Die Explosion der gelben Pollen

Von Stefan Linß
Kaum gewischt, und schon ist der Terrassentisch wieder von einer gelben Schicht bedeckt. Die Ausbreitung der Blütenpollen ist in diesem Frühjahr so stark wie seit Jahren nicht mehr. Foto: Stefan Linß Foto: red

Ganz Kulmbach liegt unter dem gelben Schleier. Die Luft ist trüb und erinnert an einen Sandsturm in der Wüste. In diesem Frühjahr sind besonders viele der winzigen Pollen unterwegs. Was ist der Grund dafür, dass sich der Blütenstaub so explosionsartig und in großer Menge über dem Land ausbreitet? Die Spur führt in den Wald.

 
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Es ist der Alptraum für jeden Reinlichkeitsfanatiker. Wer sein Auto sauber halten will, sollte an diesen Tagen besser nicht die Garage verlassen. Daheim ist schon wieder der nächste Frühjahrsputz nötig. Auf Fensterbänken und Terrassenmöbeln legt sich die Staubschicht nieder. Abwischen bringt wenig, denn es braucht keine Stunde und schon sieht es aus wie vorher.

Café- und Biergartenbetreiber stimmen in das Klagelied mit ein. Und draußen die Wäsche trocknen ist auch nicht zu empfehlen, weil sonst der gelbe Schleier die Kleidungsstücke verunreinigt.

Die Fichten sind's

Wenn der Wind durch den Wald pfeift, sind mancherorts regelrechte Pollenstürme zu sehen. Die kleinen Partikel werden massenhaft durch die Luft getragen und breiten sich überall aus.

"Der Grund sind die Fichten", sagt Gerhard Lutz vom Forstamt Stadtsteinach. Alle paar Jahre blühen sie extrem stark. Experten sprechen von einem Mastjahr. "Das ist nicht außergewöhnlich. Wir sehen das völlig gelassen", erklärt Lutz. "Unsere riesigen Fichtenbestände hauen richtig viel Staub raus."

Im Landkreis Kulmbach ist die Fichte der mit Abstand meistverbreitete Baum. Entsprechend ist bei einer Pollen-Explosion, wie sie sich in diesem Jahr beobachten lässt, das Aufkommen an Blütenstaub sehr hoch.

Nach dem strengen Winter mit einer Frostperiode bis Ostern hat sich die Natur lange zurückgehalten. Die sommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen haben dann zu einer schnellen Aufholjagd geführt.

Vieles läuft gleichzeitig

Friedhelm Haun stellt fest, dass in diesem Jahr bei den Pflanzen in kurzer Zeit ganz viel passiert. Neben den Nadelbäumen ist derzeit auch der Apfel an der Reihe, sagt der Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege am Landratsamt.

Und es sei noch gar nicht lange her, da standen andere Obstbäume wie Kirsche, Pflaume und Birne in Blüte. "Es läuft heuer bei der Entwicklung der Natur vieles gleichzeitig", sagt Friedhelm Haun.

Diesmal komme es wirklich geballt. Sehr früh, schon Mitte Februar, war im Kulmbacher Land die Hasel dran. Sie ist längst wieder abgeblüht, sagt Haun. Dafür sind jetzt neben dem Blütenstaub der Obst- und Nadelbäume auch die Birkenpollen im Umlauf, die für viele Allergiker ein Problem sind.

Warten auf den Regen

Ein Ende der Staubschicht ist nicht in Sicht. Die Fichte blüht womöglich noch mehrere Wochen lang. Nach der Fichte sind normalerweise Douglasien und Tannen an der Reihe. Es gibt ein Gegenmittel, das garantiert hilft und dem Spuk ein schnelles Ende setzt, verrät Gerhard Lutz. "Ein bisschen Regen und die Welt sieht gleich ganz anders aus", sagt der Forstmann.

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