Hackernetzwerk löscht Seiten der Terrormiliz Digitaler Krieg gegen IS

Von Elmar Schatz
Die typische Guy-Fawkes-Maske des Hackernetzwerkes Anonymous. Foto: Michael Reynolds/dpa Foto: red

Der digitale Krieg ist ausgerufen. Das Hackernetzwerk Anonymous reagiert auf die Anschläge in Paris. Und bei der Terrormiliz IS scheint die Kampfansage Wirkung zu zeigen.

 
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In einem Video erklärt eine Gestalt mit Kapuzenpulli und der für die Hackerorganisation Anonymous typischen Guy-Fawkes-Maske: „Diese Attentate können nicht ungestraft bleiben.“

Der Aktivist droht dem Islamischen Staat: „Wir werden euch finden. Wir werden die wichtigste Operation gegen euch starten, die je gegen euch geführt wurde – der Krieg hat begonnen.“

"Ihr werdet wie ein Virus behandelt"

Die Warnung lautet: „IS, wir werden euch jagen, eure Websiten, E-Mails und Online-Konten aus dem Netz nehmen und eure Identität aufdecken. Von jetzt an gibt es für euch keinen sicheren Ort mehr im Netz. Ihr werdet wie ein Virus behandelt, und wir sind das Heilmittel.“

Hacker-Attacken gegen IS schon in der Vergangenheit

Das Hackernetzwerk hat dem Islamischen Staat schon in der Vergangenheit mit Hackerangriffen massiv zugesetzt, meldet „Spiegel Online“. Insgesamt habe Anonymous nach eigenen Angaben in einem Jahr 149 IS-Websites vom Netz genommen, mehr als Hunderttausend Twitter-Accounts gemeldet und rund 6000 Propaganda-Videos markiert.

„Erwarten Sie viele, viele Cyber-Attacken“, heißt es. Ob Anonymous tatsächlich nennenswerte Erfolge erziele, sei umstritten. Das Löschen von IS-Accounts müsse die Terrormiliz nicht automatisch vor plötzliche Kommunikationsprobleme stellen. „Ob dem IS dadurch ein wirklicher Schaden entsteht, kann man nicht eindeutig sagen“, so Ronald Schulze, IT-Experte beim Bund Deutscher Kriminalbeamter.

 

Neue Facebook-Seiten können rasch weider eingerichtet werden

Neue Facebook-Seiten und Twitter-Accounts können schnell wieder erstellt werden. Das Löschen von Kommunikationskanälen des IS könne sich auch negativ auswirken, so Experten – wenn Geheimdienste die Möglichkeit verlören, aus diesen Kanälen Informationen zu beziehen.

IS gibt Tipps zur Hacker-Abwehr

Die US-Nachrichtenseite „Business Insider“ berichtet über Kommunikation innerhalb des IS, die auf das Video von Anonymous eingehen. Zwar begännen die Mitteilungen mit Beschwichtigungen wie „Was wollen die denn schon hacken?“ und dem Einwand, Anonymous habe bisher nur E-Mail- und Twitter-Konten von IS geknackt. Danach folgten jedoch Anweisungen, die auf die Hacker-Abwehr zielen. Demnach sieht der IS in Anonymous durchaus eine Gefahr.

Der IS gibt eher banale Sicherheitstipps - wie „Öffne keine Links, solange Du dir bei der Quelle nicht sicher bist“ oder „Wechsle die IP-Adresse kontinuierlich“. Aber auch „Sprich mit niemandem auf Telegram, den Du nicht kennst.“ Das Gleiche wird für Twitter-Direktnachrichten empfohlen. Bei Twitter sollen IS-Kämpfer zudem alle zehn bis 20 Minuten ihren Twitter-Nutzernamen ändern.

Auch der IS könnte jetzt digital aufrüsten

Großbritanniens Finanzminister George Osborne befürchtet, dass auch der IS digital aufrüsten und selbst Hacker-Angriffe starten könnte. Mögliche Ziele könnten im Bereich der Infrastruktur liegen.

Betroffen sein könnte die Stromversorgung, aber auch Systeme der Flugüberwachung oder Einrichtungen wie Krankenhäuser. Was hier denkbar ist, zeigt ein Test aus dem August, bei dem ein Narkose-Gerät in einem Krankenhaus erfolgreich gehackt wurde.