Diakonie: Konkurrenzkrampf

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Umkämpft und insolvent: die Diakonie-Tochter Hilfe für das behinderte Kind Foto: Harbach Foto: red

Der Verein Hilfe für das behinderte Kind ist voraussichtlich raus: aus der bisher gemeinsamen Diakonie-Tochter gleichen Namens, aus der Mitverantwortung und aus der Machtzentrale im Aufsichtsrat. Zeit für einen Neuanfang.

 
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Wenn zwei sich streiten, freut sich der Insolvenzverwalter. Da steht "die Diakonie" gegen "den Verein". Konkurrenzkampf? Konkurrenzkrampf! Völlig unnötig. Denn es handelt sich gar nicht um zwei Unternehmen, sondern um zwei Abteilungen des gleichen Mischkonzerns: die Diakonie und der Verein für das behinderte Kind, der Gesellschafter des Diakonie-Tochterunternehmens gleichen Namens ist. Besser: war.

Aber beide sind Diakonie, verbunden durch eine gemeinsame Aufgabe. Auch der Verein gehört dazu, der im Übrigen sogar Mitglied in der Diakonie Bayern ist. Verein gegen den Mutterkonzern, das ist Diakonie gegen Diakonie. Gut gehen kann so etwas nicht.

Es wundert also nicht, dass die Insolvenzverwalter die Streithähne voneinander getrennt haben und die insolvente gemeinsame GmbH der beiden erst einmal ohne den Verein ins Laufen bringen wollen. Es wundert nicht, dass den Insolvenzverwaltern die Meinungsverschiedenheiten zu groß waren. Auch Kinder, die am Tisch zanken, wer das größere Stück vom Kuchen bekommt, würden erst mal auseinander gesetzt werden. Dann müssen sie damit zufrieden sein, was die Großen ihnen auf den Teller legen. Eine Zeitlang war genug für beide da. Im Moment sind die Kuchenstücke eben kleiner – aber auch für beide.

Die Aufgabe für die Diakonie wird darin liegen, den Verein mit seinen vielen betroffenen Eltern nicht völlig auszuschließen von der Arbeit mit behinderten Menschen. Es wäre auch mehr als unklug, wenn sie auf dessen Kompetenz, dessen Einfluss und auch Geld verzichten würde. Vom Engagement der Mitglieder ganz zu schweigen. Es braucht Menschen, die für das kämpfen, wofür es angeblich kein Geld gibt. Gerade solche Unbequemen machen auch Diakonie aus.

Der Verein hingegen muss sich, auch wenn er die Machtzentrale der gemeinnützigen GmbH verlassen muss, neue Möglichkeiten suchen, auf die Behindertenarbeit der Diakonie einzuwirken.

Aber dazu sollte er eines einsehen: Auch er sitzt im Boot der Diakonie, das langsam wieder flott wird. Vielleicht ist diese Einsicht die beste Voraussetzung für einen größtmöglichen Einfluss in der Zukunft.

Denn mit allem anderen wäre denen am wenigsten gedient, die Hilfe am nötigsten brauchen: die behinderten Kinder und Menschen.

otto.lapp@nordbayerischer-kurier.de

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