Die vorsichtige Bundestagskandidatin mit den besten Aussichten „Die Emmi“

Wahljahr 2013, Hans-Peter Friedrich, Emmi Zeulner, Wahlkampf-Begleitung, Kulmbach am 10.09.2013. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Neudrossenfeld/Kulmbach Von Ute Eschenbacher Das gibt's so oft nicht: Eine Kandidatin, die überregional beinahe bekannter ist als in ihrem Wahlkreis. Über die alle großen überregionalen Blätter von der „Bild"-Zeitung bis zum „Spiegel" schon berichtet haben. Und die doch an der Basis ihre eigenen Leute erst geschlossen hinter sich bringen musste. Das hat Emmi Zeulner inzwischen geschafft.

 
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„Gefühlt bin ich in Kulmbach angekommen", sagt sie nach zwei Unternehmensbesuchen in Neudrossenfeld und Mainleus an der Seite von CSU-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich. Dass der CSU-Bezirksvorsitzende und der Kulmbacher CSU-Oberbürgermeister Henry Schramm sie unterstützen, weiß "die Emmi", wie sie beide nennen, zu schätzen.

So ist sie dabei, als Friedrich und sein Tross die Plan- und Gartenwerkstatt von Silvia Eichner und Wolfgang Schmitt in Pechgraben in der Gemeinde Neudrossenfeld besuchen. Im Eiltempo kommt sie Hofauffahrt hinaufgelaufen, denn sie ist zu spät dran. Daher blickt sie am Anfang noch etwas angespannt, bis Friedrich ihr aufmunternd zuruft: "Hi Emmi, geht's dir gut?" Lächeln, Hände schütteln, konzentriertes Zuhören.

Emmi Zeulner kommt aus der Kommunalpolitik, sie ist kein politischer Neuling. Zu ihren männlichen Mentoren gehört auch der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner. 2008 wurde sie über die Junge Liste in den Stadtrat und Kreistag von Lichtenfels gewählt. Seit 2006 gehört sie zur Jungen Union. In ihrem Kreisverband hat sie sich gegen zwei Konkurrenten durchgesetzt, einer zog freiwillig zurück. Bei der Delegiertenversammlung ihrer Partei im Januar stach sie die beiden Kandidaten aus Bamberg und Kulmbach aus. „Das ist eine Riesenchance für mich und ich hoffe sehr, dass ich sie nutzten kann, um  nachhaltig etwas für Oberfranken zu bewirken", sagt die 26-Jährige in schwarzem Hosenanzug und weißer Bluse mit fester, aber ein wenig leiser Stimme. "Ich bin froh, dass man mich jetzt fast überall erkennt", sagt die gelernte Krankenschwester und lacht. Ehrgeizig ist sie, holte das allgemeine Abitur nach und studiert mittlerweile European Economics Studies in Bamberg. Nebenbei arbeitet sie in der Verwaltung des Palliativ- und Hospizzentrums. Dort müsste sie heute Nachmittag eigentlich auch sein. Ihr Chef hat Verständnis, dass sie momentan ihre Zeit in den Wahlkampf investiert.

In der Maschinenbaufirma Künzel in Mainleus wartet ein ZDF Fernsehteam, um ein Porträt von Friedrich zu drehen. Emmi Zeulner spielt nur eine Nebenrolle, soll ins Bild, aber ohne O-Ton, erklärt der Redakteur. Beim Rundgang geht sie auf die Angestellten und Arbeiter zu, verteilt ihr Kärtchen, freut sich über eine Süßigkeit, die man ihr zusteckt. Flyer schreiben, Plakate anfertigen, Wahlprüfsteine beantworten, Podiumsdiskussionen - das sei anstrengender als Firmenbesuche, meint sie. Sie notiert sich die Anliegen der Leute, denen sie begegnet. Und hat jetzt schon eine lange Liste, die sie abarbeiten will.

Die Bundestagskandidatin ist ziemlich groß und überragt viele ihrer Gesprächspartner, weshalb sie wohl immer ein wenig den Kopf einzieht. Doch schüchtern ist sie nicht. Wenn sie ihre Positionen darlegt, wirkt sie bestimmt und klar. Sie weiß, was sie will und was nicht. Zum Beispiel sich am Traumergebnis von 68,07 Prozent ihres prominenten Vorgängers Karl-Theodor zu Guttenberg messen lassen. Der gilt immer noch als der verlorene Sohn in seinem alten Wahlkreis Kulmbach, Lichtenfels und Bamberg. Als Favoritin will sie sich selbst nicht sehen, "das ist nicht typisch für mich", sagt sie offen. Sie sei eher diejenige, die überraschend gewinne. Die mögliche Nachfolgerin von Guttenberg zu werden, an die Rolle musste sie sich selbst erst gewöhnen: "Ich musste da erst hineinwachsen." Gratuliert habe ihr der Baron nicht zur Nominierung. Emmi Zeulner kennt ihn aber aus ihrer Zeit in der Jungen Union in Lichtenfels.

Über ihr mögliches Ergebnis bei der Bundestagswahl äußert sie sich vorsichtig. "Es ist gut, dass die Wähler entscheiden und ich respektiere jede Entscheidung, die sie treffen", sagt die 26-Jährige während unseres Gesprächs in der Feuerwache in Kulmbach. "Ich versuche natürlich, zu überzeugen und alles dafür zu tun, dass das Ergebnis gut wird, aber der Rest liegt nicht in meiner Macht." Eine Zweitwohnung in Berlin habe sie noch nicht, so was würde sie vorab niemals machen, versichert sie, "man weiß nie, was passiert". Käme sie in den Bundestag, würde sie sich um einen Sitz im Gesundheitsausschuss bewerben. Sie würde versuchen, die hochmotivierten Leute zusammenzubringen, die Medizin studieren wollen und die Kommunen, in denen Ärztemangel herrsche. Oder sie würde sich für eine Verringerung der Dokumentationspflicht einsetzen, "damit wieder mehr Zeit für Pflege da ist." Und eine Lösung für die Umgehung in Kauerndorf und Untersteinach müsse auch endlich her. Sie sei eine Praktikerin, keine Ideologin, sagt sie. Ihre vier Geschwister sind stolz auf ihre Kandidatur. Die und das ganze Dorf hätten sie miterzogen, so auch der Stammtisch in der heimischen Gastwirtschaft, an dem es, logisch, um Politik ging.

Emmi Zeulner ist sich ihrer Verantwortung gegenüber den Menschen bewusst, die jetzt ihre Hoffnung in sie setzen. "Für mich ist das kein Spiel", versichert sie mit ernster Miene. Und wenn sie jemandem helfen könne, dann sei das "ein gutes Gefühl". Nun gilt es noch eineinhalb Wochen bis zum Wahltag zu überstehen. Emmi Zeulners Devise: „Wenn die letzten Meter nicht weh tun, hat man sich nicht genug angestrengt."

 

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