Die Betreiber von Elektrotankstellen verlangen unterschiedliche Preise für ihren Strom E-Mobility: Tanken kann teuer werden

Von Sonny Adam
Klaus Knorr fährt Elektoauto. Foto: Sonny Adam Foto: red

Die Stromtankstellen sprießen aus dem Boden. Dennoch haben die Fahrer von Elektroautos keinen Grund zur Freude. Denn längst sind nicht mehr alle Tankstellen kostenlos. Und die Preise lassen den E-Auto-Fahrern die Haare zu Berge stehen.

 
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Klaus Knorr fuhr eines der ersten Elektroautos im Landkreis Kulmbach. Er nennt zwei Elektro-BMWs sein eigen, fährt im Jahr mehr als 40.000 Kilometer – elektrisch. „Ich fahre täglich zwischen hundert und 150 Kilometer, mache auch längere Fahrten mit dem E-Auto“, sagt Klaus Knorr. Regelmäßig fährt er Richtung Dresden oder Leipzig oder nach Berlin. Kostenlos. „Ich fahre gezielt die 50 KW-Ladesäulen von Tank & Rast an. Das ist ganz hervorragend, denn das Auto ist schnell voll geladen und der Strom kostet nichts“, sagt er.

Kostenlose Ladepunkte

Auch in Kulmbach gibt es solche kostenlosen Ladepunkte: Das Autohaus Wedlich lässt seine Renault-Kunden kostenlos laden, rund um die Uhr. Die Sparkasse Kulmbach-Kronach hat in Kulmbach und in Kronach eine Ladestation für Kunden installiert. Montags bis freitags von 8 Uhr bis 18 Uhr können Sparkassenkunden an beiden Standorten kostenlos die Autos aufladen. „Der von uns bereit gestellte Strom stammt aus regenerativen Energiequellen“, so der Vorstandsvorsitzende Klaus-Jürgen Scherr.

Bayernwerk und N-Ergie

Auch die N-Ergie verschenkt derzeit den Strom an ihren Ladesäulen: vor dem Landratsamt Kulmbach, in Marktschorgast in Himmelkron und in Marktleugast kann kostenlos geladen werden, erklärt Annemarie Endner von N-Ergie. Weitere fünf Ladesäulen in Presseck, Wirsberg, Stadtsteinach, Untersteinach und Thurnau sollen noch in diesem Jahr folgen. „Und mit Mainleus sind wir auch im Gespräch, ob solch eine Ladesäule installiert wird“, erklärt Ingrid Flieger vom Landratsamt Kulmbach.

Auch das Bayernwerk Kulmbach hat jetzt vor den Netzcentern – in der Hermann-Limmer-Straße – und in Bayreuth am Rathausplatz Stromtrankstellen eröffnet. 22 KW-Tankstellen, wie die N-Ergie-Ladepunkte. An allen Netzcentern des Bayernwerkes sollen solche Lademöglichkeiten entstehen, erklärt der Bayernwerk-Pressesprecher Christian Martens. Allerdings ist das Bayernwerk nur für die Bereitstellung der Säulen und für den Betrieb zuständig, nicht für die Abgabe von Strom. Aus diesem Grund hat Bayernwerk mit E-Wald „Experts in Emobility“ einen Vertrag geschlossen. E-Wald betreibt deutschlandweit bereits 150 Ladestationen.

E-Wald kann Strom nicht verschenken

„Wir können den Strom nicht verschenken“, sagt Ursula Achatz, Assistentin der E-Wald-Geschäftsführung. Für die Säulen bei den Netzcentern des Bayernwerkes bedeutet dies: Kunden, die sich bei E-Wald direkt registrieren, müssen pro Minute 9,5 Cent für den Strom zahlen. Bei einer durchschnittlichen Ladezeit von einer Stunde (beispielsweise bei einem Renault Zoe) macht dies bereits 5,70 Euro für eine Ladung. Damit ist der Strom teuerer als jedes Benzin- oder Dieselfahrzeug. Und im Winter verlängert sich die Ladezeit noch. Besonders schlimm trifft es die Elektroauto-Besitzer von deutschen Marken. Denn der BMW oder der E-Golf laden langsamer, können erst nach drei bis fünf Stunden mit einer kompletten Vollladung rechnen. Damit fallen Preise zwischen 17,10 Euro und 28,50 Euro an – für Reichweiten von 100 bis 140 Kilometern.

Da wird's teuer

Das Bayernwerk hat großen Wert darauf gelegt, dass die Ladepunkte aber nicht nur von E-Wald-Kunden genutzt werden können, sondern auch von Nicht-E-Wald-Kunden. Kunden, die sich beispielsweise über Plugsurfing (eines der gängigsten Ladenetzwerkes, das europaweit mehr als 35.000 Ladestationen verfügbar macht) zahlen an den Ladestationen dann schon 15 Cent pro Minute. Macht bei einem schnell ladenden Zoe im Sommer neun Euro pro Tankfüllung für knapp 100 bis 120 Kilometer. Bei einem BMW würde eine Vollladung – bei einer Ladezeit von drei Stunden – 27 Euro kosten. Und im Winter erhöhen sich die Ladezeiten, können sich noch einmal verdoppeln.

Schmerzgrenze unter fünf Euro

„Solche Preise sind einfach eine Ungezogenheit“, kommentiert Klaus Knorr. Er hat noch nie an einer solchen Säule geladen und hat dies persönlich auch nicht vor. „Wenn ich eine Schnellladesäule mit 50 KW habe, dann bin ich natürlich bereit für den Strom auch zu zahlen“, sagt Knorr. Doch die Schmerzgrenze liegt in jedem Fall unterhalb der Fünf-Euro-Grenze. Denn mehr kostet der Strom selbst im teuersten Grundversorgungstarif nicht.

Preismodelle ändern sich

„Wir haben – auch wenn wir den Strom nicht kostenlos abgeben, trotzdem regelmäßige Lader. Meistens laden die Leute nicht länger als eine Stunde. Die meisten laden nur teilweise“, erklärt Achatz das Kundenverhalten von E-Wald und weiß, dass die Elektroautofahrer die E-Wald-Ladepunkte nur als Zwischenstation zwischen den bislang noch weitgehend kostenfreien Anbietern nutzen. Allerdings gibt die Assistentin der Geschäftsführung zu, dass das Preismodell ständig im Wandel sei. „Wir haben angefangen mit einer Flatrate für Viellader – für 800 Euro im Jahr. Das war dann irgendwann nicht mehr haltbar. Jetzt haben wir das Zeitmodell eingeführt. Aber wir arbeiten noch an weiteren Tarifen“, erklärt Achatz.

Spezielle Tarife für Langsamlader

Denn auch bei E-Wald ist die Ungerechtigkeit zwischen den verschiedenen Ladegeschwindigkeiten angekommen. „Unser nächster Schritt wird sein, spezielle Tarife für Langsamlader wie Hybridfahrer oder Renault Twizzyfahrer oder auch andere Gleichstrom-Autos anzubieten“, versichert Achatz.

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