Fahrgäste als Qualitätstester im Main-Saale-Express gesucht Die Bahn will besser werden

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 Foto: red

Über die Bahn meckern, das kann jeder. Konstruktive Kritik üben und der Bahn dabei helfen, besser zu werden – diese Möglichkeit haben bald Reisende im Main-Saale-Express (Max) zwischen Bayreuth/Hof und Lichtenfels/Bamberg.

 
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„Zufriedene Kunden stehen 2015 ganz oben auf der Agenda von DB Regio Nordostbayern“: Dieses hehre Ziel verkündete Uwe Domke, der Geschäftsführer des Eisenbahnverkehrsunternehmens mit den knallroten Zügen, am Mittwoch vor der Presse in Hof . Wie bereits im Franken-Thüringen-Express (FTX) zwischen Nürnberg und Jena praktiziert, soll im zweiten Halbjahr ein Kundenforum für den Max gegründet werden. „Wir suchen Teilnehmer hauptsächlich unter unseren Abo-Kunden, also Menschen, die häufig in unseren Zügen unterwegs sind“, beschreibt Domke die Zielgruppe.

Und eine Qualitätsverbesserung , die könnte die DB Regio Nordostbayern brauchen. So rangiert der Main-Saale-Express im aktuellen Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahn-Gesellschaft auf Platz neun von 26, der Franken-Thüringen-Express auf Rang elf, und die Verbindungen im großen Verkehrsvertrag, also beispielsweise Bayreuth-Nürnberg, gar auf Rang 20. Es gibt also Luft nach oben, wo der Platzhirsch Agilis Nord seit Jahren von Platz eins grüßt. 2014 gelang es seinem Unternehmen laut Domke, die Pünktlichkeit auf dem 1050 Kilometer umfassenden Streckennetz bei den Neigetechnik-Verbindungen um knapp einen Prozentpunkt auf 94,3 Prozent zu steigern. Der Max kam demnach in 92,7 Prozent aller Fälle nicht mehr als sechs Minuten hinter dem Plan an, der FTX lag 2014 bei 92,1 Prozent.

Zum Leidwesen der Reisenden – und auch der Bahn – gibt es seit dem Fahrplanwechsel im Dezember keine durchgehenden Züge mehr zwischen Franken und Sachsen. Die Linie Nürnberg-Dresden, der ehemalige Franken-Sachsen-Express, wurde, eine Folge der Regionalisierung des Regionalverkehrs, in Hof gebrochen; die Reisenden nach und aus Sachsen müssen umsteigen. Das klappt bislang in 96 Prozent aller Fälle, sagte Domke.

Umsteigezwang kostet Reisende

Und verschweigt nicht, dass Reisende aus Bayreuth eine um einen Prozentpunkt schlechtere Chance haben, ihren Anschluss in Hof zu erwischen. Wegen der eingleisigen Abschnitte auf der Strecke, die naturgemäß für Störungen anfälliger sind als ihre zweigleisigen Gegenstücke. Die Regel-Umsteigezeit in Hof ist mit vier Minuten knapp bemessen, und wenn es hakt, sieht der Reisende bestenfalls noch die Schlusslichter – da die Züge Anschlüsse in den Knoten Zwickau und Chemnitz sowie die Fernverkehrsanschlüsse in Nürnberg erreichen müssen, ist die Wartezeit auf verspätete Züge naturgemäß begrenzt. Und die Kunden dürfen eine Stunde Fahrzeit draufschlagen. „Wir haben wegen des gebrochenen Verkehrs in Hof einen spürbaren Rückgang an Reisenden“, ist Domke nicht begeistert. Positiv dagegen: Das seit Fahrplanwechsel erweiterte Angebot zwischen Bayreuth und Nürnberg mit vier Zugpaaren in zwei Stunden hat laut Domke zu einem Fahrgastplus geführt. Beziffern lasse sich dieser noch nicht, dafür sei es noch zu früh.

Neues von der Fahrzeug-Front: Von den „Walfisch“-Triebzügen der Baureihe 641 des Main-Saale-Express’ erhalten zwei erweiterte Fahrradstellplätze. Statt aktuell fünf sollen künftig zehn bis zwölf Drahtesel von der Straße auf die Schiene wechseln können. Was lediglich einen Sitzplatz gekostet hat. Diese Fahrzeuge sollen bevorzugt an Wochenenden eingesetzt werden. Ob irgendwann alle „Walfische“ derart modifiziert werden? Domke: „Die Chancen stehen 50 zu 50.“

Auffrischungskur

Weiter geht es mit der Auffrischungskur für die 52 Neigetechnik-Triebzüge der Baureihe 612. Für rund 70 000 Euro pro Fahrzeug gibt es eine aufgefrischte Inneneinrichtung, eine neue Außenlackierung – und Steckdosen. Allerdings nur in der 1. Klasse. Für Strom an allen Plätzen reiche die Energie der Dieselfahrzeuge nicht aus, bedauerte Domke – diese könnten sich nicht quasi unbegrenzt ihren Saft aus einer Oberleitung ziehen.

Etwas Neues gibt es demnächst für Bahnkunden in Neuhaus/Pegnitz: In einem „Video-Reisezentrum“ im Bahnhofsgebäude können Reisende ihren Informationsbedarf ab März über einen Berater auf dem Bildschirm befriedigen.

DB Regio Nordostbayern beschäftigt derzeit 550 Mitarbeiter, davon rund 300 in Hof.

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