Die Lebensretter-Fabrik

Von Norbert Heimbeck
Die Teilnehmer der Erste-Hilfe-Kurse in der neuen Bayreuther Lebensretterfabrik legen selbst Hand an und sollen sich somit die Lerninhalte besser merken können. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Von A wie Auto bis Z wie Zigaretten gibt es alle möglichen Fabriken. Bayreuth hat neuerdings sogar eine Lebensretterfabrik. Tobias Schif lacht: „Das ist ein Wortspiel, weil in dem Begriff Fabrik die Buchstabenkombi B-R-K vorkommt.“ BRK, das steht für Bayerisches Rotes Kreuz. In der jüngsten Bayreuther Fabrik wird Erste-Hilfe-Ausbildung der Zukunft gelehrt.

 
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Rund 6000 Teilnehmer haben 2016 einen Erste-Hilfe-Kurs beim Roten Kreuz besucht. „Das ist doch eine tolle Zahl“, freut sich Tobias Schif, Pressesprecher des BRK-Kreisverbandes Bayreuth. Diese Zahl umfasst die unterschiedlichsten Kursangebote, vom Pflichtkurs für Führerscheinanwärter über Seminare für Schulsanitäter bis hin zur Ausbildung von betrieblichen Ersthelfern. In der Lebensretterfabrik werden diese Kurse zu einer einheitlichen Schulung zusammengeführt. „Am 1. April 2015 trat die Neuregelung der Erste-Hilfe-Ausbildung in Kraft“, sagt Marcel Hauswurz, Bildungsreferent beim BRK Bayreuth.

Bundesweit einheitliche Ausbildung

„Die Berufsgenossenschaften haben eine Vielzahl von Veränderungen gewünscht. Auch die Fahrerlaubnisverordnung wurde geändert. Der Kurs „Lebensrettende Sofortmaßnahmen“ mit acht und der Erste-Hilfe-Kurs mit 16 Unterrichtseinheiten wird in der bisherigen Form nicht mehr angeboten“, sagt Hauswurz. Die neu gestaltete Ausbildung umfasst nun neun Unterrichtseinheiten und ist einheitlich für betriebliche Ersthelfer und für Führerscheinbewerber geregelt. Wenn der Unterricht von 16 auf neun Stunden gekürzt wird, gebe es zwei Möglichkeiten: „Man kann Inhalte weglassen. Oder man sucht nach neuen didaktischen Methoden, um die Schüler in der kürzeren Zeit besser zu versorgen.“

Unter realen Bedingungen üben

Die BRK-Ausbilder in Bayreuth haben sich für die zweite Lösung entschieden: Im BRK-Heim in der Hindenburgstraße wurde ein Schulungsraum komplett neu eingerichtet. Statt wie bisher Frontalunterricht zu geben, sitzen maximal 20 Kursteilnehmer jetzt an Tischinseln und werden stärker als bisher zum Mitmachen aufgefordert. Hauswurz: „Unsere Teilnehmer sollen unter möglichst realistischen Bedingungen arbeiten.“

Säuren und Verbandskästen

Dazu gehört es zum Beispiel, dass sämtliche auf dem Markt befindlichen Erste-Hilfe-Kästen gezeigt werden. Dass mit den verschiedensten Modellen von Motorradhelmen geübt wird, wie man sie einem Verletzten abnimmt. Dass ein Telefon im Schulungsraum mit der Fahrdienstzentrale im Haus verbunden ist, so dass Notrufe unter Realbedingungen ausprobiert werden können. Hauswurz: „Jeder weiß, dass bei einem Vergiftungsfall im Haushalt der Patient nicht erbrechen soll. Aber was sind eigentlich Säuren und Laugen? Wir haben daher im Supermarkt eingekauft und können den Teilnehmern nun die wichtigsten Haushalts-Chemikalien zeigen.“ Auch wie man einen Defibrillator benutzt, wird geübt.

Während früher die Kurse für Führerscheinbewerber insbesondere auf Verkehrsunfälle abgestimmt waren, ist die Ausbildung heute umfassender geworden. Es gibt aber weiterhin zielgruppenspezifische Erste-Hilfe-Kurse: Zum Beispiel für Biker (die mit eigenem Helm und Schutzkleidung üben) und für Eltern von kleinen Kindern.

Erste Hilfe leicht gemacht

Immer wieder kommt es vor, dass Menschen Erste Hilfe verweigern, weil sie fürchten „etwas falsch zu machen“. Peter Herzing, Kreisgeschäftsfüher des Roten Kreuzes in Bayreuth, sagt dazu: „Nichts zu tun, ist viel schlimmer als etwas falsch zu machen! Man kann nur gewinnen bei der Soforthilfe. Wenn der Patient am Ende lebt, ist alles gut.“ Bildungsreferent Marcel Hauswurz ergänzt: „Die meisten Unfälle passieren im Haushalt oder am Arbeitsplatz. Das heißt, man kennt den Verunglückten. Umso wichtiger ist es daher, dass man seine Erste-Hilfe-Kenntnisse von Zeit zu Zeit auffrischt.“

Und so verhält man sich im Notfall richtig: Wer die 112 anruft (gebührenfrei aus allen Netzen in ganz Europa), gelangt zu einem Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle. Der fragt nach den klassischen „fünf W“.

1. Wo ist der Notfall?
Geben Sie den Notfallort so genau wie möglich an (Stadtteil, Straßenname, Hausnummer und Stockwerk)

2. Was ist passiert?
Beschreiben Sie das Ereignis knapp, zum Beispiel Verkehrsunfall, Absturz, Brand, Einsturz, eingeklemmte Person).

3. Wie viele Betroffene?
Schätzen sie die Zahl der Betroffenen, ihre Lage und die Verletzungen. Geben Sie bei Kindern auch das vermutliche Alter an.

4. Welche Verletzungen/Krankheitszeichen sehen Sie?
Beschreiben sie kurz den Zustand des Betroffenen (Bewusstlosigkeit, Atemnot, Verletzungen).

5. Warten auf Rückfragen!
Legen Sie nicht gleich auf, die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle benötigen eventuell noch weitere Informationen vom Anrufer.

Info: www.brk.bayreuth.de

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