Jeder wendet andere Therapien an
In der Frühförderstelle Step by Step in Bayreuth war man angesichts der Vorwürfe überrascht „Wir konnten die Familie nicht erreichen, wir haben es mindestens 15 Mal versucht“, versuchte Michaela Stemmler von der Frühförderstelle zu beschwichtigen. „Es gibt unzählige Therapien, aber wir sind natürlich nicht auf Kinder mit Downsyndrom spezialisiert wie die andere Therapeutin“, sagt Stemmler offen und ehrlich. „Aber jeder wendet andere Therapien an“, betont Stemmler und lässt nichts über die Ergo- und Logopädin des Frühförderzentrums Step by Step kommen. Auch die Psychologin habe gute Arbeit geleistet. Das gesamte Team habe sich sehr um Lucy bemüht. Zu den Vorwürfen, dass die Vierjährige eher aus der Kindergartengruppe herausgenommen als integriert wurde, sagt die Inhaberin des Frühförderzentrums nur, dass dies auch Sinn und Zweck sei. „Man darf hier die Leistung, die ein Fachdienst erbringen könnte, nicht verwechseln. Wir waren dran, einen Fachdienst, der bei der Integration in der Gruppe hilft, zu beantragen“, so Stemmler.
Keine Wunder erwarten
„Man darf bei Kindern mit Downsyndrom keine Wunder erwarten. Wir hatten die Therapie nur ein halbes Jahr durchgeführt, eingesetzt waren erfahrene Fachkräfte - keine Berufsanfänger“, weist Stemmler alle Vorwürfe von sich. Auch von den Abrechnungsvorwürfen hat die Frühförderstelle erst auf Nachfrage dieser Zeitung erfahren. „Wenn ein Kind nicht mehr kann, dann müssen wir die Stunden auch verkürzen, spielen eben auch mal. Man kann ja die Kinder nicht quälen“, sagt Stemmler und betont, dass sie der Sache mit dem verwechselten Termin auf den Grund gehen möchte.
Es besteht Dokumentationspflicht
„Wir haben Dokumentationspflicht. Ich kann mir das nicht vorstellen. Wir hatten mit der Mutter auch wirklich gute Gespräche. Wir haben uns sehr gut verstanden. Ich werde jetzt auf jeden Fall noch einmal versuchen, Sie zu erreichen“, versichert Stemmler. Bislang sah sich die Frühförderstelle noch nicht mit solchen Vorwürfen konfrontiert. Nur in einem einzigen Fall gab es bislang Probleme, erklärt die Chefin der Frühförderstelle selbst. „Zur Therapie eines Kindes mit Downsyndrom braucht man viel Zeit, Liebe und Geduld. die Eltern hoffen immer, dass alles ganz schnell geht, aber manchmal dauert solch eine Therapie bis in die Pubertät. Und manche Kinder lernen gar nicht richtig sprechen. Uns tut es jedenfalls leid, dass die Therapie beendet wurde - aber letztlich entscheiden die Eltern, welche Therapieform sie wählen möchten“, betont Michaela Stemmler und hofft darauf, die Missverständnisse, die im Raum stehen, ausräumen zu können.