Die pakistanische Regierung forderte Streitkräfte, Polizisten, lokale Beamte und zivile Helfer dazu auf, alle verfügbaren Kräfte zu mobilisieren. Die pakistanische Erdbebenwarte warnte vor Nachbeben.
Ein Augenzeuge im pakistanischen Abbottabad berichtete der Zeitung «Dawn», in seiner Region seien mehrere Erdrutsche ausgelöst worden. Es gebe im Swat-Tal viele Schäden, schrieb die pakistanisch-kanadische Dokumentarfilmerin Sharmeen Obaid-Chinoy auf Twitter. In Peschawar im Nordwesten des Landes stürzte mindestens ein Haus ein. In der Hauptstadt Islamabad fiel durch das Beben das Fernsehen aus, wie ein dpa-Reporter berichtete.
Im nordindischen Kaschmir brachen die Handy-Netze zusammen. Die Erschütterungen waren bis ins indische Neu Delhi und in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu zu spüren. Auch im nordindischen Srinagar, der Landeshauptstadt von Jammu und Kaschmir, wurden mehrere Gebäude beschädigt. Eine Hochstraße wies große Risse auf, wie ein dpa-Reporter berichtete. In Neu Delhi blieb die Metro eine Weile stehen.
Indiens Premierminister Narendra Modi bot den betroffenen Regionen Hilfe an. Er betonte, dies gelte auch für Pakistan - das ist der Erzfeind Indiens. Erst Stunden vor dem Erdbeben war an der Waffenstillstandslinie zwischen den beiden Atommächten noch geschossen worden, dabei hatte es auf beiden Seiten Tote gegeben.
Das Zentrum des Bebens lag rund 70 Kilometer südlich der afghanischen Stadt Faisabad, wo die Bundeswehr bis 2012 ein Außenlager unterhielt. Die Region ist das Dreiländereck von Afghanistan, Pakistan und Tadschikistan.
Erst vor einem halben Jahr, am 25. April, hatte es ein großes Himalaya-Erdbeben der Stärke 7,8 gegeben, dessen Zentrum in Nepal lag. Damals starben rund 9000 Menschen.
Bei der Messung von Erdbeben wird die Stärke der Bodenbewegung angegeben (Magnitude). Weltweit treten jährlich etwa 50 000 Beben der Stärke 3 bis 4 auf. Etwa 800 haben die Stärken 5 oder 6. Ein Großbeben hat den Wert 8.
Erdbeben können je nach Dauer, Bodenbeschaffenheit und Bauweise unterschiedliche Auswirkungen haben. Meist gilt: Stärke 6: mäßiges Beben, Tote und schwere Schäden in dicht besiedelten Regionen. Stärke 7: starkes Beben, oft mit katastrophalen Folgen.
dpa