Die Stromtrasse könnte größer werden

Von Moritz Kircher
Es braucht den Netzausbau für die Energiewende, sagen die Stromnetzbetreiber. Netzausbau für den Kohlestrom befürchten die Bürgerinitiativen. Foto: Patrick Pleul, dpa Foto: red

Es bleibt bei den umstrittenen, großen Gleichstromtrassen quer durch Deutschland. Das geht aus dem ersten Entwurf für den neuen Netzentwicklungsplan (NEP) hervor, den die Übertragungsnetzbetreiber gestern veröffentlicht haben. Und der weiteste Blick in die Zukunft im NEP sieht einen weiteren Ausbaubedarf im Gleichstromnetz vor – auch für den Südostlink. Bürgerinitiativen gegen den Netzausbau zweifeln den Plan und seine Rechtmäßigkeit an.

 
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Im Netzentwicklungsplan (hier geht's zum Download) berechnen die vier Übertragungsnetzbetreiber Tennet, Amprion, Transnet BW und 50hertz regelmäßig, wie das deutsche Stromnetz aussehen müsste, um für die künftigen Anforderungen gewappnet zu sein. Wie viel Strom kommt künftig noch aus konventionellen Kraftwerken? Wie wird der Atomausstieg kompensiert? Wie geht es mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien voran?

Spannender Ausblick ins Jahr 2035

Das alles müssen die Netzbetreiber bei ihren Berechnungen im Blick haben. Und danach errechnet sich der Ausbaubedarf für das deutsche Stromnetz. Den NEP-Entwurf bekommt die Bundesnetzagentur zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt. Erst danach kommt ein Verfahren in Gang, an dessen Ende dann der Bau neuer Stromleitungen stehen kann.

Für Oberfranken ändert sich im neuen NEP erst einmal nichts. Die Gleichstromleitung Südlink von Wolmirstedt an den Kernkraftwerksstandort Isar bei Landshut ist weiterhin enthalten. Die aktuell vorgeschlagenen Trassenvarianten für das Erdkabel führen entweder östlich an Bayreuth vorbei oder über das östliche Fichtelgebirge. Interessant ist allerdings der erste Ausblick ins Jahr 2035, den die Netzbetreiber im neuen Plan wagen.

Auf der Suche nach Alternativen für einen weiteren Netzausbau

Darin findet sich eine Verlängerung von Südostlink nach Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern. Die Kapazität der Leitung von Wolmirstedt nach Landshut müsste dafür von zwei auf vier Gigawatt verdoppelt werden.

Ob dieser Vorschlag jedoch jemals Realität wird, kann niemand verlässlich sagen. Tennet-Sprecherin Ulrike Hörchens sagt, dass der aktuell geplante Ausbau im Gleichstromnetz bis ins Jahr 2030 ausreiche. „Das funktioniert aber für den Zeitraum bis 2035 nicht mehr.“ Durch innovative technische Neuerungen bemühe sich Tennet, für den Zeitraum nach 2030 Alternativen zu einem weiteren Netzausbau zu finden.

Netzentwicklungsplan "untauglich für die Energiewende"

Sollte sich die Technik zur Netzauslastung und Speicherung von Strom allerdings nicht entscheidend weiterentwickeln, bliebe nur ein weiterer Netzausbau, um auf eine veränderte Situation der Stromerzeugung in Deutschland zu reagieren. Alle Berechnungen gehen davon aus, dass es künftig immer weniger Strom aus fossiler Energie und Kernkraft geben wird und immer mehr erneuerbare Energien ins Netz gehen.

Die Bürgerinitiativen gegen den Netzausbau reagieren ablehnend auf den neuen Netzentwicklungsplan. Der Plan sei „untauglich für die Energiewende“, teilt das Aktionsbündnis gegen Südostlink mit. Die Versorgungssicherheit für Bayern sei ohne die großen Nord-Süd-Leitungen nicht in Gefahr. Es gehe vielmehr darum, auch künftig hohe Anteile an Kohlestrom ins Netz einspeisen zu können. Zudem zweifelt das Aktionsbündnis die Rechtmäßigkeit des NEP an. Denn es mangele an den laut europäischem Recht geforderten Möglichkeiten, sich an dem Plan zu beteiligen.

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