Die Wessels feierten mit einer tschetschenischen Flüchtlingsfamilie ein leicht verfrühtes Weihnachtsfest Ehepaar schenkt Flüchtlingen Weihnachten

Von Sarah Bernhard
Helmut und Brigitte Wessels feierten mit Azamat, Tanzila und deren Oma Wagidat sowie Liana, Tanzilas Freundin, (von links) ein verfrühtes Weihnachten. Ganz rechts eine Mitarbeiterin des Musikinstrumente-Museums. Foto: red Foto: red

Seit rund einem Jahr kümmert sich das Ehepaar Wessels um eine tschetschenische Flüchtlingsfamilie. Mittlerweile sind die fünf so gut befreundet, dass sie auch Weihnachten zusammen feiern wollten. Doch da gab es ein Problem.

 
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Helmut Wessels hat mit seinem Handy eine Sprachnachricht geschickt. „Es war schön heute“, hat er gesagt. Tanzila (9) hat geantwortet. „Es war seeeeehr schön heute“, sagt sie. Eigentlich wollten die Wessels gemeinsam mit der Neunjährigen, ihrem Bruder Azamat (7) und Oma Wagidat (57) Weihnachten feiern.

Seit rund einem Jahr kümmert sich das Ehepaar um die Familie, die 2013 aus Tschetschenien geflohen ist. Doch Brigitte Wessels ist nach einer Erkrankung zur Kur in Bad Elster (Sachsen), ihr Mann Helmut wird die gesamten Feiertage dort verbringen.

Überraschungsbesuch mit Flüchtlingen

Weihnachten ganz ohne Tanzila und ihre Familie, das wollten die Wessels aber auf keinen Fall. Also packte Helmut Wessels die drei und eine Freundin von Tanzila am vierten Advent ins Auto und machte mit ihnen einen Tagesausflug nach Bad Elster. „Meine Frau dachte, ich komme alleine, das war ein großes Hallo“, sagt Wessels und grinst.

Im vergangenen März hatte er dem Kurier noch gesagt, dass er keine zu enge Bindung zu der Familie aufbauen wolle, weil nicht klar sei, ob sie in Deutschland bleiben dürfe. „Aber das hat nicht funktioniert“, sagt Wessels. „Weil es einfach richtig schön mit ihnen ist.“ Schon die Erkrankung seiner Frau hat die Familie hautnah mitbekommen: Als Brigitte Wessels im Klinikum lag, seien die Kinder oft mit ihm zu Besuch gewesen, sagt Wessels. „Wir wollten ihnen zeigen, dass es auch die betreuenden Familien nicht immer gut haben.“

Seiner Frau geht es mittlerweile besser. Also besuchten die Wessels und ihre Freunde an ihrem persönlichen Weihnachten ein Museum und bummelten dann über den Weihnachtsmarkt. „Wir wollen nicht missionieren, aber die Kinder haben großen Spaß an der Beleuchtung“, sagt Wessels.

Gemeinsam singen sie Rolf Zuckowski

94 Prozent der Tschetschenen sind Muslime. Dennoch zündeten Tanzila und Azamat als erstes die Kerzen am Adventskranz an, wenn sie zu Besuch seien, sagt Wessels. Und sängen mit ihm Winterlieder von Rolf Zuckowski. „Die haben sie in der Schule gelernt, das duldet auch die Oma.“

Und darum gehe es ja auch: Um die Bereitschaft der Deutschen, auf Flüchtlinge zuzugehen und zu spüren, was sie brauchen, „nicht nur materiell“. Und die Bereitschaft der Flüchtlinge, sich „im Rahmen dessen, was sie wissen können“ auf Deutschland einzulassen. „Nur so schaffen wir das“, sagt Helmut Wessels.

Schokokuchen statt Bratwurst

Nach einem Schokoladenkuchen („Bratwurst geht ja nicht, obwohl die Oma sonst sehr tolerant ist“) brachte Wessels die Familie wieder in die Wilhelm-Busch-Straße. „Das war das Weihnachten, das ich ihnen anbieten konnte“, sagt er. „Und ich habe gespürt, dass die drei froh sind, dass sie uns kennen.“

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