Katharina Wagner zum Ausstieg von Siemens aus dem Public Viewing – Suche nach neuen Sponsoren läuft „Die Festspiele sind nicht gefährdet“

 Foto: red

Katharina Wagner hat sich im Interview mit dem Kurier zum Ausstieg von Siemens aus dem Public Viewing geäußert. Demnach laufe die Suche nach neuen Sponsoren.

 
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Das mediale Nachbeben war gewaltig: Nur wenige Tage nach dem Ende der Festspielzeit 2011 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Hof wegen der Kartenvergabepraxis der Festspiele ermittelt. Und dann wurde auch noch publik, dass Siemens die Festspielnacht nicht länger sponsern wolle. Nach ihrem Urlaub äußert sich Festspielleiterin Katharina Wagner im Gespräch mit Kurier-Redaktionsleiter Gert-Dieter Meier nun erstmals zu diesen Themen.

Frage: Frau Wagner, mitten in Ihren Urlaub platzte die Bombe: Siemens steht nicht mehr als Sponsor für die Festspielnacht zur Verfügung. Wie geht es denn jetzt weiter?Katharina Wagner: Zunächst einmal kam diese Ankündigung für uns nicht überraschend. Weil Siemens uns bereits vor der Festspielsaison 2011 angekündigt hat, dass das Unternehmen seine Schwerpunkte zukünftig anderswo setzen wolle – und eben nicht mehr beim Public Viewing. Das war für uns natürlich eine unerwartete Nachricht. Wir haben uns zu dem Thema zunächst nicht geäußert, weil wir uns natürlich gleich nach dieser Mitteilung auf die Suche nach anderen Lösungen gemacht haben. Und am liebsten zeitgleich mit der Verkündigung der schlechten Nachricht – eben dass Siemens aussteigt – auch vermeldet hätten, dass wir einen anderen Hauptsponsor gefunden haben. Deswegen haben wir das von unserer Seite nicht veröffentlicht. Das haben wir auch mit Oberbürgermeister Hohl so ausgemacht. Auch die übrigen Mitglieder des Verwaltungsrats der Festspiele wussten das. Dass diese Geschichte so früh an die Öffentlichkeit kam, war eigentlich ein „kleiner Unfall“. Denn es kam nicht über die Leute im Unternehmen heraus, mit denen wir immer ganz wunderbar zusammengearbeitet haben. Unser Bestreben war vielmehr, dass eben genau der große Wirbel, der jetzt entstanden ist, nicht entsteht. Aber manchmal kommt es eben anders, als man sich das denkt.

Frage: In den Medien ist Ihnen der Vorwurf gemacht worden, Sie hätten das Thema nicht entsprechend kommuniziert ...Wagner: .... Die, die das wissen mussten, sind von uns natürlich informiert worden. Und allen anderen wollten wir den Ausstieg von Siemens eben in Verbindung mit der Nennung des neuen Hauptsponsors verkünden.

Frage: Es ist immer wieder mal kolportiert worden, dass Siemens für die Festspielnacht rund eine Million Euro investiert habe. Hat denn das Unternehmen mit dieser Summe nur die Festspielnacht oder auch die Festspiele selbst unterstützt?Wagner: Es muss nun keiner in Hysterie verfallen, weil der Hauptbetrieb der Festspiele nicht gefährdet ist. Unabhängig von der Zahl: In so einer Sponsorleistung ist natürlich auch das Siemens-Eigenmarketing kalkuliert. Und diese Zahlen kenne ich gar nicht. Fakt ist: Siemens war schon auch Sponsor der Festspiele, vor allem aber des Public Viewings. Aber der Teil des Sponsorings, der auf die Festspiele entfällt, bewegt sich nun nicht in einer Größenordnung, der nach dem Ausbleiben die Festspiele insgesamt gefährden würde. Da finden wir auch wieder andere Sponsoren.

