„Die Ertragslage der oberfränkischen Unternehmen unserer Branche ist insgesamt gut“, sagte Bayme/VBM-Vorstandschef Hanns-Peter Ohl. Jede vierte Firma erwarte eine Nettoumsatzrendite von vier Prozent und mehr. Die Nettoumsatzrendite bezeichnet das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz. Mit Verlusten oder einer „schwarzen Null“ rechnet der Umfrage zufolge kein Betrieb.
In der M+E-Branche in Bayern sind aktuell fast 835.000 Menschen beschäftigt. Das ist der höchste Wert seit 25 Jahren, wie Bayme und VBM mitteilen. In Oberfranken waren es im Jahresschnitt 2016 rund 58.000 Mitarbeiter.
Fachkräftemangel
Die Zahl der Stammarbeitskräfte sei im vergangenen Jahr im Bezirk um 2,7 Prozent gestiegen. Bis Ende des Jahres prognostizieren die Verbände, dass in der Metall- und Elektroindustrie bayernweit 9000 neue Jobs geschaffen werden. In Oberfranken werde die Zahl der Stellen in diesem Jahr um 1100 steigen, hieß es.
Kopfzerbrechen bereitet vielen Unternehmen der Fachkräftemangel. Bayernweit sehen fast 30 Prozent der befragten M+E-Firmen dadurch ihre Produktions- und Geschäftstätigkeit negativ beeinträchtigt. „Das ist mit Abstand der höchste Wert, den wir bislang ermittelt haben“, klagte Ohl.
Gerade vor diesem Hintergrund seien manche Forderungen der IG Metall nicht nachvollziehbar. Anspruch auf mehr Flexibilität – das müsse nicht nur für die Arbeitnehmer gelten, sondern auch für die Arbeitgeber, verlangte Ohl. Er lehnte den Vorschlag der Gewerkschaft ab, wonach die Beschäftigten ihre Wochenarbeitszeit temporär auf bis zu 28 Stunden reduzieren können. Zudem sollen bestimmte Gruppen hierfür einen Teillohnausgleich erhalten. „Eine Arbeitszeitverkürzung passt überhaupt nicht in die aktuelle Landschaft, die von Globalisierung, Volatilität und Fachkräfteknappheit geprägt ist“, kritisierte Ohl.
Arbeitszeitkorridore
In der M+E-Branche gilt tariflich die 35-Stunden-Woche, 13 Prozent der Beschäftigten in jedem Betrieb dürfen auch länger arbeiten. Bayme und VBM fordern die Streichung dieser Quote. „Vorstellbar sind Arbeitszeitkorridore mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 30 bis 40 Stunden, sofern sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer darauf einigen“, erklärte Ohl.
Die IG Metall hatte kürzlich moniert, die 35-Stunden-Woche existiere für die meisten Beschäftigten in der Branche nur auf dem Papier. Fast 150.000 Mitarbeiter habe die Gewerkschaft befragt. „Im Durchschnitt arbeitet ein Beschäftigter in der Metall- und Elektroindustrie heute tatsächlich über 39 Stunden“, zitierte die „Süddeutsche Zeitung“ Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler. Jetzt wolle die IG Metall die 35-Stunden-Woche stärker durchsetzen.