Deutlich weniger Wildschweine geschossen

Von Stephan Herbert Fuchs
Angeblich wächst die Wildschwein-Population immer weiter an. Dennoch wurden in ganz Bayern in der vergangenen Jagdsaison deutlich weniger Tiere abgeschossen. Foto: David Ebener/dpa Foto: red

In Oberfranken gibt es Wildschweine in Hülle und Fülle. Trotzdem ist die Zahl der erlegten Tiere 2016/2017 im Vergleich zur Vorsaison um fast 1700 auf knapp 10.600 gesunken. „Für mich ist diese Differenz nicht zu erklären“, sagte Dieter Heberlein vom oberfränkischen Bauernverband bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung des Bauernverbandes und des Jagdverbandes in Himmelkron. Auch die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland war dort ein Thema.

 
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Nach Landkreisen aufgeschlüsselt habe es lediglich im Landkreis Lichtenfels eine Zunahme bei den Schwarzwildabschüssen im Jahresvergleich um über 50 auf knapp 800 gegeben. Alle anderen Landkreise in Oberfranken hätten sinkende Zahlen zu verzeichnen. Die meisten Abschüsse gab es der Statistik zufolge mit 1703 im Landkreis Hof gefolgt von den Landkreisen Kronach (1432) und Bayreuth (1401). An vierter Stelle liege der Landkreis Kulmbach mit 1334 Abschüssen. Die kleinste Schwarzwildstrecke verzeichne der Landkreis Forchheim mit 506 geschossenen Tieren.

Nachtsichtgeräte im Einsatz

Heberlein nannte die Zahlen erstaunlich. Allerdings lägen sie im bayernweiten Trend. Im Freistaat war die Schwarzwildstrecke von 85.000 auf 60.000 gesunken. „Wir hoffen, dass die Strecke in Oberfranken wieder das Niveau von 2015/2016 erreicht“, so Heberlein. Als Maßnahmen dazu nannte er mehr revierübergreifende Bewegungsjagden, Erleichterungen bei der Straßenverkehrssicherung, Aufhebungen der Schonzeitregelungen und den Einsatz von Nachsichtvorsatzgeräten.

Nach anfänglicher Ablehnung habe man mittlerweile erreicht, dass die Landratsämter diese Geräte mehr und mehr genehmigen. Im Landkreis Kronach seien beispielsweise im zurückliegenden Jahr 47, im Landkreis Coburg 21 und im Landkreis Lichtenfels 15 Nachtsichtgeräte für die Jagd genehmigt worden.

Landwirte resignieren vor Behörden

Neben den Wildschweinen gibt es aber auch noch andere Tiere, die den oberfränkischen Bauern das Wirtschaften schwer machen. Bayernweit seien etwa im zurückliegenden Jahr 610.000 Euro an Biberschäden gemeldet worden, nur drei Viertel des Betrages wurde den Betroffenen ersetzt. In Oberfranken seien 13.000 Euro zur Auszahlung gekommen, im Jahr davor lag die Zahl noch bei rund 20.000.

Laut Heberlein würden viele Landwirte die Schäden nicht mehr melden, weil sie sich von den Naturschutzbehörden nicht ernst genommen fühlten und die Schäden in den Ämtern klein geredet würden. Nicht nennenswert zugenommen habe dagegen die Gänseproblematik entlang des Mains. Trotzdem habe der Bauernverband eine Verlängerung der Ausgleichszahlungen für Gänseschäden beantragt.

"Es gibt mehr Wölfe, als wir denken."

Vorbereitet sein will der BBV Oberfranken auch auf den Wolf. Nahe der Kronacher Festung sei bereits ein verendetes Tier gefunden worden, das sämtliche Merkmale eines Wolfsangriffs aufweist. Verifiziert konnte der Verdacht nicht werden, weil es für eine notwendige DNA-Probe bereits zu spät gewesen sei. Heberlein appellierte deshalb an alle Bauern und Jäger, einen entsprechenden Verdacht sofort zu melden.

„Wildkameras lügen nicht, es gibt mehr Wölfe, als wir denken“, sagte Heberlein. Im Jahr 2016 seien mit Hilfe von DNA-Proben bundesweit rund 1000 Nutztierschäden nachgewiesen worden. Heberlein sprach von rund 70 Rudeln in Deutschland, die Zahl der Tiere könne schwer eingeschätzt werden. Kaum zu machen sei eine Einzäunung aller Weiden. Die Landesanstalt für Landwirtschaft habe dafür bereits Kosten in Höhe von über 400 Millionen Euro errechnet.

Forderungskatalog der Bauern und Jäger

„Ganz offensichtlich fühlt sich der Wolf recht wohl in Deutschland“, sagte Heberlein. Er legte deshalb einen Forderungskatalog vor, der unter anderem auf den Schutz und Erhalt der bäuerlichen Weide, Freiland und Offenstallhaltung abzielt.

Der Katalog sieht die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Gesellschaft und des Tourismus vor, außerdem sollten sämtliche rechtliche Fragen und Konfliktfelder im Zusammenhang mit dem Wolf gelöst werden. Schließlich gehe es auch um die Sicherheit der Menschen im ländlichen Raum.

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