Frage: Es ist viel über die Gründe spekuliert worden, warum sich Siemens aus diesem Event verabschiedet hat. Unter anderem hieß es, der Hauptsponsor sei unzufrieden mit der Festspielsaison gewesen.Wagner: Das kann schon deshalb nicht sein, weil uns das Unternehmen schon vor dieser Spielzeit angedeutet hat, dass es sich zurückziehen werde. Nein, ich denke, dass das Unternehmen nun einfach andere Schwerpunkte setzen will. Was ja bei Unternehmen dieser Größenordnung durchaus nicht ungewöhnlich ist. Was aber die Akquise von Sponsoren eben auch erschwert. Deshalb sollte man dabei auch tunlichst darauf achten, dass Sponsoren das Rahmenprogramm sponsern – und eben nicht das Kerngeschäft. Denn sonst liefen wir womöglich Gefahr, irgendwann einmal keine Festspiele finanzieren zu können. Deswegen suchen wir Sponsoren vor allem für das Rahmenprogramm.

Frage: Stand heute – sind Sie optimistisch, dass es auch 2012 wieder eine Festspielnacht geben wird?Wagner: Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich in meiner Erwartungshaltung selten euphorisch bin. Ich bin eher Zweckpessimistin. Deswegen sage ich: Es ist noch nichts in trockenen Tüchern. Wir stecken aber in sehr interessanten Verhandlungen. Und wenn die erfolgreich verlaufen, wird es auch wieder eine Festspielnacht geben.

Frage: Es war ja der Plan, Stefan Herheims „Parsifal“ bei dieser Festspielnacht zu zeigen. Es war auch eine Aufzeichnung auf DVD angekündigt. Findet diese Aufnahme auf jeden Fall statt?Wagner: Davon gehe ich im Moment aus, ja.

Frage: Und dann platzte da noch eine Bombe mitten in Ihren Urlaub: Dass nämlich die Staatsanwaltschaft Hof ermittle gegen die Kartenvergabepraxis. Gegen wen wird denn ermittelt – gegen die Festspielleitung? Wagner: Dazu kann ich Ihnen leider gar nichts sagen. Normalerweise läuft es bei Anzeigen doch so, dass man angeschrieben werden müsste, um Stellung zu nehmen. Aber weder die Festspiele GmbH noch die Geschäftsführung wurde diesbezüglich angeschrieben. Ich kann Ihnen also nicht einmal sagen, ob überhaupt eine Anzeige vorliegt – und wenn ja: gegen wen.

Frage: In der Diskussion sind ja vor allem die verschiedenen Kartenkontingente. Wie geht es da nun weiter?
Wagner: Die Geschäftsführung hat bei der letzten Sitzung des Verwaltungsrats die Gesellschafter darüber informiert, dass der Bundesrechnungshof die Kartenkontingente gerügt hat. Was sicherlich richtig ist. Diese Kontingente kommen aber nicht von meiner Schwester und mir, sondern sind teilweise „Uralterfindungen“ aus der Zeit nach dem Krieg, um die Festspiele voll zu bekommen. Ob nun alle Kontingente gestrichen oder einige erhalten bleiben sollen, dazu wird es im Oktober einen Arbeitskreis geben. Da werden sicherlich auch Entscheidungen fallen.

Frage: Es heißt immer wieder, dass da zu wenig Transparenz im Spiel sei bei der Vergabe der Karten?Wagner: Der Bundesrechnungshof hat jede einzelne Karte geprüft. Man kann sicherlich nicht von einer Nicht-Transparenz reden. Es ist nur einiges merkwürdig sortiert. So gibt es beispielsweise eine Kategorie „Bayreuth“. Einfach deshalb, weil mein Vater immer wieder angesprochen wurde, dass die Bayreuther nie Karten bekommen würden und er deshalb wissen wollte, wie viele Bayreuther tatsächlich an Karten kommen. Das aber heißt natürlich noch lange nicht, dass jeder Bayreuther Karten bekommt. Aber genau das hatte der Rechnungshof angenommen.

Frage: Um eine Frage kommen wir natürlich nicht herum: Gibt es denn Neues bezüglich des „Rings“ 2013?Wagner: Herr Castorf war zum Ende der Festspielzeit noch einmal mit seinem Bühnenbildner in Bayreuth. Das waren sehr produktive Gespräche. Die Verträge wurden ihm mitgegeben. Ich denke, er lässt sie gerade prüfen. Es war ja bis jetzt überall Urlaubszeit.

Archivfoto: Kolb

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