Die "schwarze Venus" wird 80

Die Sopranistin Grace Bumbry 2012 Archivfoto: Markus Scholz/dpa Foto: red

Spätestens vor 56 Jahren war ihr die Aufmerksamkeit der Klassikwelt sicher - damals sang sie in Bayreuth im „Tannhäuser“ die Venus. Heute lebt die Amerikanerin Grace Bumbry in Salzburg. Nun wird sie 80.

 
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Sie war im Weißen Haus bei den Kennedys zu Gast, hat praktisch alle großen Bühnen der Welt betreten und sonnte sich zu Recht im Glanz einer echten Opern-Diva. Grace Bumbry, die am Mittwoch (4.1.) ihren 80. Geburtstag feiert, wurde spätestens am 23. Juli 1961 in der Welt der Klassik zu einer Ausnahmeerscheinung. Wieland Wagner hatte die dunkelhäutige Amerikanerin zu den Bayreuther Festspielen eingeladen, wo sie die „Venus“ in Richard Wagners „Tannhäuser“ sang.

Eine dunkelhäutige Frau statt einer germanisch-blonden Erscheinung? Manche Wagnerianer störten sich daran, aber am Ende der Vorstellung gab es für die Mezzosopranistin vom Festspielpublikum 30-minütige Ovationen. Fortan hatte sie ihren Stempel: „die schwarze Venus“.

Bumbry wurde in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri geboren. Ihre Mutter war Lehrerin, ihr Vater Frachtgutmanager. Musik spielte im Elternhaus eine große Rolle. Ihre beiden Brüder und sie waren im Kirchenchor. Ein Chorleiter ermunterte sie, ihre Stimme zu schulen. Bumbry gewann den Gesangswettbewerb eines örtlichen Radiosenders. Stipendien ermöglichten ihr eine erstklassige Ausbildung als Sängerin.

1959 gab Bumbry in London ihr erstes Konzert in Europa. Ihr Operndebüt als Amneris in Verdis „Aida“ 1960 in Paris war umjubelt. Es folgten Auftritte bei den Salzburger Festspielen, in Hamburg, in Tokio, an der Wiener Staatsoper, an der Mailänder Scala und immer wieder in London. Ihre Paraderollen waren die Salome in Strauss' gleichnamiger Oper, „Lady Macbeth“, „Aida“ oder als Prinzessin Eboli in „Don Carlos“.

Mit „ihrem dunkel glühenden Timbre“, so die „Süddeutsche Zeitung“, faszinierte sie die Opernfreunde. Der „Spiegel“ attestierte ihr ein „erbarmungsloses Selbstbewusstsein“.

Mitte der 90er Jahre stellte sie mit 26 Sängerinnen eine Gospel-Show auf die Beine, die jedoch bei Kritik und Publikum nicht ungeteilt positiv aufgenommen wurde. 2007 bis 2008 feierte sie auf einer großen Tournee ihren Abschied von der Bühne.

Die fast perfekt Deutsch sprechende Bumbry, die in Salzburg lebt, widmete sich zuletzt noch der Ausbildung von handverlesenem Nachwuchs unter anderem am dortigen Mozarteum. 2009 gründete sie eine eigene Gesangs-Akademie in Berlin.

dpa

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