Draußen Herbst, drinnen Sommer

Von Gordian Beck
Großartiger Schlussakkord: Die "Schöpfungsmesse" in der Schlosskirche. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Himmlische Musik zum Ausklang der Landesgartenschau: In der Schlosskirche präsentiert der Chor der Gastgeber und das Deutsche Radiokammerorchester Haydns Schöpungsmesse. Und zauberten den Zuhörern ein Strahlen ins Gesicht.

 
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Nein, nicht jede Kirche ist gleich ein guter Konzertsaal, siehe Stadtkirche. Wie auch der Schnitt eines Saales zunächst wenig über dessen akustische Eigenschaften aussagt. Siehe Schlosskirche. Denn in deren Kirchenschiff – langgestreckt, verhältnismäßig schmal, dabei nicht übermäßig hoch – ist das akustische Potential recht geschickt kaschiert.

Dass die Kirchenmusik hier ein exzellentes Podium hat, ist kein Geheimnis, dass sich dieser Raum jedoch auch für sinfonische Kammermusik hervorragend eignet, dürfte weit weniger bekannt sein. Was unter anderen auch der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass Konzerte, wie das am Samstagabend, dort nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme sind. Dafür, wiederum, standen auf dem Programm des selbigen keine Raritäten, sondern mit der Mozartsinfonie Nr. 29 in A-Dur sowie der „Schöpfungsmesse“ in B-Dur Josephs Haydns durchwegs altbekannt Bewährtes.

Mustergültig transparent

Was man jedoch ob seines musikalischen Gehalts immer wieder gerne hört. Zumal, wenn es einem in einer Qualität präsentiert wird, die nur wenig Wünsche offen lässt. Duftig luftig beschwingt – Christoph Krückl am Pult des Deutschen Radiokammerorchesters wählte seine Tempi generell eher bedacht –, so kam der erste Satz der A-Dur Sinfonie daher, die Streicher durchwegs pointiert und präzise. Einzig leiser Kritikpunkt: Die Dominanz der beiden Hörner. Denn diese setzten ihre Akzente ein ums andere Mal einfach zu ungestüm. Eine Spur ruhiger, einen Tick dezenter hätte dieser ansonsten durchaus gelungenen Mozartinterpretation ohne Frage gut getan. Unter anderem auch deshalb, weil sich as Orchester ansonsten unter Krückl wunderbar ausbalanciert präsentierte.

Die wichtigen Mittelstimmen, etwa im ersten Satz, waren stets präsent, der komplexe Aufbau dieser Sinfonie daher mustergültig transparent. Diese war in der sich in der Prorammfolge anschließenden „Schöpfungsmesse“ Joseph Haydns leider nicht mehr ganz so gegeben. Was allerdings auch entscheidend daran lag, dass angesichts der schieren Anzahl der Musiker und Sänger vor dem Altar der Schlosskirche, die Akustik derselben an ihre Grenzen stieß. Kurz, es wurde laut im Kirchenschiff. Zumal diese Messe ein Werk ist, das weniger den leisen Ton lebt, sich vielmehr vital sommerlich, fast schon leutselig gibt. Chor und Orchester kommen daher oft und gerne machtvoll daher.

Aufmerksamer Chor

Zudem stehen, anders als bei vielen der großen Messen, in diesem Fall die vier Solisten eher im Hinter-, denn im Vordergrund. Einen in seiner Dynamik, in seiner Transparenz austarierten Klang zu schaffen, ist da natürlich schwierig. Und so waren es mehr die leisen Stellen, wie etwa der Beginn des Credos, in dem eine Truhenorgel perlende Akzente setzt, oder der verhangene Anfang des Sanctus, die Wirkung entfalteten.

Der Chor der Schlosskirche erwies sich dabei, ebenso wie das Deutsch Radiokammerorchester, als stets aufmerksam und konzentriert bei der Sache, sieht man einmal von der Fuge im vierten Satz des Glorias ab. Da gerieten Orchester und Chor doch gehörig ins Schwimmen. Insgesamt jedoch, entfaltete die Messe eher beglückende Wirkung, zumal auch das Solistenquartett mit Susanne Behnes (Sopran), Kirsten Obelgönner (Alt), Jörg Brückner (Tenor) sowie Markus Simon (Bass) durch die Bank erstklassig besetzt war. Einprägsame, elegant geführte Stimmen allesamt, aus denen wiederum der Tenor Brückners ob seiner Präsenz herausragte. Kein Wunder, also, dass Dirigent, Chor und Orchester am Ende mit langanhaltendem Applaus und mit, dem Herbstabend draußen zum Trotz, strahlenden Gesichtern verabschiedet wurden.