Digitales: Uni hofft auf Gesetzesänderung

Von Katharina Wojczenko
Er schlägt sich mit Urheberrecht herum: Vizepräsident Torsten Eymann hat die technische Aufsicht über das E-Learning-Portal Moodle an der Uni Bayreuth. Archivfoto: Anne Müller Foto: red

Seiten zählen statt pauschal für digitalisierte Lernunterlagen zahlen: Das hätten Unis ab Januar tun müssen und dagegen haben sie sich massiv gewehrt. In letzter Minute hat sich die VG Wort, welche die Rechte der Autoren vertritt, mit der Hochschulrektorenkonferenz auf einen Kompromiss geeinigt. Ein inoffiziell veröffentlichter Gesetzesentwurf macht den Bayreuthern Hoffnung.

 
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Geht es nach der VG Wort, müsste die Uni jedem Autor nachweisen, welche seiner Werke für Studenten zugänglich gemacht werden. Die Uni Osnabrück hatte das dafür entwickelte Meldeportal getestet und war zu dem Schluss gekommen: den etwa 5000 Euro, welche die Uni an die VG Wort zahlen muss, steht ein Verwaltungsaufwand von 21.000 Euro gegenüber.

Deshalb hatte die Uni Bayreuth angekündigt, das nicht mitzumachen - und ihre Studenten aufgefordert, alle digitalisierten Unterlagen aus dem E-Learning-Portal herunterzuladen, solange dies noch rechtlich zulässig sei. Danach wäre laut Uni-Präsident Stefan Leible der "Rückfall ins vordigitale Steinzeitalter" gekommen: die Rückkehr zum Papier-Kopiervorlagen-Ordner.

Erst mal bleibt alles beim Alten

"Jetzt hat sich die ganze Übung um neun Monate verschoben", sagt Prof. Torsten Eymann, Vizepräsident für Informationstechnologie und Entrepreneurship der Uni Bayreuth und technischer Chef des E-Learnings, mit dem Studenten Lernmaterial herunterladen können.

Denn der Kompromiss besagt nur, dass bis Ende September alles beim Alten bleibt: Die Bundesländer zahlen pauschal für ihre Unis an die VG Wort dafür, dass sie Bücher, Aufsätze und andere urheberrechtlich geschützte Werke digitalisieren und in den Seminarapparat einstellen.

Mehr dazu:

Zur Einigung mit VG Wort.

Der Text der Vereinbarung im Wortlaut.

Was die Uni jetzt unternimmt

Eymann hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Thema beschäftigt. "Wir wissen, dass es der VG Wort im Wesentlichen um eingescannte Kapitel aus Lehrbüchern geht", sagt Eymann. In der Tat gebe es solche Beispiele auch im E-Learning-Portal der Uni. Es sei sehr aufwändig, diese Textauszüge in den Kurs-Ordnern zu finden. "Die Unterlagen muss man von Hand durchsuchen."

Ausmisten, verstecken, löschen

Genau das sollen Dozenten und Professoren jetzt tun. "Wir haben sie aufgerufen, die Unterlagen zu sichten und aufzuräumen." Im E-Learning-Portal seien einige Veranstaltungen von Professoren noch abrufbar, die gar nicht mehr in Bayreuth lehrten oder diese nicht mehr anböten. Das alles soll raus - oder zumindest auf unsichtbar gestellt werden. Eymann: "Was nicht da ist, kann nicht belastet werden."

Zu dem Kompromiss mit VG Wort sagt Eymann: "Das Grundproblem ist nicht gelöst" - anders als mit Gema und VG Bild, die sich um Musik- und Bildrechte kümmern. Aber er sei insofern glücklich, als die nächste Frist am Ende des Sommersemesters liegt - und nicht rund um Weihnachten. "Der 31.12. ist der doofste Zeitpunkt."

Bundesjustizministerium könnte den Streit entscheiden

Apropos Zeitpunkt: Nach jahrelangem Eiertanz mit der VG-Wort erhofft sich Eymann die echte Lösung nun aus anderer Ecke: aus dem Bundesjustizministerium. "Es wird eine Änderung des Urheberrechtsgesetzes geben", sagt Eymann.

Es gibt einen Referentenentwurf, bestätigt ein Sprecher des Bundesjustizministeriums. Danach würde der entscheidende Paragraph 52 a über die "Öffentliche Zugänglichmachung für Unterricht und Forschung" komplett abgeschafft und soll durch Neuregelungen ersetzt werden. Das Bundesjustizministerium hat diesen Entwurf noch nicht veröffentlicht. Inoffiziell kursiert er aber bereits im Internet.

Spiel auf Zeit

"Wir befürchten aber, die Änderung kommt erst nach der Bundestagswahl", sagt Eymann. Vor diesem Hintergrund laufen die Verhandlungen zwischen Hochschulrektorenkonferenz und VG Wort trotzdem mit angezogener Handbremse. "Wir können schlecht sagen: Verhandelt jetzt ganz heftig - und dann kommt Ende des Jahres sowieso ein neues Gesetz", sagt Eymann.

Mehr zum Thema:

Neuerung Urheberrecht: Uni Bayreuth rebelliert

Hier geht's zum geleakten Referentenentwurf des Bundesjustizministeriums

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