreuth am Donnerstag knapp 300.000 Euro vom Umwelt- und Gesundheitsministerium.

In der Wissenschaft punktet die Florfliege mit Eigenschaften, die dem Otto-normal-Verbraucher nichts sagen. Eierstiele braucht die Florfliege, um ihre Eier vor ihren Larven zu schützen – die würden ihre Geschwister nämlich fressen. Um das zu verhindern, drückt die Fliege einen Tropfen Spinnlösung an die Unterseite eines Blattes, in die sie das Ei hineindrückt. Das Ei zieht sie dann nach unten, ein Seidenfaden entsteht und das Ei hängt quasi von der Decke herab. Wenn die Larve schlüpft, fällt sie von diesem Eierpfahl hinab auf das untere Blatt – außer Reichweite von den Eiern.

Für Medizin und Kosmetik

Dieser Seidenstiel faszinierte die Bayreuther Wissenschaftler um Professor Thomas Scheibel. Bis zu einen Zentimeter lang kann der Stiel werden, er ist gerade mal zehn Mikrometer breit – ein menschliches Haar ist fünfmal so dick. Dreht man das Blatt herum, steht der Eierstiel weiterhin senkrecht nach oben – obwohl das Ei so schwer ist. Das nennt sich biegefest – und normalerweise ist Seide nicht biegefest. Das Ziel der Wissenschaftler: diese biegefeste Seide selber bauen. Denn in vielen Bereichen der Industrie könne man die Seide verwenden, sagt Scheibel. In der Medizin könne sie als Wundverband oder als Ummantelung von Silikonkissen, in der Pharmazie als Hülle für Tabletten verwendet werden. „Und, Sie kennen es aus der Werbung: In der Kosmetik, für den Seidenglanz im Haar“, sagt Scheibel. Für die weitere Erforschung überreichte das Umweltministerium der Uni am Donnerstag 300.000 Euro.


Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der Freitagsausgabe (9. November) des Kuriers.

Foto: Harbach

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