Oberfranken und Tschechien pochen auf Ausbau der Eisenbahnverbindung Die Oberleitung muss her

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Mit Nachdruck fordern Politiker und Vertreter der Wirtschaft aus Oberfranken sowie ihre Kollegen aus dem westtschechischen Raum die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale und insbesondere der Bahnstrecke Nürnberg-Marktredwitz-Cheb-Prag. Das ist der Tenor einer Deklaration, die am Freitag bei einem Fachgespräch in Cheb unterzeichnet wurde.

 
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„Wir kämpfen seit Jahrzehnten für Verbesserungen auf dieser Verbindung. Jetzt, in diesem Jahr werden Entscheidungen in Berlin, Prag und München getroffen, sagte der Bayreuther Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein im Rathaus von Cheb: „Da ist es wichtig, dass wir uns positionieren.“ Daher trafen sich auf Initiative der bayerischen SPD-Landtagsfraktion Landtagspolitiker, Vertreter der Bayreuther Stadtratsfraktionen, der Wirtschaftskammern und anderer Gremien, um mit Politikern aus dem Nachbarland auf die lang ersehnte Verbesserung der Verkehrsverbindungen auf der Schiene zu pochen. Laut Rabenstein besteht mit der Tschechischen Republik seit 1995 eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung der Bahnverbindung Nürnberg-Prag. „Die tschechische Seite hat ihre Hausaufgaben gemacht und die Strecke bis Cheb elektrifiziert“, so Rabenstein. Auf der deutschen Seite klafft dagegen eine Lücke im Bahnstromnetz – der Fahrdraht endet in Skalka, einem Vorort von Cheb.

Was auch Kamil Rudolecký, den stellvertretenden tschechischen Transportminister, erzürnt. Rund 16 Kilometer seien es noch von hier bis zur Staatsgrenze; die Weiterelektrifizierung sei vorbereitet, nur: „Wir warten, wie es weitergeht auf deutscher Seite.“ Schon allein wegen der hohen Fördermittel sei Tschechien daran interessiert, das Projekt durchzuziehen: „Wir bemühen uns, dem Abkommen entsprechend nachzukommen“, so Rudolecký.

Birgit Seelbinder, Präsidentin der Euregio-Egrensis-Arbeitsgemeinschaft Bayern, ist sauer darüber, dass die von der Deutschen Bahn fertiggestellte Vorplanung für eine Elektrifizierung Hof-Marktredwitz-Cheb nicht der tschechischen Seite zur Einsichtnahme vorgelegt, sondern seitens der Bahn als internes Dokument behandelt werde, das nicht herausgegeben werde. Die tschechische Seite solle darauf dringen, wie wichtig dieser Ausbau ist. Noch liege die Vorplanung für die konkurrierende Strecke Prag-Pilsen-München über Regensburg zeitlich hintenan; Nürnberg-Eger habe einen Vorsprung. „Wenn wir nicht entschieden vorgehen, wird das hier ein weißer Fleck auf der Eisenbahnkarte bleiben“, warnte Seelbinder. Und Rabenstein ergänzte, Cheb-Marktredwitz-Hof werde sicher ausgebaut; der Weiterbau nach Nürnberg über Bayreuth sei dagegen noch nicht sicher: „Wir haben nichts gegen die Strecke Marktredwitz-Regensburg, aber wir dürfen nicht vergessen werden.“

Von „gemischten Gefühlen“ bei seinem Besuch im Berliner Bundesverkehrsministerium am 14. April 2015 berichtete Michal Pospíšil, Stadtrat der Stadt Cheb: Die Vereinbarung von 1995 über einen Ausbau sei dort als unverbindlich heruntergespielt worden, von einer in dem Papier vorgesehenen Arbeitsgruppe sei nichts bekannt. „Die Vereinbarung wurde nicht aufgelöst. Verträge sollen erfüllt werden“, sagte der Politiker, der sich darüber hinaus wundert, weshalb Bayern sechs Millionen Euro für Studien ausgebe, die den Südkorridor nach München betreffen.

Diese gemischten Gefühle hatte auch Wolfgang Brehm, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth, bei dem Gespräch in Berlin: Die Verbindungen würden nach dem Nutzen-Kosten-Verhältnis ausgewählt, und da schneiden naturgemäß Strecken im ländlichen Raum schlechter ab als zwischen Metropolen. „Wenn es nur nach diesem Kriterium geht, haben wir keine Chancen“, warnte Brehm: „Nur auf politischem Weg ist etwas zu erreichen.“ Es sei peinlich, dass die Deutschen hier nichts tun: „Nur die Tschechen.“

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