Der Weihnachtsmann kommt aus Bayreuth

 Foto: red

Als „Deathartist“ macht Christian Guth – beziehungsweise, sein Bart – bei Instagram Furore. Auch als Whisky trinkender Weihnachtsmann kommt Guth gut rüber. Im Interview erklärt der Metallbauer aus Bayreuth, wie man mit XXL-Bärten Freunde in der ganzen Welt findet, was seine Gesichtsbehaarung mit sozialem Engagement zu tun hat und verrät, was man mit seinem Bart auf keinen Fall tun darf.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

1999 hat Christian Guth aus Bayreuth sich zuletzt rasiert. Mittlerweile ziert ein stattlicher Bart das Antlitz des 37-jährigen Familienvaters aus Mistelbach. Der verschafft ihm nicht nur viel Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken, sondern auch eine Mitgliedschaft beim exklusiven Club der „Bearded Villains“, der bärtigen Bösewichte. Die haben sich, trotz ihres Namens, dem Guten verschrieben. Ein böser Bart aus Bayreuth, der im Netz fürs Gute kämpft? Wir haben sofort zum Telefon gegriffen.

 

Christian, klären wir das Wichtigste vorab: Liegt Dein Bart beim Schlafen über oder unter der Decke?
Christian Guth: Ich binde den Bart zusammen. Ab einer gewissen Länge muss das einfach sein, sonst ist er in der Früh wahnsinnig durcheinander. Ob über oder unter der Decke, macht dann keinen so großen Unterschied mehr.

Wann warst Du denn zuletzt glattrasiert?
Guth: Oh, das ist lange her. So 1999, schätze ich. Seit 2013 lasse ich mir einen Vollbart wachsen, seit 2014 gehe ich auf Länge.

 

Bei Instagram bist Du als „Deathartist“ unterwegs - und ziemlich erfolgreich.
Guth: Ja, ich habe mit Instagram angefangen, als das noch ziemlich klein war. Als „Deathartist“ bin ich auch bei den „Bearded Villains“ bekannt -einem exklusiven Club von Bartträgern, die sich in den sozialen Netzwerken engagieren. Gegen Rechtsradikalismus, gegen Frauenfeindlichkeit, gegen Homophobie. Bartträger bekommen bei Instagram jede Menge Aufmerksamkeit. Die „Bearded Villains“ versuchen, diese Aufmerksamkeit zu etwas Gutem zu nutzen.

Wie wird man ein „Bearded Villain“?
Guth: Das ist gar nicht so einfach. Man muss sich bewerben. Dann wird man eine Weile beobachtet – bei mir waren es drei Monate. Die Villains schauen sich Dein Instagram-Profil an: Was machst Du da? Wofür stehst Du? Dann entscheiden sie, ob Du zu ihnen passt oder nicht. Ich hab‘ am 15. Oktober erfahren, dass ich dabei bin. Seitdem geht’s ab.

Wie meinst Du das?
Guth: Die Aufmerksamkeit ist der Wahnsinn. Ich habe plötzlich Kontakte in der ganzen Welt, bekomme Nachrichten von Leuten aus den USA. Ich bekomme viele positive Rückmeldungen, nicht nur für meinen Bart, sondern auch für mein Engagement mit den Villains. Ich habe zum Beispiel eine Patenschaft für einen Jungen in Ecuador übernommen.

Die Villains waren vor ein paar Monaten in den Schlagzeilen, als die schwedische Polizei ein Fotoshooting kontrolliert hat, weil ein Passant die Villains für IS-Terroristen hielt …
Guth: So etwas habe ich noch nicht erlebt. Aber klar, als Bartträger wird man immer wieder schräg angesehen. Aber das entspricht meinem Typ. Ich war schon immer eher anti. Tätowiert, Glatze, Vollbart. Ich höre Metalcore, Punkrock, schon immer. Ich spiele keine Rolle, ich bin einfach so.

Wie lang soll Dein Bart noch werden?
Guth: Ich lasse den so lange wachsen, wie es mir gefällt. Ich nehme an, dass man irgendwann eine Länge erreicht, bei der man sagt, okay, so lang und nicht länger. Aber an dem Punkt bin ich noch lange nicht. Ich will etwas Episches erreichen!

Letzte Frage: Was darf man Deinem Bart auf keinen Fall antun?
Guth: Ungefragt reinfassen. Geht gar nicht. Kommt aber oft vor. Was soll das? Ich fasse den Leuten doch auch nicht einfach so ins Gesicht!

Das Gespräch führte Christophe Braun. Das Interview erschien zuerst Ende Juli 2016.

Autor

Bilder